Olching:Mahnwache trifft sich zum 100. Mal

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Tag für Tag stehen Olchinger am Nöscherplatz um ein Kerzenlicht und eine "Pace"-Fahne. (Foto: Manfred Kerber)

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine kommen in Olching täglich Menschen zusammen, um für Frieden zu demonstrieren.

Von Mona Philipp, Olching

Das Auslegen der Friedensfahne, das Anbrennen von Kerzen, eine halbe Stunde kollektives Schweigen sowie das Singen des bekannten Protestliedes "We shall overcome" sind fester Bestandteil der regelmäßigen Veranstaltung "Mahnwache für den Frieden in der Ukraine" in Olching. Am Montag, 6. Juni, treffen sich von 19 bis 19.30 Uhr zum 100. Mal Einwohnerinnen und Einwohner von Olching auf dem Nöscherplatz, um eine Gedenkfeier für die Opfer des Februar andauernden Krieges in der Ukraine abzuhalten.

Initiatoren der Veranstaltung sind Manfred Kerber und seine Frau. Der 76 Jahre alte Mann berichtet, dass er bereits seit Jahrzehnten an Anti-Kriegs-Kundgebungen aktiv beteiligt sei. Beispielsweise nahm er an der Demonstration gegen den drohenden Irak-Krieg in Berlin teil, oder auch an dem Friedensmarsch 1982 in Bonn. Weiter berichtet Kerber, dass solche Umwelt- und Friedensbewegungen damals größtenteils von jungen Menschen vorangetrieben worden seien. Was die "Mahnwache für den Frieden in der Ukraine" angeht, bedauert er, dass dieses Engagement bei der jüngeren Generation scheinbar nachgelassen habe.

Ältere Teilnehmer

Die Besucherzahl bewege sich zwischen vier und 40 Teilnehmern. Im Durchschnitt seien es zwölf bis 13, jedoch überwiegend ältere Menschen. Die meisten von ihnen haben den Zweiten Weltkrieg noch miterlebt und spüren eine deshalb eine unmittelbare Betroffenheit und Nähe hinsichtlich der Ereignisse in der Ukraine.

Auf die Nachfrage, wie er sich die fehlende Motivation von jungen Menschen erkläre, weiß er keine Antwort. "Ich bin auch an mehrere Schulen gegangen und habe über die Veranstaltung berichtet", ergänzt er noch. Doch scheinbar nach wie vor ohne Erfolg. Es habe zwar immer mal wieder Passanten gegeben, die stehen bleiben und zuschauen, aber nur auf Distanz und ohne Nachfragen zu stellen.

Dass ebenfalls auch kaum Kriegsgeflüchtete an diesen Veranstaltungen teilnehmen, erklärt sich Kerber dadurch, dass sie vermutlich noch zu traumatisiert von den Geschehnissen seien und Abstand benötigten. So setzt sich die Teilnehmerzahl überwiegend aus älteren Olchingern zusammen, die regelmäßig an der Veranstaltung teilnehmen.

Eine Störung

Dennoch erhält die Initiative Anerkennung von der Gemeinde. "Der Bürgermeister war einmal da und der Pfarrer zweimal", erzählt Kerber. Auch unangenehme Störungen der Veranstaltung seien in den 100 Tagen nur ein einziges Mal vorgekommen. Frust empfinde er keinen, weder über die geringe Besucherzahl noch über Störungen dieser Art. Im Gegenteil: Seine Motivation und Bereitschaft weiterhin die Veranstaltung zu organisieren, scheint nach wie vor sehr hoch zu sein.

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