Siegerehrung:Lob von der Jury

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Buchhändlerin Nicola Bräunling, Hariet Paschke vom Kulturverein und Bibliotheksleiter Otto Linseisen bescheinigen den zahlreich eingesandten Texten eine hohe Qualität

Von Jana Erthel

Gummistiefelweg", so hat das ungewöhnliche Thema des Schreibwettbewerbs des Deutsch-Finnischen Clubs Puchheim geheißen und die teilnehmenden Hobbyautoren erst einmal vor eine Herausforderung gestellt. Bei der Siegerehrung der erwachsenen Teilnehmer in der Alten Schule Puchheim wird jedoch deutlich, wie kreativ sie diese Aufgaben umgesetzt haben. Manfred Paulus, der Vorstand des Clubs, ruft die Sieger auf, welche dann, sobald sie ihre Urkunde und ein kleines Präsent entgegen nehmen, dem Publikum ihre Geschichte vorlesen.

Michael Bloech und Stephanie Schiller teilen sich den dritten Platz, Marion Strencioch belegt den zweiten. Ein Sonderpreis wurde an Kuno Saatze vergeben. Nach einer spannungsvollen Pause gibt Paulus den ersten Platz bekannt, mit dem Lissy Pawelkas Kurzgeschichte "Mein Freund Mahdi" ausgezeichnet wird. Pawelka thematisiert darin die Sorgen des Flüchtlings Mahdi aus dem Irak, sein Antrag auf Asyl könne abgelehnt werden. Da die Hauptperson Tom trotz ihres Auslandsaufenthalts in Finnland in engem Kontakt zu dem Flüchtling steht, versucht sie den Iraker durch Berichte von finnischen Gummistiefelweitwurf-Wettbewerben aufzumuntern. Diese begeistern Mahdi und lassen ihn, wenn auch nur vorübergehend, seine Probleme vergessen. Die Autorin schafft es, das Thema in einen ungewöhnlichen Kontext zu stellen, die Probleme der Zeit aufzugreifen und unterstreicht dabei die Wichtigkeit von sozialen Kontakten.

Zwei auf einer Wiese zurück gelassene Gummistiefel: Das Wettbewerbsfoto des Deutsch-Finnischen Clubs ließ viel Raum für die Fantasie. (Foto: Petra Haro/oh)

Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die passionierten Teilnehmer mit dem Thema "Gummistiefelweg" umgehen. Die 14-jährige Svenja Kölsch besucht die achte Klasse der Realschule Puchheim und belegte mit ihrer Kurzgeschichte den ersten Platz in der Kategorie Jugendliche. Augenblicklich werden die Zuhörer in die von ihr konstruierte Welt hineingezogen, die durch die detaillierte Beschreibung schon zu Beginn von einer düsteren Stimmung umgeben wird. Eindrücklich beschreibt die junge Autorin die Gefühle der Hauptperson ihrer Geschichte, Marie, in ihren Worten spiegelt sich Trauer und verzweifelte Wut über den Tod des Großvaters wieder, mit dem das Mädchen oft spazieren gegangen war. Zum Schluss findet Marie inneren Frieden, als sie die Gummistiefel des geliebten Großvaters anzieht, um ein letztes Mal mit dem verstorbenen Menschen spazieren zu gehen. Die jugendliche Autorin versetzt sich sensibel in die Lage der trauernden Marie und trifft mit ihrer Geschichte mitten in das Herz der Leser und Zuhörer.

Den zweiten und dritten Platz belegten in der Kategorie Jugendliche Mardita Harde und Leonie Herold. Der Schreibwettbewerb des Clubs lief parallel in Salo, der finnischen Partnerstadt Puchheims, und erfreute sich auch dort an großer Beliebtheit. Die Teilnehmer werden in drei Altersgruppen aufgegliedert: Kinder von sechs bis zwölf Jahren, Jugendliche von 13 bis 15 Jahren, sowie auch Erwachsene waren dazu eingeladen, sich mit dem Thema fantasievoll auseinanderzusetzen und eine Kurzgeschichte einzureichen. Die Sieger der Rubrik Kinder und die der Jugendlichen waren vor einigen Tagen in der Aula der Realschule Puchheim verkündet worden. In der Altersgruppe Kinder belegten Alicia Dern, Lina Bayerke und Marietta Maier die Plätze eins bis drei. Ein Sonderpreis ging an Schülerinnen der Mittagsbetreuung der Grundschule Süd: Asenat, Anastasija, Salome, Ronja und Ciara für ihre gemeinsame Geschichte.

Ausgezeichnete Erwachsene (von links): Stephanie Schiller, Michael Bloech, Lissi Pawelka, Marion Strencioch und Kuno Saatze. (Foto: Deutsch-Finnischer Club)

Die Bekanntgabe der erwachsenen Sieger findet im kleinen Kreis statt, lediglich 50 Leute haben in dem Zimmer Platz. Bei dem hohen Niveau der Texte kommt man nicht umhin sich zu fragen, nach welchen Kriterien die Jury die Kurzgeschichten bewertete. Nicola Bräunling von der Buchhandlung Bräunling in Puchheim, Hariet Paschke vom Kulturverein Puchheim aus der Sparte Literatur, sowie Otto Linseisen, Leiter der Stadtbibliothek, erklärten sich dazu bereit, die Bewertung der Texte und die Vergabe der Plätze zu übernehmen. Hariet Paschke verrät, dass die Jury "sehr angetan und von der hohen Qualität der Texte überrascht" gewesen sei. Des Weiteren seien die Juroren bemüht gewesen, den tieferen Sinn hinter den Geschichten zu erkennen. Dabei nahmen sie keine Strukturanalysen vor, sondern legten den Fokus ihrer Bewertungen auf Originalität und Stil der Autoren.

Alles in allem stellte sich der Schreibwettbewerb des Deutsch-Finnischen Clubs als voller Erfolg heraus - nicht nur für die Sieger, sondern für alle Beteiligten. Die Siegergeschichten sind ab sofort auf der Webseite des Clubs zu finden und werden bei der Zehn-Jahresfeier des Partnerschaftsvereins am 16. September erneut vorgelesen.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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