Mülltrennung:Beschwerlicher Aufstieg

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Wertstoffcontainer wie jener hier in der Brucker Hasenheide sind oft nur über Treppen erreichbar. (Foto: Matthias Döring)

Für viele Bürger ist der Besuch eines Wertstoffhofs im Landkreis anstrengend. Doch die Umgestaltung der Sammelstellen ist dem Abfallwirtschaftsbetrieb zu teuer

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Abfallsystem im Landkreis erfordert viel Mitwirkung von den Bürgern. Seit Jahrzehnten trennen diese ihren Müll akribisch und bringen die einzelnen werthaltigen Bestandteile dann zu den Wertstoffhöfen: Papier, Kartons, Glas, Dosen, Plastikverpackungen, Altkleider, Bauschutt, Elektroschrott, Sperrmüll und vieles mehr. Das fällt vor allem älteren Menschen schwer. Die CSU beantragte deshalb, die Abläufe an den Wertstoffhöfen zu optimieren. Viel Spielraum besteht freilich nicht, denn eine nachträgliche Änderung der Ausstattung an den Wertstoffhöfen scheitert entweder an den jeweiligen Platzverhältnissen oder am enormen baulichen und finanziellen Aufwand. Zumindest bei den Öffnungszeiten soll es allerdings künftig Verbesserungen geben.

Im Landkreis gibt es sogenannte "kleine Wertstoffhöfe" mit einzelnen Containern, die jederzeit zugänglich sind, aber nur Papier und Kartons, Glas und Dosen aufnehmen, und "große Wertstoffhöfe", an denen sämtliche Abfallfraktionen abgegeben werden können. Sie sind jedoch nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Bei den meisten großen Wertstoffhöfen müssen die Bürger für die Entsorgung zudem außen an den riesigen Containern angebrachte Treppen besteigen und ihre Wertstoffe von oben einwerfen. Damit haben vor allem ältere Menschen Probleme. Wenn genug Platz vorhanden ist, werden die Container zwar auch an der hinteren Seite geöffnet, um einen ebenerdigen Zugang zu schaffen, doch nutzt dies vor allem in den Wintermonaten nur, wenn das Innere des Containers auch beleuchtet ist, heißt es aus dem zuständigen Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises.

"Wir wünschen uns, dass wir zu einer deutlichen Serviceverbesserung kommen", betont deshalb Kreisabfallreferent Dieter Rubenbauer (CSU) im Werkausschuss des Kreistags. Allerdings scheitern nachträgliche Änderungen zumeist an den Platzverhältnissen oder "an der Kostenfrage", wie AWB-Leiterin Sabine Schulz-Hammerl die Kreisräte wissen lässt. Die Flächen für die großen Wertstoffhöfe seien zum Teil gepachtet, deshalb hätten große Investitionen keinen Sinn.

Allerdings soll künftig bei Neuplanungen "nach Möglichkeit", wie es in den Informationsunterlagen an die Kreisräte heißt, auf kundenfreundliche und weitgehend hindernisfreie Anliefer- und Einwurfmöglichkeiten hingewirkt werden. Denkbar sind abgesenkte Container, Rampen und begeh- oder befahrbare Podeste zur bequemeren Entsorgung. Den kompletten Bestand an Containern baulich abzusenken, kann nach Ansicht des AWB allenfalls für die stadtnahen Standorte mit ihrem großen Einzugsbereich ernsthaft diskutiert werden. Eine Zählung vom Juli 2016 ergab, dass insgesamt fast 35 000 Anlieferungen pro Woche an den großen Wertstoffhöfen im Landkreis erfolgen.

Einen gänzlich neuen Wertstoffhof einzurichten, ist teuer. Jener, den die Gemeinde Egenhofen erhalten soll, musste wegen der Verkehrsanbindung zweimal umgeplant werden, die Kosten steigen auf 1,9 Millionen Euro. Vor allem der nicht versickerungsfähige Untergrund macht dort die Entwässerungsplanung kostspielig. Befestigte Parkflächen an den Anlieferungsstellen zu schaffen, wie es die CSU in ihrem Antrag fordert, ist beispielsweise auch in Türkenfeld nicht möglich, weil dort wegen Altlasten nicht durch den Untergrund entwässert werden darf. Auch Moorenweis bekommt einen neuen Standort für seinen großen Wertstoffhof. Der jetzige kann zwischen Kläranlage und Tennisplätzen nicht erweitert werden.

In Eichenau gibt es Probleme, weil dort, wie die CSU berichtet, der Fahrzeugrückstau am großen Wertstoffhof regelmäßig den mehrere hundert Meter entfernten Verkehrskreisel außer Funktion setzt. Kreisrat Hubert Jung (CSU) fordert deshalb eine politische Entscheidung darüber, "was uns hier kreative Lösungen wert sind". Er verlangt eine Auflistung darüber, was verschiedene bauliche Veränderungen kosten würden. Dem will der AWB nun nachkommen, danach könnten die Politiker entscheiden, "was dort möglich ist", sagt Sabine Schulz-Hammerl der SZ. Um das Problem speziell am Eichenauer Wertstoffhof zu entschärfen, empfiehlt die Kreisverwaltung, das dort ebenfalls untergebrachte Notfalllager des Landkreises an einen anderen Standort zu verlegen. An den großen Wertstoffhöfen an der Landsberger Straße in Germering, in Emmering, Olching und Grafrath sind bereits Bauarbeiten im Gange. Zumeist werden neue Sozialgebäude errichtet und die Beleuchtungen erneuert. Der Wertstoffhof in Grafrath ist dazu noch bis März ganz geschlossen.

Erfahrungsgemäß spitzt sich der Andrang an den Wertstoffhöfen regelmäßig zu Zeiten zu, an denen sperriges Grüngut in großen Mengen abgegeben wird - beliebt sind dafür vor allem Freitag und Samstag. Auch Andreas Magg, SPD-Kreisrat und Bürgermeister von Olching, hat in seiner Stadt die Beobachtung gemacht, dass sich freitags schon kurz nach 13 Uhr eine lange Schlage zur Wertstoffanlieferung in der Johann-G.-Gutenberg-Straße bildet. Weil viele, wie er vermutet, wohl auch eine Stunde früher Zeit hätten, bittet er im Werkausschuss darum, "die eine oder andere Randstunde" an die Öffnungszeiten dranzuhängen. Eine Entzerrung sei gut, sagt auch Sabine Hammerl-Schulz, dennoch verweist sie im Gespräch mit der SZ darauf, dass längere Öffnungszeiten mehr Personal verlangten, das wiederum Geld koste. Am Ende könnte dies die Müllgebühren verteuern.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb schlägt nun vor, für die großen Wertstoffhöfe in Fürstenfeldbruck, Germering, Eichenau, Olching, Puchheim und Mammendorf Abendöffnungszeiten nach 18 Uhr einzuführen, was sich bei einigen Wertstoffhöfen bereits bewährt habe. In Maisach und Althegnenberg soll künftig auch montags geöffnet werden. Überall ist das nach Ansicht des AWB nicht möglich, weil montags die Container an den Wertstoffhöfen geleert werden. Auch in Türkenfeld und Mammendorf hält der AWB erweiterte Öffnungszeiten für notwendig, allerdings sieht er von Extra-Öffnungszeiten im Herbst ab, weil das Anlieferaufkommen wegen der Witterung nicht kalkuliert werden könne. Diese maximale Auslastung der Einrichtungen bestehe nur an vier bis sechs Tagen im Jahr.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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