Olching:Haufenweise Müll und Vorwürfe

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Es geht um Dreck und Geld: Die Gemeinde Olching verklagt den Bauträger der halbfertigen Siedlung am Estinger Bahnhof. Der wiederum sieht sich als Opfer der Gemeindeverwaltung.

Erich C. Setzwein

Es geht um Dreck und es geht um Geld. "Endreinigung des Hauses und Beseitigung von Baumüll sind im Preis enthalten", heißt es in der Baubeschreibung für das Projekt "Wohnen in Olching". Zwar gilt das für die Wohnungen, die im Baugebiet am Estinger S-Bahnhof in den vergangenen beiden Jahren errichtet wurden, doch der Außenbereich macht noch einen ziemlich ungepflegten und unfertigen Eindruck.

Baumaterial und Müll liegen auf dem Grundstück am Estinger S-Bahnhof. Die Anwohner regen sich auf, der Bauträger ist pleite. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Anwohner beschweren sich, die Gemeinde steht juristisch - von der Bank des Bauträgers - und politisch von CSU-Fraktionssprecher Tomas Bauer unter Beschuss, und der Bauherr sieht sich als Opfer der Olchinger Gemeindeverwaltung. Es gehe nur um ein paar zehntausend Euro Rückvergütung durch die Gemeinde, sagt der ehemalige Geschäftsführer der Hausbaufirma, Volkmar Sauer, dann könne man alle noch ausstehenden Arbeiten "in ein paar Tagen erledigen".

Doch ganz so einfach scheint es nicht zu werden. Die gesamte Planung und Verwirklichung des Projekts zwischen Estinger Schloßstraße, Bundesstraße 471 und S-Bahnhof erscheint für die Beteiligten im Nachhinein recht schwierig. Das Bauvorhaben unter dem Verwaltungsnamen "Raum Schule" gehört zu den umstrittenen Projekten der vergangenen Jahre. Vor zwei Jahren entspann sich eine heftige Diskussion darüber, wie das Gelände, für das es seit Mitte der neunziger Jahre einen gültigen Bebauungsplan gab, genutzt werden kann.

Im Vordergrund stand dabei die Frage, wie die Wohngebäude in empfindlicher Nähe zu der vielbefahrenen Bahnstrecke München-Augsburg vor Lärm geschützt werden können. Die Gemeinde setzte durch, dass der Bauträger Rüwo Hausbau GmbH Lärmschutzmaßnahmen zu bauen habe. Die Veränderungssperre die kurzzeitig erlassen worden war, hält Volkmar Sauer immer noch für unzulässig. "Ich bin erpresst worden." Und mit einem Erschließungsvertrag wollte die Gemeinde erreichen, dass die Firma unter anderem die Straßen und Wege baut sowie die beiden Kinderspielplätze anlegt. Außerdem sollte sich der Bauträger um die komplette Entsorgung von Bauschutt und Müll kümmern.

Doch das alles kostet Geld. Geld, das die Rüwo Hausbau GmbH nicht mehr hat. Sie hat Insolvenz angemeldet. Zahlungsunfähig geworden ist sie nach Aussagen ihres nunmehrigen Liqidators Volkmar Sauer unter anderem deswegen, weil eine an die Gemeinde Olching geleistete Bürgschaft in Höhe von zwei Millionen Euro "zäh zurückgezahlt" worden sei - darüber entbrannte ein Rechtsstreit der Hausbank mit der Gemeinde, der im Oktober vor dem Landgericht ausgefochten wird - und weil die Gemeinde eine Rückvergütung wegen der geleisteten Straßenbau- und Erschließungsmaßnahmen bislang nicht bezahlt habe. Das Insolvenzverfahren ist mangels Masse übrigens erst gar nicht eröffnet worden.

Die Gemeinde, sagte Bürgermeister Andreas Magg (SPD), habe ihre Möglichkeiten des Bau- und Ordnungsrechts genutzt und sei zusammen mit dem Landratsamt wegen der restlichen Arbeiten und der Müllentsorgung aktiv geworden. Gerade das aber bezweifelt CSU-Fraktionssprecher Tomas Bauer. Er findet, die Gemeinde agiere "hilf- und erfolglos", es werde "eher schlechter als besser", schrieb Bauer in einer Pressemitteilung. Er zählte "unvollständig fertiggestellte Häusern, jede Menge illegaler Bauschutt und zuletzt noch lastwagenweise Hausmüll" auf, unter denen die Anwohner zu leiden hätten.

Mittlerweile hat der Bauhof nach Angaben Maggs das gemeindliche Teilgrundstück gesäubert und einen Zaun gezogen, damit nicht schon wieder Müll abgelagert wird. "An dem Privatgrundstück zur Straße hin können und dürfen wir gar nichts machen", sagte der Bürgermeister. Man habe das Landratsamt eingeschaltet, auch sei man "in engem Kontakt mit den Anwohnern". "Das Ganze ist mir ein Riesendorn im Auge", sagte Magg und wies darauf hin, dass die Angelegenheit etwa zu Jahresbeginn den Anwälten der Gemeinde übergeben worden sei. Die Vorwürfe von CSU-Sprecher Bauer wies Magg zurück. "Das kann man nicht sofort in den Griff kriegen", umschrieb er die anscheinend schwierigen Gespräche mit dem Investor.

Für Volkmar Sauer ist das, was auf seinem Grundstück noch zu tun ist, "Restarbeit". Sauer räumte zwar ein, dass an den Kinderspielplätzen noch etwas zu tun sei, auch müssten noch Bäume gepflanzt werden, dass das Gelände aber derart vermüllt sei, wie dies kritisiert werde, das wies er zurück. Überhaupt sei Müll illegal abgelagert worden, der überhaupt nichts mit dem Bau zu tun gehabt habe. Als großes Problem sieht der ehemalige Geschäftsführer der Rüwo Hausbau die Aufräumarbeiten aber nicht"Ich bin gesprächsbereit", signalisierte Sauer in Richtung Gemeindeverwaltung.

© SZ vom 15.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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