Olching/Gröbenzell:Gemeinsam für den Badeplatz

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Der kleine Olchinger See gilt als Geheimtipp für Schwimmer. Weil es immer wieder Ärger mit Erholungssuchenden gab, pflügte der Eigentümer vor einem Jahr einen Uferstreifen um. Nun pachten Olching und Gröbenzell das Areal

Von Gerhard Eisenkolb, Olching/Gröbenzell

Der kleine Olchinger See ist für diejenigen, die ein ruhige Bademöglichkeit mit sauberem Wasser suchen, ein ideales Ausflugsziel. Der Eigentümer des mit den Uferstreifen rund 70 000 Quadratmeter großen Areals, die Olchinger Landwirtsfamilie Grandl, hat nichts dagegen, dass Familien und Jugendliche an dem Gewässer ihre Freizeit verbringen. Nur wünschen sie sich, dass es dort einigermaßen gesittet zugeht und die Badegäste ihren Müll wieder mitnehmen und nicht, was immer wieder geschieht, achtlos in die Felder werfen, auf denen Lebensmittel angebaut werden. Glasflaschen gehörten nun mal nicht auf einen Kartoffelacker. Und ein Getreidefeld sollte, selbst wenn es an einem See liegt, nicht als Grillplatz genutzt werden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Zum Leidwesen der Grandels sieht die Realität anders aus.

Nun haben die beiden Gemeinden Olching und Gröbenzell mit dem Landwirt Ludwig Grandl eine Lösung ausgehandelt, wie künftig der geduldete, ja sogar erwünschte Badebetrieb mit den Interessen des Eigentümers zu vereinbaren ist. Die beiden Kommunen pachten am Westufer einen sechs Meter breiten und dreihundert Meter langen Streifen, dessen Pflege sie übernehmen werden. Zudem kümmern sich die beiden Kommunen um die Entsorgung des Mülls der Badegäste. Die Kosten teilen sie sich.

Wegen seiner unterirdischen Quellen soll der kleine Olchinger See die beste Wasserqualität der Badegewässer im Landkreis haben. (Foto: Günther Reger)

Ludwig Grandl hofft im Gegenzug darauf, dass die beiden Pächter künftig an seinem See für Ordnung sorgen werden und dass er keinen Ärger mehr mit Hundebesitzern, mit Nackten die sich sonnen, oder mit Jugendlichen und Familien hat, die an seinem Privatsee ihre Freizeit verbringen. Im vergangenen Jahr hatte der Landwirt keine Lust mehr, den Streifen am dem Bahndamm gegenüberliegenden Ufer weiterhin als Liegewiese zur Verfügung zu stellen. Der Bauer pflügt ihn fast bis zur Wasserfläche um, sodass kein Platz mehr zum Auslegen eines Badehandtuschs blieb. Es gab aber noch einen zweiten Grund für diesen Schritt. Das war die Vorgabe eines Agrarförderprogramms.

Auf jeden Fall fehlte plötzlich auf einer Seite des Sees ein beliebter Badeplatz. Entsprechend groß war der Frust der bisherigen Besucher dieses Freizeitgeländes, die zum überwiegenden Teil aus Olching und Gröbenzell kommen. Das wiederum veranlasste die Bürgermeister von Olching und Gröbenzell, Andreas Magg (SPD) und Martin Schäfer (UWG), das Gespräch mit dem Eigentümer zu suchen. Mit dem Ergebnis sind beide Seiten zufrieden. Ludwig Grandl hat auf dem umgepflügten Uferstreifen wieder Gras angesät und damit den ursprünglichen Zustand hergestellt. Für die Uferbereiche, die nicht an Felder angrenzen, gab bereits bisher es keine Einschränkungen. Auch hier kann weiter gebadet werden.

Auf dem umgepflügten Uferstreifen wurde bereits Gras angesät. (Foto: Johannes Simon)

Der kleine Olchinger See entstand in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts beim Ausbaggern von Kies, der zum Bau von Eisenbahnlinien und der Stuttgarter Autobahn im Münchner Westen gebraucht wurde. Inzwischen betreibt ein Anglerverein, der den etwa 60 000 Quadratmeter großen See gepachtet hat, hier eine Fischzucht. Die Zahl der Badegäste ist relativ gering. Trotzdem kam es laut Ludwig Grandl in der Vergangenheit immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Gruppen. Das sind auf der einen Seite die Nacktbader und Anhänger der Freikörperkultur, die an einem See, an dem sich Familien mit Kindern aufhalten, nach Ansicht der Grundstückseigentümer nichts zu suchen haben. Auch zwischen Hundebesitzern und den anderen Badegästen sei es immer wieder zu Streit gekommen. Um diese Probleme sollen sich nach Ansicht der Familie Grandl in Zukunft die beiden Kommunen kümmern.

Mit einer Größe von gerade mal 1800 Quadratmetern ist die gepachtete Wiese relativ klein. Ludwig Grandl meint, dass ein kleines Areal besser in den Griff zu bekommen sei als ein größeres. Aber auch in diesem Punkt zeigt er sich entgegenkommend. Bei Bedarf sei das Areal jederzeit zu vergrößern, betont er. Auch den großen Reibach macht der Landwirt nicht mit den Kommunen. Vereinbart wurde eine jährliche Nutzungsentschädigung in Höhe von 180 Euro. Dazu kommt eine Gebühr für das Mulchen der Wiese, das zweimal im Jahr erfolgen soll, in Höhe von 100 Euro. Aus einem wichtigen Grund kann die Vereinbarung jederzeit gekündigt werden. Ein solcher läge vor, sollten die Zustände an dem See ausarten. Eigentlich hoffen beide Seiten darauf, dass das Gegenteil eintritt und sich die Situation nachhaltig verbessert.

Für Badegäste ist das eine gute Nachricht, sie erhalten dort wieder eine kleine Liegewiese. (Foto: jsi/os)

Der Gemeinderat von Gröbenzell billigte den Pachtvertrag in seiner jüngsten Sitzung einstimmig. Bürgermeister Martin Schäfer lobte den Eigentümer als "umgänglich". Der Landwirt freue sich, wenn die Menschen zum Baden an seinen See kämen, sagte der Bürgermeister. Cordula Braun (UWG) pries die Vereinbarung als Gegenkonzept zum Böhmerweiher, an dem der Erholungsflächenverein in Kooperation mit Gröbenzell und den Städten Puchheim und München eine Bade- und Freizeitgelände anlegen will. Vielen Gröbenzellen sind die vorgesehenen Eingriffe in den westlichen Bereich des Böhmerweihers zu groß. Peter Falk (SPD) verwies darauf, dass in Gröbenzell Freizeit- und Erholungsflächen fehlen. Deshalb wäre es schon lange notwendig gewesen, mit dem Eigentümer des kleinen Olchinger Sees eine solche Vereinbarung zu treffen.

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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