Mitten in Eichenau:Elektrischer Impuls

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Damit Rathausmitarbeiter künftig bei Terminen im Ort vom Auto aufs Fahrrad umsteigen, schafft der Bürgermeister ein E-Bike an. Fragt sich nur, wie er den Gemeinderat überzeugt, die Folgekosten für eine Fahrradgarage zu genehmigen

Von Erich C. Setzwein

Der älteste Marketingtrick der Menschheit verfängt fast immer: Anreiz schaffen. Bei Eva soll es ein Apfel gewesen sein, mit dem sie Adam rumkriegte, Zeitungen werben mit Akkubohrmaschinen oder Essensgutscheinen um Abonnenten, und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel gibt jedem - vermutlich sogar persönlich - 4000 Euro, wenn er sich für den Kauf eines Autos mit Elektromotor entscheidet. Und wahrscheinlich hätte kein Landwirt im Landkreis je eine Biogasanlage in Betrieb genommen haben, wäre er nicht von der großzügigen Förderung aus dem Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien überzeugt worden. In Eichenau will der in Wirtschaftsdingen erfahrene Bürgermeister Peter Münster einen neuen Anreiz schaffen, dass seine Mitarbeiter für allfällige Erledigungen im Ort nicht mehr das Auto benutzen, sondern aufs Fahrrad umsteigen. Er möchte ein E-Bike fürs Rathaus anschaffen.

Der Zeitpunkt vor Weihnachten ist klug gewählt. Jetzt darf sich der Bürgermeister etwas wünschen, und wenn keine Mehrheit bei den schon im Januar zu Ende gehenden Haushaltsberatungen gegen die Investition stimmt, dann bleiben für den Kauf eines Radls mit Elektroantrieb auch 3000 Euro auf dem Haushaltsposten mit der Nummer 0600.9350. Da es bereits ein E-Bike in der Verwaltung gebe, argumentierte der Bürgermeister in der ersten Gemeinderatssitzung zum Etat 2017, könne man durch ein zweites die Benutzung eines Autos einsparen. Außer Aktendeckeln und vielleicht einem Metermaß nehmen die Angestellten ohnehin nicht viel mit auf ihre Außentermine im Ort. Die Aussicht, die Ziele nicht schweißtreibend strampelnd zu erreichen, sondern, von Motorkraft unterstützt und vergleichsweise entspannt, dürfte der größte Impuls sein, um aufs E-Bike umzusteigen.

Bis Januar müsste sich Peter Münster aber vielleicht noch überlegen, wie er den Gemeinderat von den Folgekosten überzeugt. Denn unter Etatnummer 0600.9400 ist der Neubau einer Zweiradgarage mit Elektroanschluss für 2000 Euro angemeldet. Der Gemeinderat zeigt sich bislang skeptisch. Ob es da mit einem Apfel getan ist?

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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