Schule:Abschlussprüfungen an den beiden Förderzentren

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Platz für Prüfungen: An der Pestalozzi-Schule in Fürstenfeldbruck absolviert nächste Woche noch eine Handvoll Schüler einen Abschlusstest. (Foto: Matthias Döring)

Für die 19 Neuntklässler im Landkreis endet die Schulpflicht. Viele besuchen aber im Anschluss das berufsvorbereitende Jahr einer Münchner Schule

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Während die Abiturienten sich auf ihre Zeugnisübergabe vorbereiten, stöhnen und schwitzen die Schüler an den bayerischen Real- und Mittelschule seit Montag über ihren Abschlussprüfungen. Zeitgleich mit ihnen, aber relativ unbeachtet, haben auch die Prüfungen an den Förderzentren begonnen. 700 Schülerinnen und Schüler aus ganz Bayern nehmen daran teil, im Landkreis sind es 19, die an der Pestalozzischule in Fürstenfeldbruck und der Eugen-Papst-Schule Germering, beides sogenannte sonderpädagogische Förderzentren, ihren Abschluss machen. Dabei können sie wählen zwischen einer Prüfung zum Erhalt des Förderschulabschlusses und einer Abschlussprüfung, die der an Mittelschulen gleichgestellt ist. Es sind jedoch nicht die gleichen Prüfungen wie an Regel-Mittelschulen.

Laut Fritz Reichel von der Eugen-Papst-Schule Germering ist die Teilnahme an den Abschlussprüfungen freiwillig. Den Schülern bleibt es frei gestellt, die Schule ganz ohne Prüfung mit einem reinen Entlassungszeugnis zu verlassen, sich nur für die Abschlussprüfung der Förderschulen anzumelden oder zusätzlich für einen Test, der dem an Mittelschulen gleichgestellt ist, erläutert der Konrektor. Um das Ganze zeitlich zu entzerren, werden die stark praxisorientierten Prüfungen der Förderschulen bereits vor den Pfingstferien, die Tests für den Mittelschul-Abschluss danach absolviert; die Zensuren stehen noch nicht fest. "Das ist zeitlich am besten für die Schüler", sagt Fritz Reichel. Denn so könnten sie in den Ferien noch einmal durchatmen, neue Kräfte sammeln und das Gelernte weiter vertiefen.

In diesem Jahr wäre die Pause jedoch gar nicht nötig gewesen, denn keiner der neun Neuntklässler hat sich für die sogenannte M-Prüfung, wie der Abschluss der Mittelschule auch heißt, angemeldet. "Das ist das erste Mal, dass sich keiner der M-Prüfung unterzieht", sagt Reichel. Eine Erklärung hat er dafür nicht. Wie der Konrektor betont, wechseln allerdings viele Schüler während der Schulzeit auf eine Regelschule. "Wir starten hier an der Schule mit zwei ersten Klassen, und nach der vierten Klasse haben wir nur noch eine fünfte Klasse", denn rund die Hälfte der ursprünglich an der Förderschule angemeldeten Kinder entwickle sich entsprechend gut. Wie eine Lehrkraft ergänzt, ist auch nach der fünften Klasse die Möglichkeit zum Schulwechsel bei entsprechenden Noten stets gegeben. "Die Durchlässigkeit ist hoch", unterstreicht sie.

Auch an der Pestalozzi-Schule in Fürstenfeldbruck ist die praxisorientierte Prüfung für den Förderschulabschluss schon vor den Ferien gelaufen. Laut dem stellvertretendem Schulleiter Wolfgang Ried konnten die zehn Schüler, genauso wie in Germering, zwischen einer Prüfung im sozialen oder im technischen Bereich wählen. Insgesamt dauerte die Prüfung eine Woche. Wie an der Eugen-Papst-Schule haben die Schüler in Fürstenfeldbruck jetzt nach den Pfingstferien die Möglichkeit, sich der M-Prüfung zu unterziehen. Anders als in Germering können sie aber auch die Abschlussprüfung des Bildungsgangs Lernen, den L-Abschluss, absolvieren. Wie Ried betont, ist auch in Fürstenfeldbruck die Teilnahme an den Prüfungen komplett freiwillig; auch ohne Abschlussprüfung bekommen die Schüler auf jeden Fall ein Entlassungszeugnis. Der Anteil derer, die sich für oder gegen eine der Prüfungen entscheiden, sei "immer ziemlich hälftig", so auch in diesem Jahr.

Förderschulen sind äußerst praxisorientiert. In Fürstenfeldbruck wird beispielsweise viel Wissen über sogenannte Schülerübungsfirmen vermittelt, in Germering gibt es etliche Firmen, in denen die Schüler bei Praktika den Berufsalltag kennen lerne. Über diesen Weg bekommen sie häufig einen Ausbildungsplatz. Und wer nach neun Jahren an der Förderschule und ohne M-Abschluss noch keine konkreten Zukunftspläne hat, dem bietet die Adolf-Kolping-Berufsschule in München weitere Orientierungshilfe. An der privaten, staatlich anerkannten Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung, können die ehemaligen Schüler von Förderzentren ein berufsvorbereitendes Jahr absolvieren. "Die meisten unserer Schüler gehen dorthin", berichtet Reichel.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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