Bauprojekt:Puchheimer Schulen müssen beim Sport improvisieren

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Weit gediehen sind die beiden neuen Turnhallen am Schulzentrum in Puchheim. Dennoch ist fraglich, ob sie termingerecht fertig werden. (Foto: Lukas Barth)

Der Neubau der beiden Turnhallen am Schulzentrum hinkt dem Zeitplan hinterher. Erst fanden sich Altlasten, nun gibt es Mängel am Sichtbeton. Von Juni an wird auch noch die Traglufthalle als Übergangslösung fehlen.

Von Heike A. Batzer, Puchheim

Beim Sportunterricht müssen Gymnasium und Realschule in Puchheim seit Jahren improvisieren. Die alten Turnhallen waren marode, im Jahr 2015 wurden dann Flüchtlinge in ihnen untergebracht. Mittlerweile sind die Hallen am Schulzentrum abgerissen. Die Neubauten - eine Dreifach- und eine Zweifachvariante - stehen schon, ob sie bis zum Beginn des neuen Schuljahres im Herbst fertig werden, ist allerdings fraglich. Aber auch in den letzten zwei Monaten des laufenden Schuljahres müssen die beiden Schulen noch einmal umdisponieren, was den Sportunterricht angeht: Die Traglufthalle, die zwei Jahre lang auf dem Campus als Übergangslösung genutzt wurde, wird Anfang Juni abgebaut.

Schon in der Corona-Zeit hat man sich mit Yoga in der Aula zufrieden geben müssen

Die Schulleitungen geben sich pragmatisch. Man werde in den Sommermonaten "flexibel reagieren" und vermehrt draußen Sport treiben lassen, kündigt Wolfgang Teuchner, der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums, an. Er ist erst seit vergangenem August an der Schule, die Improvisationskünste, die Gymnasium und Realschule schon in der Vergangenheit an den Tag legen mussten, kennt er nur vom Hörensagen. Auch beim Abbruch der beiden Turnhallen vor zweieinhalb Jahren gab es Probleme, weil Schadstoffe gefunden wurden und sich der Abbruch ebenso verzögerte wie der Aufbau der Traglufthalle, die den Schulen als Interimslösung dienen sollte. Am kommendem Mittwoch wird sie abgebaut, der Nutzungsvertrag läuft nach gut zwei Jahren aus. Verlängert werden kann er nicht, weil anschließend der Schmutzwasserkanal saniert werden muss, der unterhalb der Interimshalle verläuft. "Wir können es nicht ändern", sagt Christine Heimann, Konrektorin der Realschule. Bei gutem Wetter gehe man ins Freie, bei schlechtem werde man Alternativen finden, Yoga oder Entspannungstraining in der Aula zum Beispiel. Erfahrungen damit habe man bereits in der Corona-Zeit gesammelt.

Aber auch beim Neubau der beiden Hallen läuft nicht alles glatt. Eine Baufirma, die mit dem Abbruch zu tun hatte, hatte den Landkreis vor einem Jahr auf Zahlung von 177 000 Euro verklagt, man traf sich vor Gericht, ein Urteil gibt es noch nicht. Nun sind am Sichtbeton in beiden Hallen Mängel aufgetaucht. Der Sichtbeton sei "nicht ganz eben und gleichmäßig, sondern etwas gröber. Es geht hier um einen optischen Eindruck, nicht um die technische Betonqualität", erklärt eine Sprecherin des Landratsamtes auf SZ-Anfrage. Gutachten sind erstellt, ein sogenannter Betonkosmetiker soll eine Kostenschätzung für eine Nachbearbeitung liefern. Ein Rechtsanwalt wurde eingeschaltet.

Das Bauvorhaben leidet daran, dass es nicht mehr als 18 Millionen Euro kosten darf

Der dunkle Block neben der Bautafel ist eine der beiden Hallen. SPD-Kreisräte kritisieren jetzt die Optik. (Foto: Lukas Barth)

Und dann sind da die Kosten, die insgesamt nicht mehr als 18 Millionen Euro (ohne Traglufthalle) betragen dürfen. Das hatte der Kreistag bei der Genehmigung beschlossen. Kosten, die darüber hinaus entstanden, beispielsweise durch die Schadstoffentsorgung beim Abriss, mussten in die Gesamtsumme aufgenommen werden. Die Verwaltung lässt die Kreisräte deshalb wissen, dass eben jene unvorhergesehenen Kosten "mit einem großzügigeren Budgetrahmen zumindest zum Teil aufgefangen werden" könnten. Das Einsparungspaket umfasste unter anderem den Verzicht auf einen Schriftzug als dekoratives tragendes Element sowie auf Glasflächen in den Fassaden. Entstanden sind, zumindest aus Sicht der SPD, die damals gegen den Kostendeckel gestimmt hatte, nunmehr Sporthallen mit einer "monolithisch wirkenden Fassade" und "mit schwarzen Fassadenbrettern", die von Anwohnern, Schulverantwortlichen und künftigen Nutzern "als wenig gelungen" empfunden würden, heißt es in einem umfangreichen Fragenkatalog, den die SPD-Kreistagsfraktion dem Bauherrn vorgelegt hat. An diesem Montag wird sich der Kreisausschuss mit dem Thema befassen.

Die wichtigste Frage für die Schulen, aber auch für die Sportvereine ist, ob der Zeitplan eingehalten und die Sporthallen zu Beginn des neuen Schuljahres im Herbst in Betrieb gehen können. Weil der Baufortschritt derzeit etwa drei Wochen hinterherhinkt, gilt das als fraglich. "Mehrere Faktoren" würden "gegen die termingerechte Fertigstellung" sprechen, heißt es aus dem Landratsamt. Der Grund: Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine kommt es zu Verzögerungen bei der Materialbeschaffung. Die Kreisbehörde hat deshalb eigenen Angaben zufolge bereits Ausweichsporthallen "in begrenztem Umfang" reserviert.

Für die Sportvereine, die ebenfalls von Problemen in den Sporthallen betroffen sind, sieht sich der Landkreis indes nicht zuständig. Den Vereinen ausreichend Hallenkapazitäten zur Verfügung zu stellen, sei Aufgabe der jeweiligen Gemeinden, heißt es aus der Kreisverwaltung. Der Landkreis würde ihnen lediglich seine Schulsporthallen zur Nutzung überlassen. Deshalb verfügt die neue Puchheimer Dreifachhalle auch nicht über eine Zuschauertribüne. Einen Bedarf von Seiten der Stadt Puchheim gebe es nicht, antwortet das Landratsamt auf Anfrage der Kreistags-SPD, und für Schulturnhallen seien keine Tribünen notwendig. Die vorgesehenen Sitzstufen würden ausreichen. Als Versammlungsstätte für schulische Veranstaltungen wird indes die Zweifachturnhalle zugelassen. Anders hat es die Gemeinde Maisach gemacht, wo der Landkreis ebenfalls eine alte Turnhalle abgerissen und eine neue Dreifachhalle errichtet hat. Dort wurde eine Tribüne eingebaut - und die Gemeinde zahlt mit.

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