Gastronomie:Die Gäste zögern noch

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Restaurantbetreiber dürfen nach vielen Wochen der Schließung auch in ihren Gasträumen wieder Leute bewirten. Zur Mittagsstunde sind die Lokale allerdings nur mäßig besucht

Von Olaf Schaeffer, Fürstenfeldbruck

Die Tische im Inneren des Restaurants "Vierwasser" in der Pruggmayrstraße in Fürstenfeldbruck stehen seit Montagmorgen sorgsam dekoriert und in auflagengerechtem Abstand für die Gäste bereit. Nichtsdestotrotz verläuft der erhoffte Gästezuspruch derweil noch "verhalten", wie Peter Hollweck erklärt. Der Koch betreibt das Restaurant gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Klaus Hörhager. Seit Montag dürfen Restaurantbetreiber in Bayern auch ihre Innenbereiche wieder für Gäste öffnen. Dabei sind die Öffnungen nicht ausschließlich Boten einer zurückkehrenden Normalität, sondern gleichzeitig von einer Vielzahl an Herausforderungen gekennzeichnet, die Gast und Gastwirt gleichermaßen begleiten.

Unterstützerinnen der Wirte: Raphaela Goldschmidt und Celina Biehl (von links) freuen sich auf die Mittagspause in einer Gaststätte. (Foto: Olaf Schaeffer/oh)

Die Wiedereröffnung des Innenbereiches des Restaurants sei grundsätzlich "eine sehr schöne Sache", sagt Hollweck. "Besonders als Vollblutgastronomen wollen wir natürlich bewirten und freuen uns darüber, den Betrieb wieder aufleben zu lassen." Dass der Zustrom der Gäste derweil noch ausbleibt, ist dabei insbesondere eine finanzielle Herausforderung: Von etwa 120 Sitzplätzen kann das Vierwasser aufgrund der Auflagen den Gästen derzeit nur die Hälfte anbieten - trotz voller Personalkosten. "Das ist natürlich schwer aufzufangen", erklärt Hollweck, "personell müssen wir nämlich trotzdem alle vor Ort haben. Ob wir zehn oder zwanzig Schnitzel braten, macht dabei keinen Unterschied."

Thi Huyen Trieu vom Tobu würde sich über ein volleres Lokal freuen. (Foto: Olaf Schaeffer/oh)

Für Klaus Hörhager liegt die Ursache für das Ausbleiben der Gäste zudem in der medialen Berichterstattung, die sich lediglich auf die Infektionsausbrüche in einzelnen Restaurants konzentriere und damit zur Angst unter den Besuchern beitrage. "Wir Gastronomen werden als schwarze Schafe dargestellt, dabei ist das auf Einzelfälle zurückzuführen, mit denen die Gesamtheit der Gastronomen nichts zu tun hat", sagt Hörhager.

Beide Betreiber bezeichnen es als oberste Priorität, sich vorrangig um das finanzielle Überleben des Lokals zu kümmern. "Wir müssen weiterhin versuchen, alles finanziell zu stemmen und mit zwei blauen Augen aus der Krise hervorzugehen", sagt Hörhager. Hollweck hofft, man könne "schnell wieder zur Normalität zurückkehren. Ohne Maske und mit natürlichem Lächeln - natürlich in dem Rahmen, dass wir dann alle gesund sind."

Klaus Hörhager und Peter Hollweck (von links) vom Vierwasser wünschen sich mehr Gäste als am ersten Tag. (Foto: Olaf Schaeffer/oh)

Celina Biehl und Raphaela Goldschmidt sind derweil in der Brucker Innenstadt unterwegs - auf der Suche nach dem passenden Restaurant. Es sei "komisch und ungewohnt", wieder gemeinsam draußen unterwegs sein und Restaurants aussuchen zu können, erklärt Biehl. Besonders hat den beiden jungen Frauen der soziale Aspekt des Essengehens gefehlt, "dass man sich einfach treffen und sich austauschen kann", sagt Raphaela Goldschmidt. Dass derzeit viele Gäste eher zu Hause blieben, sei den jungen Frauen bewusst, doch ihnen liege ganz besonders die Unterstützung der Gastronomen am Herzen - an den Maßnahmen störten sie sich dabei nicht, sagen sie.

Auch Thi Huyen Trieu, Betreiberin des asiatischen Restaurants "Tobu" in Fürstenfeldbruck, hat am Montagmittag noch nicht viele Gäste im Lokal bedienen können. Die Wiedereröffnung sieht sie dabei zwiegespalten: "Auf der einen Seite ist es natürlich gut, wieder öffnen zu können. Andererseits sorgen sich die Leute viel mehr um ihre Gesundheit und darum, dass sie sich natürlich nicht anstecken." So blieben viele Gäste aus Angst vor der Ansteckungsgefahr immer noch zu Hause. Am meisten hat auch Thi Huyen Trieu der Kontakt mit den Gästen und die belebte Atmosphäre des Restaurants gefehlt. "Ich glaube uns Gastronomen geht es allen um die Atmosphäre, die Gespräche und den Spaß", sagt sie. Auch für Trieu war die Krise eine finanzielle Herausforderung - sie hat sich auf Staatshilfen verlassen, um ihre Mitarbeiter weiterhin bezahlen zu können. Als Lehre aus der Krise hat sie dabei gezogen, mehr auf finanzielle Rücklagen zu achten und sicherzustellen, dass sie im erneuten Krisenfall gewappnet ist. "Ich denke, generell werden die Leute nach der Krise noch mehr über ihre Ersparnisse nachdenken."

Doch trotz aller Verhaltenheit unter den Restaurantbesuchern gibt es auch Ausnahmen. So zum Beispiel Stefan und Ulrike Heller. Das Ehepaar gehört zu den Stammgästen im "Tobu". "Es ist der erste Tag der Öffnung, und schon sind wir hier", sagt Stefan Heller. Zuvor haben beide zwar den Abholservice des Restaurants in Anspruch genommen, dies sei jedoch nicht das Selbe. Ulrike Heller freut sich dabei insbesondere über das Mittagsangebot ihres Lieblingsrestaurants. In Zukunft werde sie daher vermutlich fast in jeder Pause ins Restaurant gehen. Denn das Essengehen sei in Luxus, den sie jetzt zu schätzen gelernt habe.

© SZ vom 26.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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