Streik:200 Teilnehmer bei Kita-Demo

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Die streikenden Erzieherinnen marschieren mit Trillerpfeifen und Plakaten durch den Ort - und erhalten von den Passanten viel Zustimmung für ihre Forderungen

Von Julia Bergmann, Olching

Das Trillern der Pfeifen schrillt durch die Luft, Plakate werden in die Höhe gereckt. Darauf stehen Appelle wie "Was wir fordern ist nicht viel - Anerkennung und Aufwertung ist das Ziel" oder "Ver.dienst du schon oder arbeitest du (noch) in der Kita?" Am Ende waren es fast 200 Menschen, die am Dienstagabend vom S-Bahnhof in Richtung Nöscherplatz gezogen sind, um auch in Olching für die Aufwertung der Mitarbeiter im Sozial- und Erziehungsdienst zu demonstrieren. Darunter nicht nur etwa 40 Erzieherinnen städtischer Kindertagesstätten, sondern auch Eltern, Kinder sowie Erzieherinnen aus katholischen und evangelischen Einrichtungen, die sich solidarisch zeigen wollen. Eine der Erzieherinnen, gekleidet in rot-weißer Verdi-Streikweste, erklärt, warum es ihr wichtig ist, nicht nur in München, sondern auch in Olching auf die Straße zu gehen: "Damit Olching versteht, dass wir es sind, die ihre Zukunft erziehen."

Olching zeigt Flagge: Gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden, dafür ziehen die fast 200 Demonstranten in Olching auf die Straße. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Viele Olchinger scheinen diesen Gedanken ohnehin schon verinnerlicht zu haben. Während der Zug durch die Hauptstraße zieht, bewegen sich hinter geschlossenen Fenstern die Gardinen. Die Balkone entlang der Straße sind plötzlich gefüllt. Immer wieder zeigen die Anwohner ihre nach oben gestreckten Daumen, manche rufen den Erzieherinnen zustimmende Worte zu. Ein älteres Pärchen winkt und feuert die Demonstranten an. Der grauhaarige Herr greift zur imaginären Pfeife und tut so, als würde er mittrillern.

Bei der Demonstration in Olching zeigen auch viele Eltern ihre Solidarität mit den Erzieherinnen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch Heinrich Birner, Verdi-Geschäftsführer für München & Region, ist nach Olching gekommen. "Weil ich mich richtig freue, dass die Olchinger so aktiv beim Streik dabei sind und ich ihr Engagement, ihre Dynamik und ihren Mut unterstützen will", sagt er. Zum anderen könne der Arbeitskampf nicht nur in den Zentren stattfinden, es gehe genauso um Mitarbeiterinnen anderer Kommunen.

In seiner Rede bei der Abschlusskundgebung thematisiert Birner nicht nur die gestiegenen Anforderungen und die mangelnde Bezahlung für Erzieherinnen, sondern kritisiert auch die leeren Worte der Politiker. "In den Sonntagsreden sind viele Politiker auf eurer Seite, wenn der Montag dann kommt, sind die Sonntagsreden aber schon längst wieder vergessen", sagt er. "Ihr seid auch längst keine Basteltanten mehr, was ihr bietet, ist professionelle frühkindliche Bildungsarbeit", so Birner weiter. Deshalb sei eine Gleichstellung mit Grundschullehrern nur gerecht. Fest steht für Birner auch die Antwort auf die Frage, wer am Ende für die höheren Gehälter bezahlen muss: "Sicher nicht die Eltern."

Einer, der dieser Meinung wohl nicht zustimmen kann, befindet sich inmitten der Menschenmenge - Bürgermeister Andreas Magg. Als er nach vorne tritt und das Mikrofon in die Hand nimmt, zeigen sich nicht wenige Demonstranten überrascht, ausgerechnet den Bürgermeister, jemanden von der Arbeitgeberseite, unter sich zu haben. Und so sagt auch Magg gleich vorweg: "Ich habe hier - zugegeben - eine schwierige Position, aber ich möchte Ihnen ausdrücklich meine Wertschätzung und auch die des Stadtrats zum Ausdruck bringen", sagt er. "Bringt uns nichts", murmelt eine der Demonstrantinnen. Die Position und die Forderung der Erzieherinnen könne Magg voll und ganz verstehen. Dennoch sei er die Meinung, dass auch die Eltern einen finanziellen Anteil zur besseren Bezahlung der Erzieherinnen leisten müssen. Zuletzt betont Magg, er sei zwar kommunaler Arbeitgeber, die Hände seien ihm dennoch gebunden: "Ich sitze in keinem der zuständigen Gremien." Einige der Demonstranten zeigen sich davon weniger überzeugt. Am Ende aber, so beteuert Magg weiter, seien es andere, die eine Entscheidung träfen. Auch er hoffe, dass diese schnell und gut getroffen werde.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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