NS-Verbrechen:Weiter leben in der Erinnerung

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Das Leben und Wirken Max Mannheimers wird den Gymnasiasten per Video und in einer Ausstellung gezeigt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Schüler des Graf-Rasso-Gymnasiums Fürstenfeldbruck gedenken des vor zwei Jahren verstorbenen Max Mannheimer

Von ." Julia Huss, Fürstenfeldbruck

Drei Schülerinnen betreten die Bühne in der Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums. Im Hintergrund wirft der Beamer ein Bild des lächelnden Max Mannheimer an die Wand. Nacheinander lassen die Mädchen ihre Mitschüler an ihren selbstgeschriebenen Texten im Gedenken an den 2016 verstorbenen Zeitzeugen teilhaben. Mit ihren Worten bringen sie zum Ausdruck, dass "es ihm sehr am Herzen lag, uns mit seiner Lebensgeschichte anzusprechen" und "dass Mannheimer ein Vorbild für uns alle ist". Die Schüler aller neunten Klassen haben sich in der Aula versammelt, um dem Holocaust-Überlebenden zu ehren, der sich zu seiner Lebzeit vielen Schülern von den traumatischen Ereignissen, die sich in Auschwitz und Dachau zugetragen haben, berichtete. Es ist das zweite Mal, dass die Schule diese Erinnerungsfeier veranstaltet.

Vor allem Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm "Der weiße Rabe" sollen Mannheimers Geschichte erzählen. Jahrelang ist der Zeitzeuge von Schule zu Schule gereist, um die Jugendlichen an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern. Im Jahr 1943 wurden Mannheimer und seine Familie erst nach ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dann nach ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht. Überlebt haben nur er und sein Bruder. Mannheimer verdeutlicht seine Geschichte, indem er seinen Hemdsärmel aufknöpfte und den Schülern seine mit schwarzer Tinte tätowierte Häftlingsnummer zeigte.

Seit Jahren werden für die neunten Klassen Exkursionen zur KZ-Gedenkstätte in Dachau organisiert, um die Schwere der Thematik deutlich zu machen. "Man hat immer noch das bedrohliche Gefühl gespürt, mit dem die Gefangenen Tag für Tag leben mussten", fasst einer der Schüler seine Eindrücke des Besuches zusammen. Sowohl die Exkursion als auch die Veranstaltung haben ein Ziel: die Erinnerung zu bewahren. Genau das war auch Mannheimers Absicht.

Durch seine Berichte soll sichergestellt werden, dass die Gräueltaten des Nationalsozialismus niemals vergessen werden. "Um das zentrale Ziel Mannheimers an die zukünftigen Schüler weiterzugeben, haben wir uns diese Veranstaltung überlegt. Die Person soll für euch ein wenig greifbarer werden", erzählt Wolfgang Seufert, Deutsch- und Geschichtslehrer. Die jungen Menschen werden mit Fakten konfrontiert und dürfen selbst zu der Veranstaltung etwas beitragen, deshalb lesen zwei Schülerinnen aus Mannheimers Biografie vor, ältere Schüler teilen ihre Erinnerung an den Verstorbenen. Neu in diesem Jahr ist die im Hintergrund der Bühne aufgebaute Ausstellung zu Mannheimers Heimat Neutitschein im heutigen Tschechien, aus der er zu Beginn des Nazi-Regimes vertrieben wurde. Insgesamt mussten 75 000 Menschen das "Kuhländchen", wie es von vielen genannt wurde, verlassen.

Bis zum Jahr 1946 war dieser Ort auch die Heimat von Christine Rösch, die Großmutter einer der anwesenden Schüler. Zufällig hatte sie von der Erinnerungsveranstaltung an Max Mannheimer erfahren und vorgeschlagen, die auf Aufstellwänden ausgebreiteten Informationen, die mit Bildern ihrer Heimat illustriert wurden, zu präsentieren. Auch ihr Wunsch ist, dass nichts vergessen wird: "Ich möchte meine Erinnerungen an die jungen Leute weitergeben."

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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