Olching:60 Jahre deutsch-französischer Austausch

Lesezeit: 3 min

Anstoßen auf die lebendige Städtepartnerschaft: Marianne Darfeuille, Bürgermeisterin von Feurs und ihr Olchinger Amtskollege Andreas Magg. (Foto: Jana Islinger)

Olching feiert die Städtepartnerschaft mit Feurs. Bei der Ankunft der Delegation um Bürgermeisterin Marianne Darfeuille wird an die gemeinsamen Erlebnisse erinnert.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Eine Städtepartnerschaft lebt vom gegenseitigen Austausch. Olching und die französische Loire-Stadt Feurs begehen gerade 60 Jahre dieser "Jumelage", wie die Franzosen sie nennen. Dazu ist eine 47-köpfige Delegation aus Frankreich mit Bürgermeisterin Marianne Darfeuille nach einer 14-stündigen Busfahrt in der Amperstadt eingetroffen. Der Austausch und die Begegnungen der Menschen funktioniert, wie beim Festakt am Himmelfahrtstag in Olching in den Festreden bekräftigt wird. Der Kontakt zwischen den Vereinen oder Schulen könnte sicherlich häufiger stattfinden, doch das liegt wohl sicherlich auch an den gegenseitigen Fremdsprachendefiziten der Menschen. Einen sehr regen Austausch gibt es bei den Feuerwehren beider Kommunen.

"Zwischen uns Feuerwehrleuten herrscht eine große Kameradschaft", bestätigt Josef Wagner, der langjährige Jugendwart der Feuerwehr Olching. Der kürzlich gewählte Kreisjugendwart der Feuerwehr war schon zehnmal in Feurs, wie er berichtet, zuletzt im Juli vergangenen Jahres. "Ich war schon mit 16 Jahren als Jugendfeuermann dort", erzählt Wagner, der kurz vor dem Festakt im Kom spontan zu einem Einsatz los musste. Wagner hatte erst vor zwei Wochen eine Feuerwehr-Delegation aus Feurs betreut. Dabei wurde dem französischen "Capitaine" Francois Perrot die Medaille des Deutschen Feuerwehrverbandes für internationale Zusammenarbeit in Bronze verliehen. "Daran sieht man", sagt Olchings Bürgermeister Andreas Magg später in seiner Festrede, "dass es gelungen ist, aus der Partnerschaft auf dem Papier echte Bande der Freundschaft zu knüpfen."

Festgehalten wird der Jubiläumsbesuch aus Frankreich mit einem Eintrag ins goldene Buch der Stadt Olching. (Foto: Jana Islinger)
Zu den Sehenswürdigkeiten der Partnerstadt Feurs gehört die historische Kirche im Ortskern. (Foto: Johannes Simon)

Die Bande der Freundschaft muss einige Distanz überwinden. Feurs liegt 65 Kilometer westlich von Lyon - immerhin etwa 810 Kilometer von Olching entfernt. Mitten im Ortskern der 8000-Einwohner-Stadt in der Auvergne ragt die Eglise Notre Dame de Feurs hervor, eine romanische Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Sehenswert ist auch das Musée d'Assier, das sich mit den römischen Wurzeln der Stadt beschäftigt. Eine Überraschung erleben Olchinger Besucher dort immer wieder, wenn sie ziemlich neidisch auf ein Schwimmbad mit Außen- und Innenbereich blicken müssen. Für den sportlichen Höhepunkt in der Kleinstadt an der Loire sorgt das "Hippodrome de Feurs", eine Pferderennbahn.

Auf die Gäste aus Frankreich wartet noch eine "Bayerische Spaß-Olympiade"

Sportlich wird es für die bis Sonntag bleibenden Feurs-Gesandten am Samstag auch in Olching, wenn im Rahmen eines bayerischen Abends die "Bayerische Spaß-Olympiade" ansteht. Da haben die Stadträte Andreas Hörl und Ralf Greim neben der Demonstration bayerischer Folklore auch einige Gemeinheiten vorbereitet. Baumstammsägen, Maßkrugstemmen und Schuhplattlern stehen auf dem Programm. Zudem muss sich Bürgermeisterin Darfeuille, die erst vor einem Jahr gewählt wurde und deshalb erstmals in Olching weilt, beim Anzapfen eines Bierfasses bewähren. "Da kann ihr nicht viel passieren", wiegelt Andreas Hörl ab, "es ist nur ein kleines Bierfass, da wird es keine Überschwemmung geben." Das Anzapfen würden die Franzosen sowieso kennen, weil sie das schon von den Olchingern in Feurs beobachten konnten, als diese vor einigen Jahren einen Maibaum und Bierfässer mitgebracht hätten.

Historisches Dokument: Mit einem Bus kommt die französische Delegation am 2. August 1963 zur Vertragsunterzeichnung nach Olching. (Foto: Stadt Olching, oh)

Rathauschef Magg erinnerte in seiner Ansprache an den Olchinger Apotheker und Gemeinderat Albert Leiss, der schon 1959 die Städtepartnerschaft mit Feurs auf den Weg gebracht hat. Am 2. August 1963 traf dann eine Delegation aus Feurs unter der Leitung des Bürgermeisters Felix Nigay per Bus in Olching ein und unterzeichnete mit dem damaligen Olchinger Bürgermeister Mathias Duschl die Urkunde zur Städtepartnerschaft. "Welch große persönliche Leistung", formulierte Magg, ins Französische übersetzt von Yvette Tirolf, "die viel Mut und viel Entschlossenheit erfordert haben muss, in einen Bus zu steigen und in das Land zu fahren, das so viel Leid verursacht hatte." Dafür gab es viel Beifall der Versammlung, war doch der Zweite Weltkrieg erst 18 Jahre vorbei.

Marianne Darfeuille, traditionell mit der umhängenden Schärpe in den Landesfarben, genauso alt wie die Partnerschaft, überreichte Magg eine Friedenstaube aus Metall als Gastgeschenk, gefertigt von einem Künstler aus Feurs. "Wir wollen die Harmonie zwischen unseren Kommunen weiter schmieden und die Hand weiterhin ausstrecken", bekräftigte die Bürgermeisterin. Das gegenseitige Kennenlernen der Kultur und der Sprache sei wichtig. Doch wie so häufig zuvor klappte die Verständigung nur mit Übersetzern. Dafür hatte Olching zehn Dolmetscherinnen und Dolmetscher von einem Fremdspracheninstitut engagiert. Beim bayerischen Abend sollen Schülerinnen und Schüler des Olchinger Gymnasiums für das gegenseitige Verstehen sorgen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMit Ende 40 ins Kloster
:Aus Dieter wird Antonius

Dieter Pimiskern war in seinem Leben schon so einiges: Punk, Sozialarbeiter, Tontechniker und CSU-Politiker. Nun wagt er die wohl radikalste Veränderung.

Von Ingrid Hügenell

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: