Mammendorf:Neptuns eisfreie Bescherung

Lesezeit: 3 min

Stefan Eder von der Germeringer Wasserwacht ist in die Rolle des Neptuns geschlüpft. Der 41-Jährige ist seit 2005 Rettungstaucher und kennt den Badesee in Mammendorf von etlichen Übungseinsätzen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der traditionellen Adventsveranstaltung der Wasserwacht werden unter einem sternklaren Himmel und bei idealen Temperaturen 300 Geschenke an Kinder verteilt.

Von Manfred Amann, Mammendorf

Ruhig liegt der Badesee am Mammendorfer Freizeitzentrum in seiner Winterruhe da, nicht die kleinste Welle verzerrt am Samstagabend den Wasserspiegel, als die ersten Besucher kommen, um den auftauchenden Neptun mitzuerleben. Die Ortsgruppe der Wasserwacht lädt seit etwa einem Vierteljahrhundert zu dieser außergewöhnlichen Adventsveranstaltung am Seeufer ein, die sich mittlerweile zu einem beliebten Familienfest entwickelt hat. Das Beschenken der Kinder steht dabei im Vordergrund. "Es geht aber auch darum, die Wasserwacht, die in der warmen Jahreszeit über das Treiben wacht und notfalls Leben rettet, auch im Winter zu präsentieren und den 285 Mitgliedern mit ihren Familien und Freunden einen schönen Abend zu bieten", verrät ein aktiver Rettungsschwimmer.

Und weil das Wetter heuer "eigentlich ideal" ist, wie der Vorsitzende der Wasserretter, Maximilian Mayr, weiß, kommen die Menschen in Scharen. "Im vorigen Jahr hatten wir Schnee. Da war es noch etwas romantischer, dafür haben wir heute klaren, fast wolkenfreien Himmel über uns, eine Temperatur um den Nullpunkt, kein Eis auf dem See, der das Annähern Neptuns unter Wasser erschweren würde, und auch der Boden ist nach der Schneeschmelze weniger matschig als befürchtet", erklärt der Chef der Ortsgruppe.

Der Bläserkreis "Da capo" trägt weihnachtliche Weisen vor

Als am Horizont das Abendrot verschwindet und der Sichelmond den wolkenfreien Himmel erwandert, herrscht auf der Liegewiese bereits ausgelassene Stimmung und vor der Würstelbude und dem Glühweinstand bilden sich lange Schlangen. Zeit zum Feiern und Ratschen, denn es wird noch gut eine dreiviertel Stunde dauern, bis der Meeresgott der Römer aus dem Wasser steigt, um, wie dies andernorts die Aufgabe des Nikolaus' ist, die Augen der Kinder zum Leuchten zu bringen. Nebenan spielt, umringt von Dutzenden Familien, der Bläserkreis "Da capo" weihnachtliche Weisen, und um die wärmenden Feuerstellen bilden sich Gruppen von Erwachsenen, während sich viele Kinder lieber am Ufer aufhalten. Einige haben eine Taschenlampe dabei und leuchten schon mal den See ab, dem Neptun entsteigen wird. "Da sind die Geschenktüten drin, das weiß ich noch vom letzten Jahr", sagt ein Junge und zeigt auf einen Bereich, der mit einer Plane abgedeckt ist. Darunter befinden sich laut dem Vorsitzenden Maximilian Mayr 300 Tüten, die Mitglieder der Ortsgruppe am Nachmittag in mehreren Stunden mit Popcorn, Orangen, Süßigkeiten und Überraschungseiern gefüllt haben. "Wir können die Weihnachtsaktion nur machen, weil wir treue Unternehmer haben, die uns jedes Jahr wieder das Geld dafür spenden", so Mayr.

"Jetzt steigt der Neptun ins Wasser", ruft die neunjährige Franzi

Als es fast finster ist, werden die Kinder immer unruhiger, einige werfen Steinchen in den See, andere beobachten aufmerksam, was sich auf dem gegenüberliegenden Ufer beim Wasserwachthäuschen tut. "Jetzt steigt der Neptun ins Wasser", ruft die neunjährige Franzi, als sich im Schein der dekorativen Lichterkette bei der Station etwas bewegt. "Wann kommt er denn endlich? Mich friert's langsam", jammert ein anderes Mädchen, und ein Bub posaunt laut heraus: "Da ist er!". Doch dann kehrt wieder spannungsgeladene Ruhe ein, bis eine Drohne aufsteigt und so etwas abseits erahnen lässt, wo sich Neptun unter Wasser annähert. "Da kommt er", ruft ein Kind, ein anderes leuchtet mit der Taschenlampe zu der Stelle, wo sich das Wasser erst kräuselt, schließlich immer stärker werdende Wellen bilden. Musik vom Band trägt zur Spannungssteigerung bei.

Und dann ist er da. Erst sieht man nur die Tauchermaske, dann streift er die Schwimmflossen ab, um unter Applaus und Kinderjubel ans Ufer zu steigen. Den Dreizack in der Hand, nach der griechisch-römischen Mythologie das Zepter und die Waffe des Meeresgottes, schreitet er zum Päckchenversteck und verteilt mit Helfern der Wasserwacht die Geschenke an die Kinder, die sich um den Platz drängen. Eltern und Großeltern schießen Fotos. "Es ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns ein schönes Erlebnis in der Vorweihnachtszeit", sagt eine Mutter, während nebenan eine Gruppe von Vätern darüber rätselt, wer sich in diesem Jahr als Neptun ins kalte Wasser begeben hat. "Es ist der 41-jährige Stefan Eder von der Germeringer Wasserwacht", klärt ein Wasserretter auf. Eder ist seit 2005 Rettungstaucher und kennt den Badesee in Mammendorf von etlichen Übungseinsätzen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFundstücke auf den Weihnachtsmärkten
:Holzeule, Sternenkugel, Keramikengel

Eine Entscheidungshilfe für Besucher der Weihnachtsmärkte in Germering und Bruck: Fünf Kunsthandwerker wählen ihre Lieblingsobjekte aus.

Von Leonard Rosch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: