Pädagogik:Wenn der Traumfresser zum Freund des Schlafes wird

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Bilderbücher würden Kindern ermöglichen, sich mit einer Figur zu identifizieren und Abstand zu sich selbst zu gewinnen, sagt Kerstin Schwäbisch im Brucker Familienzentrum. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Diplomheilpädagogin Kerstin Schwäbisch führt in einem Vortrag im Brucker Familienstützpunkt den pädagogischen Wert von Bilderbüchern vor Augen. Eltern sollten sich beim Vorlesen Zeit nehmen, schließlich könnten Kleinkinder mit diesem Medium vieles verarbeiten und einen Bezug zur Realität finden

Von Katharina Proksch, Fürstenfeldbruck

Bilderbücher öffnen Welten und Tore zu Gefühlen. Darüber klärte vor kurzem Kerstin Schwäbisch im Familienstützpunkt der Brucker Elternschule auf. Die Diplomheilpädagogin und stellvertretende Leitung der Erziehungsberatungsstelle Fürstenfeldbruck beschäftigte sich schon während des Studiums mit der Frage, welche Bedeutung Literatur für Kinder hat. Ganz zu schweigen von ihrer persönlichen Faszination für (Bilder-)Bücher seit Kindheitstagen an.

Wie die 55-Jährige einst selbst, greifen Kinder ganz automatisch zu Bilderbüchern, wenn sie angeboten werden, zum Beispiel zuhause oder im Kindergarten. Die Geschichten ermöglichen dem Kind in eine Rolle zu schlüpfen. Sie identifizieren sich mit einer Figur und gewinnen einen Abstand zu sich selbst, was es ihnen erleichtert, über Themen und Gefühle zu reden. Dass es nicht immer leicht ist, über seine Gefühle zu reden, kennt wohl ein jeder. Insbesondere Kinder können ihre Emotionen noch nicht immer einordnen und Eltern fällt es schwer, mit ihren Sprösslingen darüber zu reden.

Somit sei es grundlegend, ein Angebot an Büchern zu schaffen, so Schwäbisch. Oftmals wird diese Auswahl wahllos getroffen, gibt es doch Unmengen, die gezielt auf Gefühle wie Scham, Eifersucht, Wut, Trauer, Mut und Angst setzen. Dabei sollte man die Kinder keineswegs zum Thema drängen, sondern besser den richtigen Zeitpunkt abpassen und für einen gemütlichen Rahmen sorgen. "In gemütlicher Atmosphäre und im geschützten Umfeld öffnet sich das Kind leichter", so Schwäbisch. Dafür muss man sich Zeit lassen, um sich auf das Kind einlassen zu können.

Großillustrierte Bücher, wie zum Beispiel "mutig, mutig" von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer eignen sich gut für Kindergruppen. Auf klein und detailreich gezeichnete Bücher lässt sich leichter zu zweit eingehen. Im Alter von drei bis fünf Jahren seien Kinder besonders empfänglich für Bilderbücher, genauso aber auch Zehnjährige, die Lust darauf hätten, so Schwäbisch. Kinder suchen sich Elemente heraus, die man im Gespräch leicht aufgreifen könne. Sei es, indem man die Bilder frei erzählt, den Text vorliest oder Verse wiederholt vorspricht, die das Kinder nachplappern kann. "Das Kind lädt sich das Traumfresserchen ein und schläft anschließend besser", erklärt Schwäbisch am Beispiel "Traumfresserchen" von Michael Ende. Es verinnerlicht eine Botschaft, die ihm in einer bestimmten Situation hilft.

Während und auch nach dem Vorlesen sollte man sensibel für die Reaktionen des Kindes sein und es mit der Geschichte nicht alleine lassen. Zusammen kann man das Gehörte weiterdenken oder durch gezieltes Fragen Lösungen für die Figuren im Buch zu finden. Das wiederum schlägt die Brücke in die Realität. Du bist mit deinem Problem nicht allein, kann dabei eine Botschaft sein

Dennoch sei ganz wichtig, Emotionen nur in dem Moment anzusprechen, in dem das Kind sie auch annehmen könne und wolle, so Schwäbisch. "Sowohl das Kind als auch die eigene Laune sollten für den Moment passen."

Am 6. Februar referiert Kerstin Schwäbisch zu "Trennung und Scheidung" und am 20. März zu "Tod und Trauer". Die Veranstaltungen finden jeweils von 19 bis 20.30 Uhr in der Brucker Elternschule West (Am Sulzbogen 56) statt. Anmeldung für diese Versnatltungen sind unter der Nummer 08141/636 53 möglich.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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