Odelzhausen:Vorstellung bei Unternehmern

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Michael Schrodi (von links), Katrin Staffler und Andreas Schwarzer bei der IHK. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bundestagskandidaten sprechen bei der IHK Dachau und Bruck

Von Viktoria Großmann, Odelzhausen

"Macht doch einfach mal keine Gesetze" - so ließe sich knapp zusammen fassen, was die Mitglieder der Industrie- und Handelskammer aus Fürstenfeldbruck und Dachau von den Bundestagskandidaten für die beiden Landkreise wollen. Drei von acht stellen sich den Unternehmern im Schlossgut Odelzhausen vor: Katrin Staffler (CSU), Michael Schrodi (SPD) und Andreas Schwarzer (FDP). Die Grüne Beate Walter-Rosenheimer, die bereits im Bundestag sitzt, wird aus terminlichen Gründen entschuldigt. Die weiteren vier sind von der Linken, der AfD, den Freien Wählern und einer überparteilichen Liste. Sie wurden offenbar nicht angefragt.

Die Drei haben ja auch so genug zu reden. Dabei werden teils überraschende Positionen deutlich. So bekennt sich FDP-Mann Schwarzer zum Mindestlohn und ist ausgerechnet derjenige, der beim Wunsch nach mehr Flexibilität bei Mini-Jobs erklärt, das ließe sich gesetzlich nicht regeln. Da zeigt sich statt des Parteimitglieds der Jurist. Katrin Staffler bezweifelt - auf Parteilinie - den Nutzen von Radschnellwegen und findet das SPD-Steuerkonzept Quatsch. In Zeiten von Rekordsteuereinnahmen seien keine Erhöhungen sondern eher Senkungen angezeigt. Schrodi wirbt gern mit dem Martin Schulz-Konzept und verweist auf nötige Investitionen im Nahverkehr. Am Ende ist es neben Schwarzer der Sozialdemokrat Schrodi, der den Unternehmern am deutlichsten Grenzen aufzeigt.

Bei den Arbeitszeiten etwa: "Nach zehn Stunden am Tag muss Schluss sein." Staffler und Schwarzer finden, das kann der Arbeitnehmer - etwa in der Gastronomie - auch mal selbst entscheiden, wie er sich seine Schichten einteilt. Ebenso der Arbeitgeber. "Wenn die Arbeit anfällt, muss sie getan werden", sagt Schwarzer. Einigen können sie sich auf eine Wochenarbeitshöchstzeit, innerhalb derer flexibel entschieden werden kann.

Was die mittelständischen Unternehmer wollen, ist schnell klar: Weniger Gesetze, weniger Bürokratie, mehr Vertrauen in die Arbeitgeber. Zum Beispiel beim Rückkehrrecht in Vollzeit. Claudia Tauber, Geschäftsführerin des Dachauer Autozulieferbetriebs NAT, spricht allen anwesenden Unternehmern aus der Seele mit ihrer Frage: "Wozu braucht es ein Rückkehrrecht in die Vollzeit?". Ein solches Gesetz ist ein Herzensanliegen der SPD, die damit der sogenannten "Teilzeitfalle" begegnen will, aus der gerade Frauen oft nach Ende der Kindererziehungszeit nicht mehr herauskommen. Sie verdienen also oft lange Zeit ihres Berufslebens zu wenig Geld und erhalten später weniger Rente - im Zweifelsfall muss dann der Staat mit Sozialleistungen einspringen.

Katharina Merk und Andrea von Haniel, die in Haimhausen die E-Werke betreibt, erklären, solche Gesetze brächten kleine Unternehmen mit etwa zehn Mitarbeitern an den Rand des Ruins. "Pfuscht uns nicht immer hinein", sagt Merk. Mit Haniel fordert sie, den Arbeitgebern zuzugestehen, sich selbst mit ihren Angestellten einigen zu können. Schrodi kontert: "Wenn das bisher gelungen wäre, dann gäbe es keine Notwendigkeit für ein Gesetz." In der Sache war sich die SPD in Berlin mit der CDU/CSU einig. Das Gesetz scheiterte letztlich an der Frage, von welcher Betriebsgröße an es gelten solle. Ganz die Unternehmerin spricht aus Haniel, als sie sagt, die Bildung müsse einen Beitrag zu leisten, Menschen dazu zu erziehen, für ihr Leben Verantwortung zu übernehmen und nicht immer nach dem Staat zu rufen. Auch das eine Vorlage für Schrodi, der darauf hinweist, dass es schon oft genug große Unternehmen und Banken gewesen sein, die vom Staat gerettet werden wollten. Immerhin einem Dieselfahrverbot möchte Schrodi zumindest in seiner Anfangszeit in Berlin nicht zustimmen. "Das geht nicht von heute auf morgen, damit würde man eine Branche kaputt machen." Erst müsse eine tragfähige Alternative her.

Die Mittelständler wollen vor allem mehr Gehör finden. Merk kritisiert, Gesetze würden nur für die Großen gemacht, für die Kleinen seien sie oft existenzbedrohend. Wenn Politiker den Wert des Mittelstandes beschrieben, dann sei das leeres Gerede. Der Schwabhausener Bauunternehmer Werner Mooseder gibt ihr recht und weist darauf hin, dass etwa immer neue Bauvorschriften die Kosten in die Höhe treiben: "Lasst bei euren Verordnungen auch mal die mitreden, die es ausführen müssen und nicht immer nur diejenigen, die die Produkte dafür herstellen."

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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