Musik:Kraftvoller Wilder Westen

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"High Noon im Saloon": Sängerinnen und Sänger des Philharmonischen Chors, kostümiert als als Besucher und Bedienstete einer Gaststätte des Wilden Westens. Beim Faschingskonzert im Sparkassensaal unterhalten sie das Publikum. (Foto: Günther Reger)

Klassische Gesangsstücke und witzige Einfälle: Der Philharmonische Chor unterhält das Publikum im Sparkassensaal mit einem Faschingskonzert

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Der Fasching ist heute eine eher nostalgische Angelegenheit. Vorbei sind bei uns große Bälle mit Maskierung und vielerorts auch die Faschingsumzüge. Doch ein bisschen Fasching muss sein, und wenn es für das Publikum "nur" auf der Bühne und mit gewisser Entfernung stattfindet. "High Noon im Saloon" ist das Faschingskonzert des Philharmonischen Chores Fürstenfeld überschrieben, das am Samstag seine Premiere im Sparkassensaal erlebte. Allein beim Motto werden Erinnerungen wach an Western-Filme im Fernsehen, an Karl May oder an die eigene Jugend. All diese Ideen und viele Klischees dazu nahm das Programm im fast ausverkauften Saal auf. Die Grenzen zwischen Bühne und Zuschauerraum definierten die Verantwortlichen immer wieder neu: Mal saß die erste Reihe in der Schusslinie zweier potenzieller Duellanten und musste mit schusssicheren Westen (hier als orangefarbene Warnwesten getarnt) ausgestattet werden, mal schwärmten die Sänger in die Gänge zu den Zuhörern aus. An anderer Stelle wurde das Publikum blockweise in heulende Kojoten, wogendes Steppengras und Bäume des Waldes eingeteilt - und musste in einer Geschichte beim Auftauchen der Begriffe jeweils in Aktion treten. Auf diese Weise entstand eine Unmittelbarkeit des Geschehens für alle Beteiligten einschließlich der Besucher.

Es ist eine Kunst für sich, in ein Programm aus insgesamt 31 Nummern einen roten Faden zu bringen, der auch noch zum übergeordneten Motto passt. Zu den Ideen von Jens Hunecke und Rafael Hösel steuerte Hunecke zahlreiche gelungene Neutextierungen bei, so dass fast keine Melodie ihren originalen Text hatte. Der rote Faden gelang dadurch, dass ein durchlaufender Handlungsstrang in die Nummernfolge implementiert war, der immer wieder auftauchte: Drei Vertreter der Heilsarmee, angeführt von Faschingskonzert-Urgestein Peter Seitz sammelten Geld für ihre Projekte, das dann verschwand und erst am Ende wieder auftauchte. Einfallsreich und zuverlässig agierte die Band mit Yoko Seidel (Klavier und Synthesizer), Jürgen Richter (Bass und Gitarre) und Tobias Plutka (Schlagzeug). Nicht vergessen werden darf die Mundharmonika, deren sehnsüchtiger Klang erst das richtige Western-Feeling zauberte.

Erfreulich war, dass in diesem Jahr ausnahmslos Live-Musik erklang, was nicht nur die Unmittelbarkeit erhöhte, sondern auch ein hohes Maß an Flexibilität bedeutete. Die "Pokerrunde", agil von Leroy Andersons "Typewriter" begleitet, fand ihr Ende in einer scheinbar wüsten Schlägerei, die in pantomimischer Zeitlupe zur retardierten Musik zu sehen war. Auch der Anteil an klassischen Gesangsstücken war deutlich größer als in früheren Jahren. Vor dem Hintergrund, dass der klassische Gesang die Domäne der Mitwirkenden aus dem Philharmonischen Chor Fürstenfeld ist, trug dieser Aspekt zur hohen Qualität der Veranstaltung bei. Zu nennen sind der "Spendenchor", das mehrmals zu hörende Frauenquartett sowie die Ensemblenummern.

Witzige Einfälle gab es auch diesmal in großer Zahl: Peter Seitz wehrte sich, an den Marterpfahl gebunden, mit einem Hinweis auf seine Biografie, dass ein bayerischer Beamter nicht gemartert werden dürfe. Bei BSDSK ("Bruck sucht die Super-Kuh") zogen fünf gescheckte Rinder über die Bühne, bei denen die Kühe einen aufgeblasenen Luftballon als Euter trugen. Drei Pferde ritten bei "In die Sättel" kraftvoll über die Bühne und wurden vom Ensemble angefeuert. Dabei handelte es sich um entsprechend kostümierte große Hüpfbälle. Am Ende, nach fast drei Stunden, gab es begeisterten Beifall für alle Akteure auf und hinter der Bühne. Für Regie und Choreografie zeichnete Peter Haase verantwortlich, für die farbenfrohen Kostüme Beate Heinsius und für die Maske Sabine Finnigan. Es war gelungen, ein Programm fast ohne Spannungsabfall zu präsentieren, das aber auch gerne eine halbe Stunde kürzer hätte sein können.

"High Noon im Saloon", Philharmonische Faschingskonzerte, Sparkassensaal, Hauptstraße 8, Fürstenfeldbruck, Samstag/Sonntag, 23. und 24.2. je 15 und 19.30 Uhr, Samstag/Sonntag, 2. und 3.3. je 15 und 19.30 Uhr.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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