Olching:Denkzettel für die Vize-Landrätin

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Die alte und neue Präsidentin Martina Drechsler (rechts), hier auf dem Golfplatz gemeinsam mit der ehemaligen Klubmanagerin Rachel de Heuvel. (Foto: Günther Reger)

Martina Drechsler wird mit nur einer Stimme Mehrheit als Präsidentin des Golfclubs Olching im Amt bestätigt - und das ohne Gegenkandidaten. Dass sie die Wahl annimmt, hält ein Mitglied für verwerflich.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Dass sich jemand in ein Amt mit nur einer Stimme Mehrheit wählen lässt, kennt man seit Kanzler Konrad Adenauer. Der hatte sich bekanntlich 1949 selbst gewählt und damit die notwendige absolute Mehrheit hergestellt. Ob das bei Martina Drechsler ebenfalls der Fall war, ist nicht bekannt. Sie wurde kürzlich jedenfalls mit 114 gegen 113 Stimmen als Präsidentin des Golfclubs Olching (GCO) wiedergewählt. Neun Stimmberechtigte enthielten sich.

"Moralisch verwerflich" nennt es ein Vereinsmitglied, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, dass Drechsler unter diesen Umständen die Wahl angenommen hat, zumal sie ohne Gegenkandidaten angetreten ist. Die Unzufriedenheit vieler Mitglieder des Golfklubs mit der Tätigkeit der 61-jährigen Vereinschefin hat offenbar auch mit der Häufung ihrer politischen Ämter zu tun.

Die CSU-Politikerin ist Stadträtin in Olching, Kreisrätin in Fürstenfeldbruck und stellvertretende Landrätin. Drechsler weist den Vorwurf aus der Mitgliedschaft, sie kümmere sich zu wenig um den Klub, zurück. "Vielleicht war ich auf der Terrasse des Klubhauses zu wenig sichtbar", sagt sie. Anscheinend sei das ein Kriterium für die Beliebtheit im Klub.

Sie habe für ihr Kandidatenteam vielleicht auch zu wenig Werbung gemacht. Die Schuldzuweisungen bezeichnet sie als "unschön", nimmt sie aber im Gespräch mit der SZ eher gelassen hin. Es habe einen männlichen Gegenkandidaten gegeben, der jedoch nicht zur Wahl angetreten ist. "Offenbar konnte er keine Mannschaft für den Fünfer-Vorstand finden", mutmaßt Drechsler, die seit 2004 Mitglied beim GCO ist und 2019 erstmals zur Präsidentin gewählt wurde. Dieses Team auf die Beine zu stellen gelang jedoch Drechsler. Darunter ist mit Kai-Otto Landwehr ein neuer Vizepräsident und mit Bernd von Rüden ein neuer Schatzmeister. Landwehr ist Jurist und seit Anfang Dezember im Ruhestand, von Rüden ist Immobilienunternehmer.

Martina Drechsler ist Stadträtin in Olching, Kreisrätin und stellvertretende Landrätin. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Landwehr, der von der außerordentlichen Mitgliederversammlung mit 48 Gegenstimmen bedacht wurde, bezeichnet das Abstimmungsresultat für Drechsler als "demokratisches Wahlergebnisses", mit dem man leben könne. "Einige Leute wollen gegen alles sein", sagt Landwehr unaufgeregt mit Blick auf den Gegenwind aus der Mitgliedschaft. Der Unmut habe vor allem Drechsler getroffen, was Landwehr "unfair" findet. Er zeigt sich auch überzeugt, dass die etwa 190 Mitglieder, die nicht anwesend waren, eher für Drechsler gestimmt hätten. 521 ordentliche Mitglieder hat der Verein zurzeit, die alle mehr als 2000 Euro jährlichen Beitrag zahlen.

Dazu kommen etwa 400 außerordentliche Mitglieder mit unterschiedlichen Preismodellen. "Entsprechend groß ist die Erwartungshaltung der Mitglieder", argumentiert Landwehr, der seit 2005 als "Freizeit- und Genussspieler", wie er sich nennt, dem GCO angehört. Diese hohe Erwartungshaltung könne ein ehrenamtlicher Vorstand häufig nicht erfüllen, "weil wir kein hauptamtlicher Konzernvorstand sind", so der neue Vizepräsident. Unsicherheit gab es zwischenzeitlich über die Nachfolge des Wirts im Clubhaus. Die Gastronomie wurde Ende Oktober geschlossen, ein neuer Gastronom wird das Restaurant am im März übernehmen.

Bei der Mitgliederversammlung verbreitete der neue Schatzmeister Bernd von Rüden Zuversicht und Optimismus. "Der GCO ist eine Perle", sagte er bei seiner Vorstellung. Da könne man positiv nach vorne blicken, so von Rüden, zumal die finanzielle Belastung, die der Platzumbau mit sich gebracht habe, bald auslaufe. Man müsse nur endlich mit den Genörgel aufhören. Trotzdem kassierte von Rüden bei 188 Ja- auch 41 Gegenstimmen. Auch die neue Sportwartin Sophie Hufnagl und selbst der weiterhin amtierende Technische Leiter Hermann Wille, der für den bayernweit gelobten 18-Loch-Platz zuständig ist, wurde mit entsprechend vielen Gegenstimmen bedacht, weil sie offenbar dem Drechsler-Lager zugerechnet und deshalb abgestraft werden sollten.

Die nächsten Jahre werden schwierig

Präsidentin Drechsler, wie alle Vorstandsmitglieder für drei Jahre gewählt, weiß eines sicher: "Die nächsten Jahre werden schwierig." Die Energiepreise und sonstigen Kosten werden steigen und den Golfklub zusätzlich belasten. Die Krisen dieser Zeit werden nicht unbedingt mehr ordentliche Mitglieder bringen, die jeden traditionellen Golfklub finanziell tragen müssen. Einst waren es mal 700. "Wir werden das auch mit der jetzigen Mitgliederzahl durchhalten und schaffen", prophezeit Landwehr und gibt damit der Präsidentin Rückendeckung. "Wir sind mit Perspektive wirtschaftlich gut aufgestellt."

Neue Ideen sollen Verbesserungen bringen. Schnupperkurse bietet der Verein an. "Die sind zu teuer", kritisierte ein Redner. Ein anderer vermisst einen "Sundowner-Tarif", der an Sommerabenden das Golfspielen günstiger macht. Der GCO ist schon immer ein sportlicher Golfklub gewesen, was kostspielig ist. Er steht in Konkurrenz zu den Golfplätzen in Puchheim und Germering, die Freizeitgolf anbieten - und das häufig billiger als in Olching.

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