Musik:Düster und berührend

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Thomas Gropper interpretiert Schuberts "Winterreise"

Von Julia Bergmann, Grafrath

Zum ersten Mal ist der bekannte Bariton Thomas Gropper im Alter von 16 Jahren auf die "Winterreise" gestoßen. Seither ließ ihn der zu den bedeutendsten Werken der Romantik zählende Liederzyklus von Franz Schubert nicht wieder los. Noch heute beschreibt er ihn als außergewöhnlich reizvoll: "Und das, obwohl oder gerade weil er inhaltlich so hart und lebensfeindlich wirkt". Gropper wird den Liederzyklus am Samstag, 2. Februar, im Musikhaus Marthashofen interpretieren. Begleiten wird ihn am Hammerflügel die Münchner Pianistin Maharani Chakrabarti.

Der Text, nach dem Schubert seine Winterreise mit Anfang 30 komponiert hat, stammt von dem deutschen Dichter Wilhelm Müller. Das literarische Ich des ursprünglichen Gedichts zieht nach dem unglücklichen Ende seiner Liebesbeziehung ohne Ziel hinaus in die eisige Winternacht. Anfangs noch häufig schwankend zwischen Freude und Verzweiflung setzt sich im Verlauf des Zyklus schließlich ein düsterer Grundton durch. "Eine bezwingende Geschichte, mit einer unglaublichen Entwicklung und Dramaturgie", findet Gropper. Auf der einen Seite erschaffe sie eine extrem düstere Atmosphäre, auf der anderen sei sie hellsichtig und philosophisch. Im Kontext seiner Entstehungszeit gesehen, lässt das Werk aber auch eine politische Deutung zu. Häufig wurde der Zyklus als Schuberts Kritik am reaktionären metternichschen System verstanden.

"Bemerkenswert ist, dass der Zyklus von zwei so jungen Menschen geschrieben wurde", sagt Gropper. Schubert, damals gerade 31, Müller nur wenig älter. Zwei Männer, deren politische Hoffnungen erkaltet sind. "Zwei, die die Erfahrung gemacht haben, dass da für einen kurzen etwas aufgeblüht wäre, was dann nicht zum Leben gekommen ist." Auf den Entstehungskontext und Hintergründe zum Liederzyklus wird Gropper auch am Samstag zu Beginn des Liederabends kurz eingehen.

"Wir freuen uns sehr, dass Thomas Gropper mit seiner Begleitung zu uns kommt", sagt Maria Leitenstern-Gulden, die Vorsitzende des Kulturvereins Sankt Rasso, der den Abend in Kooperation mit dem Musikhaus ausrichtet. Auch für sie ist die Winterreise eines der Werke, das sie beim Hören immer wieder tief im Innersten bewegt. "Das menschliche Leben wird in Text und Musik sehr berührend geschildert", findet sie. Traurig sei es zwar, "aber auch traurige Aspekte gehören zum Leben dazu." Ganz besonders freut sie sich darauf, die Winterreise in einem vergleichsweise kleinen Rahmen in Marthashofen hören zu können. Das bestätigt auch Gropper mit dem Verweis auf die berühmten "Schubertiaden", bei denen der Komponist seine Werke im privaten Rahmen, häufig im kleinen Kreis präsentierte. Eine ähnliche Atmosphäre erwartet sich der Bariton auch in Marthashofen.

Gropper hat an der Hochschule für Musik und Theater München Opern- und Konzertgesang sowie Gesangspädagogik bei Markus Goritzki und bei Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin studiert. 2001 erhielt er eine Professur für Gesang, Sprecherziehung und Gesangsdidaktik an der Münchner Musikhochschule. Seit 2005 leitet er den Projektchor Arcis-Vocalisten. Auch in Fürstenfeldbruck ist Gropper bestens bekannt, denn von 2008 bis 2014 war er Leiter des Philharmonischen Chores Fürstenfeld. Von 2014 an übernahm er außerdem die künstlerische Leitung der Birnauer Kantorei und seit 2016 leitet er auch den Kammerchor Chur. Schon seit etwa 15 Jahren arbeitet Gropper mit der Pianistin Chakrabarti zusammen, die ihn am Samstag begleiten wird. Die Pianistin hat ebenfalls an der Hochschule für Musik und Theater München studiert, neben Klavier im Hauptfach bei Michael Schäfer auch Cembalo bei Christine Schornsheim. Ihr Schwerpunkt als Liedbegleiterin liegt auf Werken der Romantik.

Franz Schuberts "Winterreise" interpretiert von Thomas Gropper und Maharani Chakrabarti. Musikhaus Marthashofen, Samstag, 2. Februar, 17 Uhr.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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