Olching:CSU beklagt Hetze gegen Schützenheim

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"Dürfen Schützen in die Schule?" Diese Frage hat der BR seinen Nutzern grestellt. Die Olchinger CSU wirft dem Sender nun Manipulation vor. Dabei dürfte ihr das Ergebnis der Umfrage durchaus gefallen.

K.-W. Götte

Tomas Bauer hat sich umsonst aufgeregt. Eine nach Meinung des CSU-Fraktionsvorsitzenden im Olchinger Gemeinderat tendenziöse Meinungsumfrage des Bayerischen Rundfunks (BR) brachte bisher ein überraschend deutliches Votum für die Unterbringung eines Schützenheims in einer Schulturnhalle.

Eine Schulturnhalle ist ein guter Ort für ein Schützenheim - dieser Aussage stimmt die Mehrheit der BR-Online-Nutzer zu. (Foto: Marco Einfeldt)

Wie berichtet, hatte der Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen, beim Bau der neuen Hauptschule im Schwaigfeld in einem separaten Trakt der Turnhalle Schießstände der Schützengesellschaft "Gemütlichkeit" unterzubringen. BR-online nahm diese Entscheidung, die angesichts des Amoklaufs von Winnenden überregional Aufmerksamkeit erregte, zum Anlass für eine Umfrage unter seinen Nutzern.

Nach Meinung von Bauer und Schulreferentin Karin Stürzer (CSU) handelte es sich dabei allerdings um unseriöse Stimmungsmache gegen die Unterbringung der Schützen in der Schule. "Die Online-Umfrage des Bayerischen Rundfunks", hob Bauer bei der CSU-Sommerpressekonferenz an, "zeigt, dass selbst dieses öffentlich-rechtliche Medium manipuliert." Laut Bauer suggeriert die Abstimmung mit den Begriffen "Schießen" und "Schützen" Gefahren, die von Sportgewehren und Luftpistolen nie ausgehen.

Auf der BR-Internetseite sind Schützen zu sehen, die auf Scheiben schießen. "Dürfen Schützen in die Schule?" ist die Abstimmung überschrieben. "Schießen ist ein Sport wie jeder andere. Eine Schulturnhalle ist deshalb ein guter Ort für ein Schützenheim. So sieht das der Gemeinderat in Olching. Was denken Sie?", heißt es weiter. Was die CSU erregte, war vor allem die Tatsache, dass dem Internetbesucher keine Erläuterungen zum Thema mitgeliefert und diese mit zwei Abstimmungsalternativen allein gelassen wurden. Mit "Ja" sollte abstimmen, wer meinte, "Schießen ist ein Sport wie jeder andere", mit "Nein" sollte votieren, wer findet: "Schützen an Schulen - das ist indiskutabel."

95,7 Prozent sagen "Ja"

"Unsere Entscheidung für den Bau des Schützenheimes war richtig", bekräftigte auch SPD-Gemeinderätin Marina Freudenstein auf Nachfrage der SZ noch einmal. Die Gegner des Baus würden häufig wenig sachliche Argumente anführen. "Die inhaltliche Verbindung zwischen Amoklauf und Schießsport", so Freudenstein, "ist völlig unangemessen." Ingrid Jaschke, die Fraktionssprecherin der Grünen, die im Gemeinderat gegen das Schützenheim gestimmt hatte, wusste von der Umfrage des BR nichts. "Das wissen wohl nur Insider", gab sie sich überrascht.

Doch auch ein Nein-Votum von Jaschke im Internet hätte an der deutlichen Mehrheit pro Schützenheim kaum etwas geändert. Die Abstimmung läuft seit dem 30. Juli. Bisher stimmten 95,7 Prozent mit Ja, nur 4,3 Prozent der Abstimmungsteilnehmer wollen kein Schützenheim in der Nähe der neuen Hauptschule. BR-online weist allerdings selbst darauf hin, dass das Ergebnis nicht repräsentativ ist. Auf der Internetseite findet sich auch kein Hinweis darauf, wie viele Nutzer sich beteiligt haben.

Bauer hält trotz des Ergebnisses an seiner Medienschelte fest. Der Gemeinderat sei "einem publizistischen Trommelfeuer gegen den Schützenstand" ausgesetzt gewesen, sagte er. "Wichtig war, dass sich der Gemeinderat nicht hat beirren lassen", zeigte sich Bauer mit der Mehrheit seiner Kollegen zufrieden. Sogar den Grünen begegnete er wieder versöhnlich. Die seien zuletzt mit ihren Anfragen zur Finanzierbarkeit von Schule und Mehrzweckhalle "auf den Boden rationaler Diskussion" zurückgekehrt.

© SZ vom 24.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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