Politik:In der Vorbildfunktion

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Dankbare Zuhörerinnen: Beate Walter-Rosenheimer (rechts) zu Gast beim Olchinger Frauentreff. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Grünen-Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer erzählt beim Olchinger Frauentreff aus ihrem politischen Leben

Von Eva Runkel, Olching

Ein paar Korbsessel mit grünen Polstern stehen um einen niedrigen Tisch. Darauf eine Vase mit Sonnenblumen und die Wände zieren Gemälde und Bilder mit meist floralen Motiven. Sieben Frauen sitzen gemütlich bei einem Glas Rotwein zusammen. Diese Beschreibung würde wohl ganz gut auf das ein oder andere abendliche Zusammenkommen unter Bekannten zutreffen. Nur, dass hier eine der Frauen Beate Walter-Rosenheimer ist, die Germeringer Bundestagsabgeordnete der Grünen. In der kleinen Runde hat sie von ihrer Arbeit in Berlin erzählt und mit den Teilnehmerinnen über politische Themen, die sie bewegen, gesprochen.

"Ich hatte nie vor, Berufspolitikerin zu werden", so Rosenheimer. Dabei war sie schon früh politisch aktiv. Mit 19 Jahren interessierte sie sich vor allem für Umweltpolitik und die Gleichstellung von Frauen. "Ich war ein Gerechtigkeitsfanatiker." Als sie den Grünen beitritt, steigt sie in der Partei ziemlich schnell auf, trotzdem hat sie weiterhin keine Pläne für eine politische Karriere. Den Sinneswandel führt dann erst der ehemalige Landtagsabgeordnete Sepp Dürr herbei. Auf seinen Zuspruch und den Druck ihrer Kolleginnen aus der Partei hin, kandidierte Rosenheimer schließlich für den Bundestag, um zur stärkeren Vertretung der Frauen beizutragen.

Die Rolle der Frauen in der Politik und in der Gesellschaft ist weiterhin ein wichtiges Thema für sie. Damit stieß sie beim Olchinger Frauentreff natürlich auf großes Interesse. Es fehlten weibliche Vorbilder, gerade in der Politik. Das mache es schwierig, Kandidatinnen zu gewinnen, die bereit seien sich öffentlich zu engagieren. Die gesunkene Rate der Frauen auf den Wahllisten und der Versuch der AfD, die Ehe für alle wieder rückgängig zu machen, bezeichnet Rosenheimer als "Rollback" der Gesellschaft, was von zustimmenden Kommentaren der anwesenden Damen quittiert wird.

Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis das Gespräch auf das Verhältnis der Grünen zu AfD und CSU zurückfällt. Die Bundestagsabgeordnete berichtete über eigene Erfahrungen, die sie bei Debatten in Berlin gemacht hat. Die AfD würde bei allen Verhandlungen versuchen zu intervenieren und dabei mit inhaltlich schwachen Argumenten und starken Übertreibungen vorgehen. "Alle Debatten enden bei Flüchtlingen oder zu früh sexualisierten Kindern." Nach dem Rattenfänger-von-Hameln-Prinzip würden sie durch banale Aussagen, Ängste in der Gesellschaft schüren. Bei der CSU auf der anderen Seite wären viele Mitglieder schon sehr von dem Seehofer-Söder-Debakel genervt. Die ständigen Streitigkeiten seien nicht zielführend und glichen eher einem persönlichen Rachefeldzugs Seehofers gegen Söder und Merkel. Auch die Entwicklung der Partei vor den Wahlen kritisierte Rosenheimer. "Das Fischen am rechten Rand hat die CSU nicht nötig." Das C sollte ja schließlich für christlich stehen. Doch solange noch "teils grausame Abschiebungen" stattfänden, mache es das Aufhängen von Kreuzen in allen öffentlichen Gebäuden auch nicht wett.

"Die CSU bräuchte mal wieder frischen Wind unter den Flügeln", meinte eine der Anwesenden des Olchinger Frauentreffs und spielte auf eine mögliche Zusammenarbeit der CSU mit den Grünen an, denn mit den Freien Wählern wäre das nicht der Fall. Von einer schwarz-grünen Koalition wäre Rosenheimer zwar nicht begeistert, jedoch räumt sie ein, dass die Grünen in der Regierung doch mehr Möglichkeiten hätten als in der Opposition. Auf die Frage, wie die Bundestagsabgeordnete ihr Arbeitspensum einschätze, antwortet Beate Walter-Rosenheimer bedeutungsvoll: "Viel."

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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