Musik:Klangvolle Spätromantik

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Großer Beifall für Gärtnerplatz-Musiker in Puchheim

Von Klaus Mohr, Puchheim

Schnee und Eis können die Besucher nicht davon abhalten, die Montags-Kammermusik im Puchheimer Kulturzentrum Puc zu besuchen. Jedenfalls war der jüngste Konzertabend hervorragend besucht. Ein Dutzend Musiker, davon zehn aus dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz und zwei Cello-"Anleihen", waren gekommen, um dem Publikum drei Werke unter dem Motto "K. und k. Nachf." zu Gehör zu bringen. Mit dem etwas sperrigen Titel war die Idee verbunden, Werke aus der künstlerischen Hochkultur zu spielen, welche aus der k.-und-k.-Monarchie hervorgegangen sind.

Ernst von Dohnányis Kompositionsstil ist stets spätromantisch geblieben. Das galt auch für seine Serenade in C-Dur für Violine, Viola und Violoncello op. 10 aus dem Jahr 1902, die zu Beginn erklang. Streng in der Diktion eröffnete eine Marcia das Werk, und doch war das Schema immer wieder augenzwinkernd von Synkopen durchbrochen. In der Romanza wurden oft wiederholte Begleitfiguren zum Grundmuster des Satzes. Später erfuhr der Ausdruck eine Steigerung, indem sich die Führung durch zwei Instrumente verdichtete. Das Scherzo wurde seinem Namen dadurch gerecht, dass ein flüchtiges Thema imitatorisch sich selbst davonlief, um sich im Unisono wieder einzufangen. Unisono-Passagen prägten auch die beiden weiteren Sätze, zunächst ein Tema con variazioni. Die einzelnen Variationen überzeugten als Klang- und Charakterstudien en miniature mit interessanten harmonischen Wendungen, die einen sensibel empfundenen Melodieverlauf einbetteten. Eng verzahnt waren die Spielfiguren im Rondo-Finale. Leider ließ die Intonation an den Unisono-Stellen immer wieder zu wünschen übrig, was den Höreindruck schmälerte.

Das Sextett für Flöte, Oboe, Klarinette, zwei Fagotte und Klavier von Bohuslav Martinů von 1929 folgte. Das feierliche Preludium begannen die Bläser. Das Klavier spiegelte die Impulse zurück und übernahm deren Rolle mehr und mehr. Das effektvolle Spiel mit vorsichtigen Anklängen an Jazzidiome rahmte das Klangbild ein. Im nur von Flöte und Klavier musizierten Scherzo-Satz war das verschiedenartige Vogelgezwitscher der Flöte virtuos perlend vom Klavier sekundiert.

Das Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello in Es-Dur op. 87 von Antonín Dvořák folgte nach der Pause. Das Werk lebte von innigen Melodien, die in eine wunderbar fließende Bewegung eingebunden waren (Allegro con fuoco) oder ganz versonnen eine Innigkeit des Klangs vermittelten (Lento). Das Klavier nahm dabei oft die Rolle des harmonischen Emulgators wahr, der den Ausdruck intensivierte. Dass der Gesamtklang an manchen Stellen etwas laut und dadurch auch dick geriet, wirkte sich nicht nachhaltig aus. Die Liebenswürdigkeit der Gesten erinnerte im Allegro moderato an Wiener Schmäh, der mit glitzernden Klavierkaskaden umspielt war. Rhythmische Vielschichtigkeit und dynamische Spannungsbögen formten den Satz. Gleicher Duktus und große Einigkeit, was Elan und Schwung anging, prägten das Final-Allegro und führten zu Harmonie und Sinnlichkeit. Großer Beifall am Ende.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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