Veranstaltungsforum Fürstenfeld:Opulente Oper für alle

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Mit einem großen Strauß Blumen soll das Herz der Angebeteten erobert werden: Die Solisten Florentine Schumacher als Adina und Hongyu Chen als Belcore. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Philharmonischer Chor und Akademisches Sinfonieorchester München glänzen mit der Aufführung von Gaetano Donizettis "Der Liebestrank".

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Große Oper im Stadtsaal in Fürstenfeld - das gab es lange nicht. In der Tat gehört das Genre Oper zwar zu den herausragenden Ereignissen des Kulturlebens, aufgrund der immensen Anforderungen in jeder Hinsicht ist Oper aber fast nur an bedeutenden Opernhäusern in Großstädten realisierbar. Es gehört zur DNA des Philharmonischen Chores Fürstenfeld, dass insbesondere Opernproduktionen in regelmäßigen Abständen stattfinden, zuletzt 2017 mit Giuseppe Verdis "Nabucco". Dazu trägt auch bei, dass das Akademische Sinfonieorchester München auch heute noch in enger Verbindung zum Philharmonischen Chor steht. Damit stehen zwei große und leistungsstarke Klangkörper zur Verfügung. Opern im Miniaturformat, wie über lange Zeit die Puchheimer Taschenoper, sind wunderbare Ergänzungen, klammern aber Opulenz in Klang und personeller Besetzung planmäßig aus.

So ist Oper in Fürstenfeld quasi "Oper für alle": Musizierende in Chor und Orchester kommen mit dieser Gattung hautnah in Berührung, das Publikum erlebt vor der Haustür bei bester Sicht von allen Plätzen auf die Bühne ein beeindruckendes Spektakel. Zwar ist es nicht ganz gratis, wie bei den sommerlichen Events mit Videoleinwänden vor der Bayerischen Staatsoper auf dem Max-Joseph-Platz. Es ist hier aber in jedem Fall sehr unmittelbar nah und zu einem Preis, dessen oberste Kategorie am unteren Ende der Skala für einen Platz im Opernhaus in München rangiert. Damit gibt es nur Gewinner, denn das hohe Engagement von Chor und Orchester gibt es sozusagen kostenlos dazu.

Aufgrund der außergewöhnlichen Voraussetzungen mit einem über sechzig Sängerinnen und Sängern starken Chor bieten sich insbesondere solche Opern an, in denen der Chor eine große Rolle. Umgekehrt sollte die Zahl der Protagonisten allein aus finanziellen Gründen eher klein sein. Da die Rahmenbedingungen damit völlig anders aussehen als an großen Häusern, kommen auch Werke ins Blickfeld, die sonst oft nicht in der ersten Reihe stehen.

Auf der Bühne des Stadtsaals wird es phasenweise richtig eng. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Für die Fürstenfelder Produktion hatte man die Oper "Der Liebestrank" von Gaetano Donizetti ausgewählt, aufgrund der italienischen Sprache der Aufführung also "L'elisir d'amore". Der Inhalt dieser Oper lässt sich kurz zusammenfassen: Eine Frau (Florentine Schumacher als Adina) wird von zwei unterschiedlichen Männern umworben (July Zuma alias Nemorino und Hongyu Chen als Belcore). Um die erwünschte Wirkung herbeizuführen, kommt der geschäftstüchtige Dulcamara (Marlon de Silva Maia) gerade recht, der einen Liebestrank feilbietet, der nüchtern betrachtet durch seine hohen Alkoholgehalt berauscht. Am Ende findet mit Adina und Nemorino das richtige Paar zusammen, so dass alle glücklich sind. Philharmonischer Chor Fürstenfeld und Akademisches Sinfonieorchester München musizierten unter der Leitung von Carolin Nordmeyer, für die Choreinstudierung zeichnete Andreas Obermayer verantwortlich.

Donizetti ist ein Meister des melodischen Einfalls und der durch die Instrumentation untermauerten Stimmungen, gepaart mit rhythmischer Präzision und häufigen Tempowechseln. Seine Musik wirkt nie statisch, so dass fließende Bewegung zum Kern gehört. Diesem Anspruch wurde das Orchester am ganzen Abend ausgezeichnet und höchst flexibel gerecht, was sich auch auf die Bühne übertrug: Die große Zahl der Choristen (in den Kostümen von Beate Heinsius) bildete über lange Phasen eine Art lebendiges Bühnenbild, das aber immer in sinnvoller Bewegung gehalten wurde (Regie von Birgit Kronshage). So wirkte die Personenführung nie aufgesetzt oder übertrieben, spiegelte aber die musikalischen Vorgaben des Orchesters sehr gut wider. Überzeugend geriet die stimmliche Leistung der Sänger, die ihren nicht geringen Part auswendig meisterten und zudem sehr natürlich auf der Bühne agierten. Das sparsame Bühnenbild (Alex Mans) bildete einen guten Rahmen, der durch unterschiedliche Lichtwirkungen in diverse Stimmungen versetzt wurde.

Florentine Schumacher brillierte in der Rolle der Adina, hatte die ganze Bühne fest im Griff und überzeugte sowohl als resolute Gutsbesitzerin im korrekten Kostüm im ersten als auch als sehr nahbar-leidenschaftliche Liebhaberin im zweiten Akt. Die Tatsache, dass Nemorino hier kein junger Bauer aus der Region, sondern ein Elektriker mit schwarzer Hautfarbe war, blieb dramaturgisch unberücksichtigt. Sein Tenor war gut geführt und mit zartem Schmelz ausgestattet, wenn auch nicht allzu groß. Die Bravourarie "Una furtiva lagrima" gelang ihm mit großer Intimität. Sergeant Belcore hatte vor allem im ersten Akt deutliche Probleme in der Abstimmung mit dem Orchester und blieb auch darstellerisch eher blass. Dulcamara eroberte die Bühne quasi im Sturm und wurde so seiner Rolle sehr gut gerecht.

Das Publikum war am Ende begeistert, quasi auf der ganzen Linie mitgenommen von dem Schwung, der von Bühne und Bühnengraben ausging.

Weitere Aufführungen von Donizettis "Liebestrank" gibt es am Samstag, 11. November, 19 Uhr, am Sonntag, 12. November, 15 Uhr, sowie am Samstag, 18. November, 19 Uhr, im Stadtsaal.

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