Mitten in Germering:Wilde Jagd nach ausgebüxtem Kalb

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Falscher Eindruck: Als könnte er kein Wässerchen trüben, so lammfromm blickt der Jungbulle mitten auf einer Wiese in Germering in die Kamera. Dabei hielt das Kalb zwei Tage lang seinen Besitzer sowie etliche Kräfte von Polizei und Freiwilliger Feuerwehr auf Trab. (Foto: Polizei Germering)

Mit Lasso und Drohne versuchen ein Landwirt, Polizei und Feuerwehr zwei Tage lang ein Rindvieh wieder einzufangen.

Von Ariane Lindenbach, Germering

Von wegen staade Zeit! Im sonst so beschaulichen Germering haben sich nach den Weihnachtsfeiertagen außergewöhnliche, zwei Tage währende Jagdszenen abgespielt. Die ganze Chose filmreif zu nennen, wäre selbst für nüchterne Gemüter keineswegs zu fantasievoll. Sogar die ortsansässige Polizei hat ihre Mitteilung mit dem Aufsehen erregenden Titel "Wildwest in Germering" überschrieben. Und damit keineswegs hochgestapelt oder gar geflunkert: Von Lasso bis Drohne, alles versuchten die Jäger des verlorenen Kalbs, um dem Viech habhaft zu werden.

Aber der Reihe nach: Am Mittwoch büxte das Rindvieh, ein Kalb, wie es heißt, einem Landwirt aus. Der versuchte noch, ihm hinterherzukommen, als es Richtung Germeringer See davonlief. Doch im Waldstück Richtung Schusterhäusl verlor der Bauer das übermütige Tier aus den Augen. Mit Hilfe einer Drohne der Freiwilligen Feuerwehr Germering wurde das Areal abgesucht. Doch dieser erste Versuch "verlief negativ", wie die Polizei mitteilt. Am nächsten Abend gegen 23 Uhr meldet ein Anrufer eine Kuh in der Dorfstraße. Dort realisieren die Beamten zum ersten Mal, dass das Objekt ihrer Jagd, das Kalb, ein Jungstier mit etwa 450 Kilogramm ist. Die imposante Masse Lebendgewicht jedenfalls entkommt aus dem inzwischen abgeschlossenen Hof, läuft die Dorfstraße weiter in Richtung Augsburger Straße und durchbricht bei einem weiteren Einfangversuch einen Holzlattenzaun.

Dann streift der Jungbulle durch die Untere Bahnhof- und die Kirchenstraße. Südlich davon versucht der Landwirt, das Tier mit dem Lasso wieder einzufangen. Das scheitert genauso wie kurz darauf der Versuch, das Kalb mit mehreren Streifenwagen in die Enge zu treiben. Schließlich rennt das Rindvieh auf die B2 Richtung München; die Bundesstraße muss zeitweise komplett gesperrt werden. Dann läuft der übermütige Ausflügler wieder in Richtung der ehemaligen Tennisanlage an der Augsburger Straße. Dort kann er mithilfe von Gittern umstellt und dingfest gemacht werden.

An der Jagd waren Polizisten aus Germering und Gauting, Mitglieder der Verkehrspolizei Fürstenfeldbruck sowie Feuerwehrleute aus Germering beteiligt. Wie die Polizei in ihrem Bericht unterstreicht, "kamen weder der Jungbulle noch die Einsatzkräfte zu Schaden".

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