Prozess vor dem Landgericht:27-Jähriger soll junge Frau bedroht haben

Lesezeit: 2 min

Student aus Gröbenzell könnte dauerhaft in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden

Von Andreas Salch, Gröbenzell

Er wolle Menschen helfen, denen es so gegangen ist wie ihm, sagt der Student aus Gröbenzell. Wahrscheinlich ist es aber so, dass er selbst am meisten Hilfe benötigt. Das allerdings bestreitet der 27-Jährige. In den vergangenen Jahren befand er sich mehrmals in psychiatrischer Behandlung. Seit diesem Dienstag muss er sich vor dem Landgericht München II verantworten. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft stellt er eine Gefahr für die Allgemeinheit dar und soll in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik auf unbestimmte Zeit untergebracht werden. Ärzte haben bei dem 27-Jährigen eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert.

Im Dezember vergangenen Jahres soll der Student eine junge Frau aus Finnland, mit der er eine Beziehung hatte, im Badezimmer eines Apartments in Gröbenzell festgehalten, geschlagen, erniedrigt und mit dem Tode bedroht haben. Außerdem soll er einer 21-Jährigen aus Gröbenzell, in die er sich verliebt hatte, über Jahre hinweg immer wieder nachgestellt haben. Seit Ende Dezember 2017 ist der 27-Jährige mit einem Unterbringungsbefehl des Amtsgerichts im Isar-Amper-Klinikum München einstweilig untergebracht. Etwa vier Wochen zuvor war er im Isar-Amper-Klinikum in Fürstenfeldbruck untergebracht worden. Am 14. November vorigen Jahres war es vor dem Gröbenzeller Haus, in dem die 21-Jährige wohnt, zu einem Polizeieinsatz gekommen.

Der Student hatte frühmorgens an der Tür geklingelt. Der Vater der jungen Frau öffnete. Als er den 27-Jährigen sah, forderte er ihn auf, zu gehen. Der junge Mann ging zwar, blieb aber am Zaun des Anwesens stehen. Der Vater rief die Polizei. Die Beamten erteilten dem Studenten einen Platzverweis, doch er weigerte sich zu gehen. Die Situation eskalierte. Als die Polizisten versuchten ihm Handschellen anzulegen, wehrte er sich heftig. Da er nicht laufen wollte, trugen ihn die Beamten zu einem Kombiwagen und legten ihn hinein, weil er sich nicht setzen wollte. Bei dem Einsatz rief der Student immer wieder nach der jungen Frau und versicherte ihr, sie zu lieben. Mitte Dezember hatte die Klinik in Fürstenfeldbruck dem 27-Jährigen einen Ausgang genehmigt. Er nutzte ihn, um zu dem Anwesen zu laufen, in dem die Gröbenzellerin wohnt. Als er Steine an ihr Fenster warf, erklärte der Vater der 21-Jährigen ihm, seine Tochter wolle ihn nicht sehen. Daraufhin war er gegangen. Einige Tage zuvor hatte er der jungen Frau eine SMS geschickt und sich für den Vorfall Mitte November entschuldigt, und gab an, er habe damals das Gefühl gehabt, das Haus, in dem sie wohne, vor "bösen Geistern beschützen" zu müssen. Selbst aus dem Isar-Amper-Klinikum in München schrieb der 27-Jährige der Gröbenzellerin noch Briefe, in denen er ihr schrieb, er liebe sie und werde sie niemals aufgeben. Der letzte Brief stammt vom März dieses Jahres. Das Amtsgericht München verbot jedoch ihn weiterzuleiten.

Als sich der 27-Jährige im Dezember 2017 wieder auf freiem Fuß befand, besuchte er seine damalige Partnerin aus Finnland. Sie wohnte in einem Apartment in Gröbenzell. Die junge Frau wollte den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge zurück in ihre Heimat. Doch damit soll der Student nicht einverstanden gewesen. Bei seiner Vernehmung vor Gericht bestritt der Student dies. Ebenso, dass er die junge Frau habe vergewaltigen oder gar töten wollen. Er habe ihr erklärt, dass er eine andere liebe. Daraufhin soll die 28-Jährige zu ihm gesagt haben: "Dann brauch' ich nicht mehr leben." Sie sei wütend geworden, auf ihn zugestürmt, habe ihn am Hals gepackt und geboxt. Dann habe sie so getan, als sei sie ohnmächtig geworden. Die 28-Jährige habe ein "Eifersuchtsproblem", sagte der Student zu Richter Martin Hofmann. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er glaube krank zu sein, antwortete der Gröbenzeller: "Ich sag' nee." Medikamente brauche er keine. Durch seine Erfahrungen in der Psychiatrie habe er "Stärke in sich selbst gefunden".

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: