Pandemie:Gegner der Corona-Politik formieren sich

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Einen "corona-konformen Spaziergang" nennen die Teilnehmer ihre Aktion in Fürstenfeldbruck. (Foto: Eltern für Kinder, oh)

In der Kreisstadt finden unangemeldete Demonstrationen statt, auf denen Flyer verteilt und Grabkerzen aufgestellt werden. Die Aktion am Samstag hat der Verein "Eltern für Kinder" organisiert, dessen Vorsitzender sich von Querdenkern distanziert

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

In Fürstenfeldbruck sind in den vergangenen Tagen mehrfach Gegner der Corona-Maßnahmen durch die Innenstadt gezogen. Am Samstag verteilte der Verein "Eltern für Kinder" dort einen Flyer, der sich gegen das Impfen von Kindern richtet. Eine andere unbekannte Gruppe entzündete am Montag Kerzen vor dem alten und dem neuen Rathaus.

Der Verein "Eltern für Kinder" ist seit längerem aktiv. Im September reichte die Gruppe eine Petition an den bayerischen Landtag ein, die sich gegen Masken- und Testpflicht an Schulen und Kindertagesstätten sowie eine Impfpflicht für Kinder und Jugendliche richtet. Mehr als 12 000 Unterschriften hätten sie dafür gesammelt, aber der Petitionsausschuss lehnte ab, berichtet Raik Schwarz, der Vorsitzende des Vereins.

Am Samstag trafen sich seinen Angaben zufolge 70 Personen, nicht nur Vereinsmitglieder, zu einer "spontanen Kundgebung" auf dem Brucker Volksfestplatz. Anschließend seien die Teilnehmer auf den Gehsteigen in einem "corona-konformen Spaziergang" durch die Innenstadt gezogen. Weder die Polizei noch das Landratsamt haben die Aktion mitbekommen.

Nach Angaben von Schwarz war es die erste Kundgebung dieser Art. "Wir diskutieren über weitere Aktionen, aber konkret ist noch nichts geplant", sagt er. Schwarz betont, dem Verein ginge es lediglich um die Maßnahmen an Schulen und Kindertagesstätten. Von der Querdenker-Bewegung distanziert er sich ausdrücklich. "Wir reden von einer ernsthaften, schweren Erkrankung, aber Kinder tragen dazu nicht bei, und wenn sie sich mit dem Coronavirus infizieren, haben sie zu 99,9 Prozent einen leichten Verlauf", sagt Schwarz.

Die Vereinsmitglieder seien auch "definitiv keine Impfgegner", würden sich aber gegen eine Impfpflicht wenden, versicherte er. "Jeder muss selber entscheiden können", betont Schwarz. Bei "Eltern für Kinder" handle es sich um einen eingetragenen Verein, dessen Mitglieder alle aus Mammendorf stammten, die aber im gesamten Landkreis aktiv seien. Schwarz selbst gehört dem Elternbeirat der Grund- und Mittelschule in Mammendorf an.

Die Rektorin der Schule wollte sich dazu nicht äußern. "Wir befinden uns nicht in einer Diskussion mit den Eltern, wir stehen im Austausch mit den Eltern und beziehen uns in den Gesprächen auf die Vorgaben des Kultusministeriums. Diese werden an unserer Schule umgesetzt. An unserer Schule gibt es keine Schüler, die die Maske verweigern oder aufgrund ihrer persönlichen Einstellung nicht in die Schule kommen", erklärt Claudia Bülau lediglich.

Am Sonntagabend hat der Brucker Oberbürgermeister eine Gruppe in der Stadt bemerkt, die Aktion jedoch nicht als Demonstration wahrgenommen. "Damit war das für uns erledigt", sagt Erich Raff (CSU). An einer weiteren Kundgebung am Montag nahmen nach Angaben bis zu 40 Personen teil. Auch diese Aktion war nicht angemeldet, erklärte ein Sprecher des Landratsamts. Die Teilnehmer seien vom Volksfestplatz zum alten und zum neuen Rathaus gezogen und hätten Grablichter aufgestellt und angezündet. "Wir haben mit den Leuten gesprochen, das war friedlich und problemlos", sagt Michael Fischer, der stellvertretende Leiter der Brucker Polizeiinspektion. Das Ganze sei als Lichterspaziergang tituliert worden.

Raff berichtet, er habe bemerkt, dass die Teilnehmer in Bezug auf Corona anderer Meinung seien. "Auf Diskussionen lasse ich mich nicht ein", sagt der OB. Er habe die Leute lediglich aufgefordert, die Kerzen so aufzustellen, dass der Zugang zum Briefkasten des Rathauses frei bleibt. Am Dienstagmorgen habe er Hausmeister und Bauhof angewiesen, die Kerzen wieder wegzuräumen.

Ein Sprecher des Landratsamts sagt, es hätten sich keine Erkenntnisse auf die verantwortlichen Organisatoren der Veranstaltung ergeben. Während die Kreisbehörde vermutet, dass es sich um den Verein "Eltern für Kinder" gehandelt haben könnte, bestreitet Schwarz definitiv jede Verbindung. Die Akteure vom Montag ordnet man im Landratsamt der Querdenkerszene zu. Allerdings habe es bisher aus dieser Szene keine Übergriffe oder sonstige strafrechtlich relevanten Aktivitäten gegeben. "Wir beobachten die Entwicklung weiter und stimmen uns regelmäßig mit der Polizei deswegen ab", hieß es seitens der Ordnungsbehörde.

In Dachau gab es am Montag ebenfalls einen unangemeldeten Spaziergang von Gegnern der Corona-Politik, an dem etwa 100 Personen teilnahmen.

© SZ vom 16.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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