Nachwuchsgremium:Subventioniertes Bio-Essen und mehr demokratische Legitimation

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Die 48 Delegierten des Jugendkreistages kommen aus den Schulen des Landkreises. (Foto: Jana Islinger)

Der Jugendkreistag beschließt erst eine Förderung von gesunder Ernährung und diskutiert dann über Grundsätzliches.

Von Konstantin Hadzi-Vukovic, Fürstenfeldbruck

Jugendliche tuscheln im großen Sitzungssaal des Landratsamtes, einige machen sich Notizen in Heften, andere haben ein Tablet zur Hand. Dann unterbricht Landrat Thomas Karmasin (CSU) die 14- bis 17-Jährigen. "Sind alle Delegierten bereit zur Wahl?", fragt er. 48 pinke Karten schnellen in die Höhe, keine Gegenstimmen. Der Jugendkreistag hat einstimmig den Antrag der Mittelschule Fürstenfeldbruck Nord angenommen. Diese bekommt kostenlose Menstruationsartikel in den Mädchentoiletten. Die Kosten übernimmt der Jugendkreistag aus seinem jährlichen Budget.

An diesem Tag sind die 48 Delegierten des Jugendkreistages zur ihrer mittlerweile elten Sitzung zusammengekommen. Ihr Ziel ist es, die Interessen der Schülerschaft zu vertreten. Der Jugendkreistag hat gegenüber dem Kreistag ein Vorschlagsrecht in allen Angelegenheiten, die Kinder und Jugendliche betreffen - und er nutzt es ausgiebig.

So beschäftigt man sich dieses Mal in der Sitzung mit dem Thema Bio-Essen in Mensen. "Wir wollen, dass der Landkreis jedes Bio-Essen, das an bio-zertifizierten Mensen der Schulen des Landkreises ausgegeben wird, mit 50 Cent subventioniert", sagt ein Schüler des Max-Born-Gymnasiums. Finanziell stelle das einen jährlichen Aufwand von 16 500 Euro dar. "Wir wollen, dass es sich mehr lohnt in die Mensa zu gehen, als den Leberkäse von nebenan zu holen", fügt eine weitere Delegierte des Max-Born-Gymnasiums hinzu. Das Gymnasium habe sich bereits mit den Caterern ausgetauscht und die 50 Cent seien eine Möglichkeit, den Preis auszugleichen.

Einige haben Bedenken. "Können wir sicher sein, dass das Geld nur an Bio-zertifizierte Schulen geht oder generell an Schulen, die Bio-Produkte kaufen", fragt eine Schülerin der Mittelschule Nord. Nicht alle Schulen böten Essen an, das eine offizielle Bio-Zertifizierung besitzt. Ein Delegierter des Gymnasiums Olching meint, dass es sich um eine geniale Idee handle, es aber an Gleichberechtigung fehle. Der Zuschuss käme nur einer kleineren Gruppe zugute, sagt er. Trotz zwölf Gegenstimmen erreicht der Antrag allerdings eine Mehrheit.

Hitzig bleibt die Sitzung auch beim achten Tagespunkt. Das Gymnasium Olching stellt einen Antrag zur Änderung der Geschäftsordnung. Nicht alle Schulen wählen ihre Delegierten demokratisch. "Wir betrachten das als fehlende demokratische Legitimation", sagen die Schüler au Olching. Das führe zu einem fehlenden Vertrauen in den Jugendkreistag. Deshalb möchten die Delegierten, dass in der Geschäftsordnung festgeschrieben wird, dass der Jugendkreistag die offizielle Vertretung der Jugend im Landkreis darstelle. Einen weiteren Schritt zur Demokratisierung soll die Verringerung der Anzahl der Delegierten darstellen. Außerdem fordern die Olchinger, dass alle Delegierten online gewählt werden.

Vor allem ein Punkt wird diskutiert. Die Zahl der Delegierten soll künftig anhand von festgelegten Zahlen bestimmt werden. Derzeit bestimmt die Schulform über die Menge der Delegierten: Gymnasien und Realschulen haben je drei, die anderen nur zwei Sitze. Eine Idee des Gymnasiums Olching ist, dass Schulen mit 300 bis 500 Schülern zwei Delegierte bekommen. Die anderen erklären in der Diskussion ihre Sorge, dass es zu einer ungerechten Verteilung kommen könne. Die Anzahl der Schüler pro Schule ändere sich immer, wendet auch Landrat Karmasin ein. In der nächsten Sitzung am Donnerstag, 29. Februar, soll dazu abgestimmt werden. "Es geht uns darum, zusammen herauszufinden, wie wir den Jugendkreistag gerecht gestalten können", sagt eine Schülerin des Gymnasiums Olching.

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