Olching/Maisach:Sorgen in den Gemeinden

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In Maisach und Olching steht die Frage, wie man die Unterbringung der Flüchtlinge stemmen kann, im Mittelpunkt

Von Max Keldenich, Heike A. Batzer, Olching/Maisach

Wie unterschiedlich die Meinungen zur Flüchtlingspolitik sind, ist am Donnerstagabend bei einem Stammtisch der CSU Olching im Kolpingheim deutlich geworden. Während CSU-Stadtrat Tomas Bauer versuchte, Probleme aufzuzeigen, die aus dem Flüchtlingsstrom erwachsen könnten, war einigen der etwas mehr als 30 Besucher viel wichtiger, dass die bereits in Olching untergebrachten Asylbewerber besser betreut werden. Mehrere Anwesende erklärten sich bereit zu helfen, beklagten aber, nirgendwo richtige Ansprechpartner zu finden, die die Sache koordinierten.

Maximilian Gigl (CSU), Integrationsreferent des Stadtrats, informierte, wo überall in Olching Flüchtlinge untergebracht sind: um die 30 in der ehemaligen Montessorischule in der Johann-G.-Gutenberg-Straße, etwa 50 im Gebäude gegenüber, weitere 30 in der Hermann-Böcker-Straße und seit einer Woche 45 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in ehemaligen Klassenzimmer-Containern am Gymnasium. Als Notfallunterkunft ist bereits die Turnhalle des Gymnasiums hergerichtet, und auch das ehemalige Hotel am Mühlbach sei von Mitarbeitern des Landratsamtes bereits begutachtet worden.

In Maisach gab gleichzeitig Geschäftsstellenleiter Peter Eberlein in der Gemeinderatssitzung einen Überblick über die Lage: In der Rudolf-Diesel-Straße sollen 60 neue Plätze für Flüchtlinge geschaffen werden. Die mit 15 Personen belegte Einfachturnhalle soll für 35 weitere Flüchtlinge geöffnet werden. Maisach solle insgesamt 362 Personen aufnehmen. Eberlein betonte, dass die Flüchtlinge möglichst zügig die deutsche Sprache lernen müssten. Seit dieser Woche läuft der erste Deutschkurs in Maisach, an dem die Asylbewerber jedoch nur sporadisch teilnähmen. Den Vorschlag, Flüchtlinge mit dem Privatauto zur Schule zu bringen, hielt Eberlein indes nicht für umsetzbar. Er prognostizierte allerdings einen Anstieg der Obdachlosenfälle, falls etwa syrische Asylbewerber ihre Kinder nach Deutschland holten, ohne dass dafür ausreichend Wohnraum zur Verfügung stehe.

In Olching drehte sich die Diskussion derweil darum, wie man die Flüchtlinge aus ihrer Isolation holen könnte. "Sie sind alle grundanständige Menschen, wollen Deutsch lernen", sagte ein Asylhelfer. Sie müssten beschäftigt werden, bräuchten Arbeit. "Redet mit Arbeitgebern! Jeder kennt doch einen", appellierte er schließlich an die Anwesenden: "Dann kriegen wir die Leute auch unter."

Mancher freilich mochte auch andere Folgen aufzeigen. Wie Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU): Wir wollen ehrlich zu Ihnen sein und Sie über Belastungen aufklären", sagte er. Die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge bezeichnete er als "Herkulesaufgabe". Seidl befürchtet ein "Stimmungsproblem", falls im Haushalt der Gemeinde an anderer Stelle gekürzt werden müsse. Seidl mahnte aber auch an, dem Problem sachlich zu begegnen, um den sozialen Frieden in der Gemeinde nicht zu gefährden.

Auch Tomas Bauer, CSU-Stadtrat in Olching, war es ein Anliegen, über mögliche Folgen zu sprechen. Die CSU schüre keine Ängste, antwortete er auf einen Vorwurf aus dem Auditorium, "im Gegenteil: Wir sind verpflichtet, auch auf Probleme hinzuweisen." Die Menschen hätten ein Anrecht auf Information. Die CSU freilich befinde sich in einem Dilemma: Einerseits die christliche Nächstenliebe, andererseits die Frage, wie viele Asylbewerber man aufnehmen könne: "Ich bin nicht der Auffassung, dass wir 600 000 Flüchtlinge jährlich auf Dauer vertragen." Bauer streifte in seinem Vortrag viele Facetten des Themas. Wie etwa die in Deutschland geltenden Standards: "So lange wir Standards aufrecht erhalten, die einem Wirtschaftswunderland angemessen sind, werden wir es schwer haben." Oder das Thema Rückführung: "Aber wohin? Viele haben ihren Pass verloren." Oder der Umgang in der Europäischen Union: Orban ist den Worten von Bauer zufolge "der einzige, der versucht hat, geltende europäische Verträge umzusetzen".

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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