Mit Schraubenzieher als Waffe:Im Wahn auf die Eltern losgegangen

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52-jähriger Puchheimer muss sich vor dem Landgericht verantworten

Von andreas salch, Puchheim

Ludwig A. fühlte sich bedroht. Er glaubte, seine Eltern wollten ihn vergiften. Deshalb alarmierte er im September vergangenen Jahres die Polizei. Fast wäre er daraufhin in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung eingewiesen worden. Dass seine Eltern ihm etwas antun wollen, hatte er sich nur eingebildet. Ludwig A. durfte bleiben, wo er immer gelebt hat - im Haus seiner Eltern. Der Puchheimer ist 52 Jahre alt. Bis zu dem Vorfall führte er ein unauffälliges Leben, arbeitete als Reinigungskraft, verbrachte seine Freizeit mit lesen, spazieren gehen und fernsehen. Freunde hat Ludwig A. keine. Er wolle seine Ruhe haben, sagte er am Dienstag vor dem Landgericht München II.

Seit Anfang November vorigen Jahres ist der 52-Jährige einstweilig im Isar-Amper-Klinikum in München-Haar untergebracht. Geht es nach dem Willen der Staatsanwaltschaft soll er dort vorerst auch bleiben, da er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle. Wenige Wochen nach dem er die Polizei angerufen hatte, weil er davon überzeugt war, seine Eltern wollten ihn vergiften, hatte A. diese angegriffen, zu Boden gebracht und geschlagen. Anschließend sperrte er sie eine Nacht lang in ihrem Schlafzimmer ein. Die beiden hochbetagten Senioren erlitten bei der Tat vor allem Hämatome und Hautläsionen. Der Anlass für den gewalttätigen Übergriff ihres Sohnes war eine banale Frage.

Am Abend des 2. November 2018 wurde Ludwig A. von seinem Vater gebeten, seinen Pkw vor der Garage des Grundstücks wegzufahren. Mehr nicht. Der 52-Jährige wurde daraufhin sofort aggressiv und packte seinen fast 90 Jahre alten Vater so fest, dass dessen Pullover und T-Shirt zerriss. Anschließend schlug er ihm mit einem Schraubenzieher auf den Kopf. Als die Mutter hinzu kam und ihrem Mann helfen wollte, ging Ludwig A. auch auf sie los. Es kam zu einem Gerangel zwischen den Eltern und dem Sohn. Dabei glitten alle drei auf Kleidern aus, die dieser zuvor auf eine Treppe geworfen hatte und rutschten diese hinunter. Ludwig A. traktierte den Vater daraufhin mit einem Spazierstock und einer Gürtelschnalle, die er wie einen Schlagring eingesetzt haben soll. Die Mutter wusste sich nicht anders zu helfen, als dem Sohn eine Bierflasche auf den Kopf zu schlagen. Doch das zeigte keinerlei Wirkung. Ludwig A. attackierte nun die Mutter, riss ihr an den Haaren, packte sie am Hals. Dann ließ er plötzlich von ihr und dem Vater ab und beruhigte sich. Danach sperrte er sie in ihr Schlafzimmer ein. Am nächsten Morgen sah eine Nachbarin die Senioren am Fenster stehen. Sie gestikulierten. Die Nachbarin alarmierte die Polizei. Über seinen Verteidiger Peter Pospisil ließ Ludwig A. erklären, er habe sich an jenem Abend in einer "wahnsinnigen Stresssituation" befunden.

© SZ vom 21.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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