Musikkabarett:Musik mit der Saugglocke

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Das Publikum hat großen Spaß am Auftritt von Knedl & Kraut

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Kann man mit zehn Cremetuben Musik machen? Oder mit einer Geige und einer Gitarre, die einen Teekessel und Holz aus einer Weinhandlung jeweils als Resonanzkörper haben, melodische Töne erzeugen? "Knedl & Kraut", so heißt die bayerische Musikformation, schaffen das. Bei ihrer musikalischen "bayerischen Weltreise" gehen die 500 Besucher im Fürstenfelder Stadtsaal sofort begeistert mit. Löst doch eine fantasievolle Instrumentenüberraschung die andere ab. Eingebettet ist die Musik in sehr amüsante Geschichten und Erlebnisse auf der Weltreise.

Ursprünglich war das Duo Toni Bartl und Daniel Neuner als "Knedl & Kraut" für die bayerische Weltreise angekündigt worden. Nun steht bei der Premiere des neuen Programms überraschend ein Trio auf der Bühne. Die Weltreise des Ensembles hätte beinahe nicht stattgefunden. Denn Daniel Neuner erkrankte vor sechs Wochen und fiel aus. Der Partenkirchner Bartl fragte den Straubinger Juri Lex, der sich zuvor eigentlich eine Auszeit genommen hatte, ob er nicht einspringen könne. Lex wollte, und auch Andreas Asang, der Werdenfelser, der in München lebt. "Aber es musste alles sehr schnell gehen", erzählte Lex. "80 Konzerte waren schon fest gebucht." Und die waren schon gut verkauft; auch die Premiere in Fürstenfeldbruck. Der Kartenverkauf lief so gut, dass die Musiker vom kleineren Säulensaal über die Tenne schließlich im großen Stadtsaal landeten.

Dieser Umzug war mehr als verdient. Als Trio verleiht das Ensemble seinem Auftritt noch mehr Präsenz. Die musikalische Weltreise beginnt in der Schweiz und führt nach Frankreich, Asien, Australien und anderswohin. Mit acht Saugglocken, wie man sie für die Behebung von WC-Verstopfungen benötigt, auf einem Bügelbrett montiert, erzeugt Asang eine Melodie wie auf einer peruanischen Panflöte. Mit zwei der Geräte direkt vor dem Mund pfeift er "The Saints go Marching in". Ähnliches gelingt mit einem dünnen und dicken Abflussrohr. Die virtuos wechselnden Instrumente, kabarettistisch kommentiert von Toni Bartl, sorgen für Daueramüsement im Publikum und immer wieder begeisterten Applaus. Ständig werden neue selbst gebaute Instrumentenvariationen aus einem großen Koffer herausgezogen. Da gibt es die Autohupen- und Kühlerschlauchorgel; und wer hat schon erlebt, dass die Hauptarie von "Carmen" auf einem Cremetubenpiano, einer Geige mit Teekessel (Juri Lex) und einer Gitarre mit Weinkasten durchaus melodisch gespielt wurde. Als Asang den Gitarren-Resonanzkasten öffnet, kommen zum Vergnügen des Publikums noch drei Bierflaschen zum Vorschein.

"Den Tubeninhalt haben wir an Uschi Glas verkauft", steuerte Bartl noch als Witz bei. Dem Publikum gefiel auch das außerordentlich. Zwischendurch zeigt das Trio auch sein vorzügliches musikalisches Können, wenn es Irish Folk sehr fetzig präsentiert, Lex mit einem Normalgeigensolo beeindruckt und Bartl sich auch als der angekündigte "Weltmeister der diatonischen Harmonika" entpuppt. Andreas Asang entlockt seinem Kontrabass nicht nur durchs Zupfen der Saiten, sondern auch durchs Schlagen auf den Instrumentenkasten neue Töne. Ein überaus amüsanter Abend. Nicht nötig ist allerdings die Zaubertrick-Einlage von Asang, die auch thematisch nicht ins Programm passt.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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