Prozess:Freispruch vom Verdacht der Brandstiftung

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Der Fall schien eindeutig: Ein Paar streitet, sie schmeißt ihn raus, ruft zur Unterstützung auch die Polizei. Kurz danach steht das Haus, in dem die Frau und 19 andere Menschen wohnen, in Flammen; glücklicherweise kommt niemand ernsthaft zu Schaden. Salwan M., der männliche Part des Paares, wurde eine Stunde nach dem Brand von einer Nachbarin in der Nähe des Hauses gesehen. Seither saß der 37-Jährige in Untersuchungshaft. Nun ist er von der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II vom Vorwurf des versuchten 20-fachen Mordes sowie der versuchten besonders schweren Brandstiftung freigesprochen worden.

Wie Salwan M.s Rechtsanwalt, Karl-Heinz Seidl, nach dem Prozess unterstreicht, hat sein Mandant die Tat von Anfang an bestritten. Nach Einschätzung des Juristen "war die Beweislage von Anfang an recht dünn". Das habe auch der Staatsanwalt schon zum Auftakt des Verfahrens vor mehr als einer Woche durchblicken lassen.

Durch die Einvernahme "unzähliger" Zeugen an den sechs Verhandlungstagen wurde der Verdacht gegen seinen Mandanten keineswegs erhärtet. Vielmehr hätten die Zeugenaussagen aufgrund ihrer Widersprüchlichkeit eher zugunsten von Salwan M. gewirkt. Zudem konnte das von der Staatsanwaltschaft angenommene Motiv - Eifersucht - laut Seidl nicht aufrecht erhalten werden. Denn es tauchten Kurznachrichten auf, die belegten, dass Salwan M. nichts dagegen hatte, seine Freundin mit anderen Männern zu teilen. Zu guter Letzt sollte ein Brandgutachten Klarheit bringen. Doch auch dieses wirkte entlastend für Salwan M. Hinsichtlich des Brandes, bei dem etwa 50 000 Euro Sachschaden entstanden sind, stand am Ende nur fest, dass im Hauseingang eine brennbare Flüssigkeit verschüttet und mit einem Feuerzeug angezündet worden war.

© SZ vom 06.12.2017 / alin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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