Mitten in Gröbenzell:Funkstille in der Turnhalle

Lesezeit: 1 min

Gemeinderäten und Bürgermeister versagt die elektronisch verstärkte Stimme

Glosse von Ariane Lindenbach

Ob nun der Gemeinderat in Mittelstetten tagt oder der Bundestag in Berlin - politische Gremien leben immer vom Austausch der Meinungen, von einem lebendigen, sachlichen und konstruktiven Diskurs, kurzum von Kommunikation. Wie wichtig in diesem Zusammenhang auch die technischen Hilfsmittel sind, ist an dieser Stelle schon öfter zur Sprache gebracht worden. Nicht zuletzt durch die seit März andauernde Ausnahmesituation, die uns das Coronavirus eingebracht hat. Die Hygienevorschriften schreiben nun mal Abstand und das Tragen einer Mund- Nasen-Maske vor, was zur Folge hat, dass die politischen Gremien in größeren Räumlichkeiten zusammenkommen müssen. Entsprechend wichtiger wird eine funktionierende Technik.

Aber auch die funktioniert nicht immer so reibungslos, wie einem das die Hersteller versprechen. Häufig ist man gar versucht, den seelenlosen Apparaten so etwas wie Emotionen oder zumindest Launen zu unterstellen. Denn bisweilen scheinen die Geräte ein den Menschen verborgenes Eigenleben zu führen, wie es unlängst bei einer Gemeinderatssitzung in der Dreifachturnhalle in Gröbenzell zu sein scheint. Es ist schon zu fortgeschrittener Stunde bei Tagesordnungspunkt acht vielleicht. Die Mikrofone, von denen jedes Mitglied eins an seinem Tisch stehen hat, haben bis dahin anstandslos die Stimme des jeweiligen Redners verstärkt und in die auf jedem Tisch stehenden Lautsprecher übertragen.

Doch als Grünen-Fraktionssprecher Walter Voit einen Antrag auf Förderung von Lastenfahrrädern vortragen möchte, bleiben die Lautsprecher stumm. Voit spricht ohne Verstärker weiter, am anderen Ende der Halle ist davon nur etwa die Hälfte zu verstehen. Der Austausch von Meinungen schreitet voran, als bei Brigitte Böttger dasselbe passiert. Und dann auch noch bei Bürgermeister Martin Schäfer. Die Leiterin des Hauptamts, Maria Schwarz, macht nun dezent die Runde von Tisch zu Tisch, prüft Kabelverbindungen und die Stellung der Kippschalter. Unterdessen prüft Schäfer das Mikro am Nachbartisch. Es geht. Er packt seine Unterlagen zusammen, setzt sich an den Tisch mit dem funktionierenden Mikro und schaltet es an. Nichts. Getuschel und Gelächter in der Dreifachturnhalle. Schäfer stellt sich etwas mittig in die Halle und beginnt mit erhobener Stimme zu reden. Manchmal ist es eben ganz gut, eine Alternative in petto zu haben, die ganz ohne Hilfsmittel auskommt.

© SZ vom 01.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: