Olching:Lautstarke Renaissance

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Nach 40 Jahren in Olching wieder unter diesem Namen zu hören: The Henry Caddie Band. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach drei Jahren Pause kehrt die Musiknacht zurück - und mit ihr die legendäre "Henry Caddie Band". Weil nicht mehr Gaststätten teilnehmen, muss die Zahl der Gruppen stärker als gewollt begrenzt werden.

Von Konstantin Hadzi-Vukovic, Olching

"Kommst du heute? Wie, wohin? Zur Musiknacht natürlich!" sagt ein Olchinger, der auf dem Nöscherplatz steht, am Handy. Drei Jahre lang musste die Musiknacht pausieren, und das ist spürbar. Die Erwartungen sind groß. Trotz des guten Wetters am Samstagabend kommen zur achten Auflage aber weniger Besucherinnen und Besucher als in den Jahren davor.

Es sei noch schwer zu sagen, wie viele es dieses Jahr waren, sagt Stefanie Schmerber von der Breitenfellner Gruppe, die wie die Jahre davor für die Organisation zuständig war. Schätzungsweise seien es etwa 1500 Besucherinnen und Besucher gewesen.

Die Ladefläche eines Lastwagens dient ihm als Bühne: DJ Heddan auf dem Nöscherplatz. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit sieben Bühnen ist das Angebot auch etwas kleiner als früher. Dafür gibt es dieses Jahr auf dem Nöscherplatz einen Open-Air-Live-DJ-Act, der vor allem die jungen Leute anzusprechen scheint. Moderne Pophits wie Mister Saxobeat bringen die Leute zum Tanzen. Familien mit Kindern sitzen entspannt zusammen und genießen das gute Wetter und die Musik. Der Geruch von frischen Crêpes, die an der Imbissbude verkauft werden, steigt einem in die Nase.

"Schön, dass wieder was los ist", sagt Sven, der mit seiner Frau und Tochter gekommen ist. Während Corona habe es leider keine Veranstaltungen gegeben, und so sei die Freude jetzt ziemlich groß. "Ins Kolpingheim gehen wir später sicherlich", sagt er.

Lichterzauber im Kom: The Wild Magnolia Mariachis. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kein Wunder, denn im Kolpingheim treten lebende Legenden auf: Die Henry Caddie Band spielt nach vierzig Jahren zum ersten Mal wieder unter diesem Namen und ist sicherlich eines der Highlights der Musiknacht. Im golden glänzenden Anzug präsentiert Sänger und Gitarrist Boris Milkovic die größten Hits der Sechziger, Siebziger und Achtziger, während Bandleader Hans Brugger mit unglaublicher Energie am Schlagzeug den Rhythmus vorgibt. Sie scheinen eine treue Fangemeinde zu haben, die nach all den Jahren immer noch kein Konzert verpassen will. "Wenn ihr was Schlechtes über die schreibt, werde ich stinksauer", sagt eine ältere Dame. Es wird gejubelt und geschrien im Kolpingheim, während die Band "Mamma Mia" von Abba spielt. Paare tanzen gemütlich zusammen und scheinen in alten Erinnerungen zu schwelgen. Man fühlt sich fast in eine andere Zeit zurückversetzt, während die Band zu "Does your Mother know" von Abba wechselt.

In der Legends Lounge: Halifax and Friends. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein ähnliches Ambient verspürt man im Kom, wo The Wild Magnolia Mariachis auftreten. Sie präsentieren dem Publikum eigene Songs in einem knallharten Rockabillysound, unterstützt von drei Bläsern und einer Mundharmonika. "Es ist einfach ein ziemlich geiler Sound", sagt eine Frau, die mit ihrem Sohn gekommen ist, der die Band zum ersten Mal hört. Ein Besucher hält sich überrascht die Ohren zu. Die Lautstärke der Band ist schon gewaltig.

Im Kolpingheim wird gegroovt und getanzt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein komplett anderes Ambiente herrscht in der TSV-Gaststätte Volveré, wo die Boys from Ipanema auf entspannte Latinomusik setzen. Hier scheinen aber eher die Paella und die Scampi, die serviert werden, interessant zu sein. Die Musik wird eher als etwas Sekundäres wahrgenommen. Im Restaurant Auszeit des Golfclubs Olching ist es andererseits unmöglich, nicht auf die Musik zu achten. "So come on, come on! Do the Loco-Motion with me", trällern die Bro'seccos vor sich hin, wobei einige schiefe Töne zu hören sind. Vielleicht handelt sich um eine Interpretation von Schönbergs Zwölftonmusik. Klar, ist es nicht - und folglich hält sich der Ansturm der Besucher hier eher in Grenzen.

Viel mehr los ist dann wieder in der Legends Lounge mit der Band Halifax and Friends, wo die Gäste klassischen Rock'n'Roll und Oldies zu hören bekommen. Auch schon Tradition ist der Auftritt der bayerischen Band Kopfeck im Daxerhof, wo das Publikum lauthals mitsingt. "Auf boarisch klingt alles besser", bekräftigt der Sänger ihre altbekannte Philosophie. So stimmt die Band eine bayerische Version von "I will survive" an.

Trotz Unterschieden in den Locations scheint die allgemeine Stimmung positiv zu sein. In den sozialen Median wird allerdings in den nachfolgenden Tagen auch Kritik laut an der Organisation der Musiknacht. Es seien früher mehr Bands gewesen, heißt es.

Ein Problem sei, dass nicht alle Kneipen mitgemacht hatten, sagt Schmerber dazu. "Bands gab es sehr viele, die Lust hatten zu spielen, aber leider nicht genug Gaststätten." Die Distanz zwischen den Gaststätten sei deswegen auch groß gewesen, gibt sie zu. Für den Einstieg nach der langen Pause war das für sie dennoch "schon in Ordnung." Man hoffe aber natürlich in Zukunft wieder auf mehr kooperierende Gaststätten.

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