Polizei:Der letzte Einsatz

Lesezeit: 2 min

40 Jahre lang hat Herbert Kanz als Polizist gearbeitet, nun geht er mit knapp 60 Jahren in den Ruhestand. An diesem Freitag hat er seinen letzten Arbeitstag. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach sechs Jahren als stellvertretender Leiter der Olchinger Inspektion geht Herbert Kanz in den Ruhestand

Von Katharina Knaut, Olching

Polizeihauptkommissar Herbert Kanz ist ein großer Mann. Sein Händedruck ist kräftig, sein Auftreten freundlich und selbstbewusst. Kaum ein Polizist könnte seinem Gegenüber wohl mehr das Gefühl des "Freund und Helfers" vermitteln als der stellvertretende Dienststellenleiter der Olchinger Inspektion. Seit sechs Jahren hat Kanz diesen Posten inne, 40 Jahre verbrachte er bei der Polizei. Nun geht der beinahe 60-Jährige in Rente, diesen Freitag absolviert er seinen letzten Arbeitstag.

Auf die Frage, ob er seinem Ruhestand mit Freude entgegenblickt, muss Kanz lachen. "Die Bedenken, dass es leer wird, sind schon da." Als stellvertretender Dienststellenleiter hatte er zwar vor allem mit Verwaltungsaufgaben zu tun, wie die Einsatz- Urlaubs- und Lehrgangsplanung oder die Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizeiinspektion in Fürstenfeldbruck. In seinen sechs Jahren in Olching war Kanz aber auch in außergewöhnliche Fälle eingebunden. Besonders gut erinnert er sich an einen Einsatz auf den Gleisen: An einem Gefahrgutzug wurde austretende Flüssigkeit bemerkt, er stoppte am Bahnhof Olching, direkt vor der Polizeiinspektion. Es folgte ein Großeinsatz. "Man glaubt gar nicht, wie viele Fahrzeuge mit Blaulicht unterwegs waren", sagt Kanz. "Es war eine große Aktion, aber am Ende konnten wir durchschnaufen: Es stellte sich heraus, dass der Zug nur Kondenswasser verloren hatte." Zu diesen außergewöhnlichen Fällen kamen die jährlichen Ausnahmezeiten, wie die Faschingszüge in Olching und Gernlinden, sowie die Volksfeste in Olching und Maisach. Die Einsätze haben sich aber entschärft, meint Kanz: "Es gab schon deutlich schlimmere Faschingszüge und die Volksfeste verlaufen mittlerweile völlig unproblematisch."

Er habe gern in Olching gearbeitet, sagt der stellvertretende Dienststellenleiter. "Es ist eine lebendige Stadt, die Menschen sind sehr aufgeschlossen." Auch in der Inspektion habe er sich stets wohlgefühlt. "Es war immer sehr familiär."

Ursprünglich stammt Kanz aus Unterfranken. Dort begann er nach seinem Abschluss als Groß- und Außenhandelskaufmann auch seine Laufbahn: 1978 ging er zum damaligen Bundesgrenzschutz, zur Dienststelle in seiner Heimatgemeinde Oerlenbach. In dieser Zeit lernte er auch den Umgang mit der Fernschreibfunke, musste sich sogar noch das Morsen aneignen. "Aber das war eher provisorisch. Für den Fall, dass alles andere ausfällt." Schließlich wurde er von der bayerischen Polizei übernommen. So zog er 1985 mit seiner heutigen Frau nach Fürstenfeldbruck. Dort war er war vor allem beim Einsatzzug tätig.

Noch heute lebt er mit seiner Frau in Fürstenfeldbruck. Seine beiden erwachsenen Söhne sind bereits ausgezogen. Etwas haben sie jedoch daheim gelassen: Einen Hund. "Den hat die Freundin eines Sohnes mal ins Haus gebracht", erzählt Kanz. "Die beiden haben jetzt eine eigene Wohnung - der Hund ist aber geblieben." Er freue sich schon darauf, im Ruhestand mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Auch dem Mountainbiken will er sich mehr widmen. "Früher bin ich viel gefahren, auch unter der Woche." Dazu habe ihm in letzter Zeit die Gelegenheit gefehlt. Mit seiner Frau will er außerdem einige Städtereisen unternehmen.

Ob er jemals die Rolle des Polizisten ablegen kann? Kanz lacht. "Ich kann das eigentlich ganz gut trennen." Aber natürlich gebe es Fälle, in denen er nicht einfach wegsehen könne. So ging Kanz einmal in Fürstenfeldbruck vor der Sparkasse bei einer Schlägerei dazwischen. Ein wenig nehme man dann doch immer mit nach Hause, sagt er. Nun müsse er sich keine Gedanken mehr über den kommenden Tag machen, darauf freut er sich. Bedenken über eine mögliche Leere im Alltag, vielleicht. "Aber mit Schwermut sehe ich meinen Ruhestand nicht."

© SZ vom 12.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: