Olching:Den Pelikanen fehlt das Publikum

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Den Bewohnern des Olchinger Vogelparks steht ein ruhiges Wochenende bevor. Die Rosapelikane haben es dabei gut, sie dürfen ihr Gehege verlassen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Vogelpark in Olching ist gleich von zwei Viruserkrankungen betroffen: Wegen Corona bleiben die Besucher draußen, wegen drohender Ansteckung mit der Vogelgrippe werden manche Tiere eingesperrt.

Von Franziska Schmitt, Olching

Mit einheimischem Entengeschnatter und Möwengeschrei beginnt die Reise. Ein paar Schritte weiter: "Hallo, guten Morgen", begrüßt Gelbstirnamazone Chico sein Gegenüber. Die Hooded-Sittiche, ebenfalls der Papageienfamilie zugehörig, bringen mit ihrem türkisen Gefieder die australische Farbenpracht in den Landkreis.

Es geht weiter zu den majestätischen Karakaras von den Falklandinseln bis hin zu den Malaienkäuzen, recht stillen Zeitgenosse aus dem südostasiatischen Raum. Ihren großen, dunklen Augen scheint nichts zu entgehen.

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Diese kleine Reise einmal rund um den Globus ist für Olchinger in normalen Zeiten nur ein paar Gehminuten entfernt. Doch mit dem Anstieg der Corona-Fallzahlen werden die Tore des Vogelparks zu Ostern geschlossen bleiben. Noch vor drei Wochen sah der Verein "Vogelliebhaber Olching und Umgebung" einer Öffnung optimistisch entgegen. "So wie es aussieht, dürfen wir öffnen", sagte Fachwartin Daniela Kuchenbaur damals voller Vorfreude und erklärte, dass sie das Arial bereits ausgemessen habe. 65 Besucher könnten sich gleichzeitig im Park aufhalten. Doch nachdem der Inzidenzwert die Marke 100 überschritt, schwand die Hoffnung. Auf keinen Fall wolle der Vogelpark zum Infektionsgeschehen beitragen, sagt sie. "Wir sind extrem vorsichtig."

Vereinsmitglieder und Vögel haben sich schon sehr auf die Besucher gefreut, sagt Kuchenbaur. "Die Vögel merken, wie furchtbar still es im Park ist. Sie freuen sich, wenn viele Menschen zum Ratschen vorbeikommen." So war in den vergangenen Wochen der Frühjahrsputz in vollem Gange. Bänke wurden aufgestellt, der Baumschnitt beseitigt. "Bedingt durch Corona war es kein Miteinander, sondern ein Nebeneinander", sagt sie und erklärt, dass die aktiven Mitglieder und Mitarbeiter die Aufgaben unter sich aufgeteilt und teils in Familienverbänden erledigt hätten.

DIe Perlhühner müssen leider drinnen bleiben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Drei Monate war der Vogelpark im vergangenen Jahr während der Saison geschlossen. Zudem schlugen sich die Hygienemaßnahmen auf die Besucherzahlen nieder. Es fehlte ein großer Teil der Eintrittsgelder, aus denen sich der Vogelpark finanziert, sagt Kuchenbaur. Doch auch ohne staatliche Hilfe komme der Vogelpark über die Runden. "Die Bürger stehen voll hinter uns. In unserer Spendenkasse vor dem Eingang ist wirklich jeden Tag etwas drin. Das zeigt uns, dass unsere Vögel den Menschen wichtig sind."

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Von Franziska Schmitt

Egal ob geschlossen ist oder offen, im Vogelpark musste es weitergehen, schließlich wollen die Tiere auch weiterhin versorgt werden. "Fußballer können ihre Bälle einfach in den Schrank und später wieder herausholen. Bei uns geht das nicht. Wir haben Verantwortung, wir haben Tiere, die jeden Tag versorgt werden müssen", sagt Kuchenbaur. Sie lässt das letzte Jahr Revue passieren: Die Vereinsmitglieder hielten sich per Chat auf dem Laufenden. "Jeder ging für sich allein durch den Park, erledigte seine Aufgaben. Das Vereinsleben ist seit Corona einfach tot." Die Treffen am Wochenende und das gemeinschaftliche Werkeln im Park wurden eingestellt. "Doch es gibt nichts Negatives, wo es nicht auch was Positives gibt", räumt Kuchenbaur ein. "Die Krise habe gezeigt, dass die Vereinsmitglieder sich nicht im Stich lassen."

Das Coronavirus ist jedoch nicht der einzige Virus, der den Vogelpark zur Vorsicht zwingt. Seit Herbst breitet sich die Vogelgrippe deutschlandweit aus. Anfang März zählte das bayerische Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz 23 bestätigte Fälle in Bayern. Deshalb müssen Hühner- und Entenvögel in ihren Gehegen und Ställen bleiben.

Auch der Emu bekommt wegen der Vogelgrippe keinen Auslauf. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Die Perlhühner, die sich sonst frei bewegen dürfen, mussten wir einfangen," erzählt Kuchenbaur. Auch die Emus - nach dem afrikanischen Strauß die größte Hühnerart der Welt - verzichten derzeit auf einen großen Teil ihres Geheges, um vor der Übertragung der Vogelgrippe durch Wildvögel geschützt zu sein. Unter den Enten sorgt die ungewohnte Einstallung für viel Geschnatter.

Bisher habe sich keiner ihrer Vögel mit dem Virus infiziert, sagt Kuchenbaur. Eine Gefahr der Übertragung der Vogelgrippe auf den Menschen stuft sie als sehr gering ein. Dafür müsse ein sehr enger Kontakt bestehen oder ein infizierter Vogel gar verspeist werden, sagt sie. Laut dem bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sind keine Fälle der Übertragung der Vogelgrippe auf den Menschen in Deutschland bekannt. Gewarnt werde jedoch vor dem Kontakt mit verendeten Wildvögeln. Die sollte man keinesfalls anfassen.

© SZ vom 01.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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