Puchheim:Es lebe die Bratwurst!

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Festzug mit Ministerpräsident: Markus Söder (Mitte) mit seinen CSU-Parteifreunden Katrin Staffler, Benjamin Miskowitsch (Zweiter von rechts) und Thomas Karmasin (rechts) (Foto: Johannes Simon)

Es ist Wahljahr. Da schaut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auch bei der 100-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Puchheim-Bahnhof vorbei - und kalauert sich durch den Kurzbesuch.

Von Heike A. Batzer, Puchheim

Die Feuerwehrleute sind gerade auf den Straßen von Puchheim unterwegs. Diesmal nicht, um zu retten, bergen oder zu löschen, sondern für einen Rundgang. Der Umzug gehört zum Festprogramm. Die Freiwillige Feuerwehr Puchheim-Bahnhof feiert ihr 100-jähriges Bestehen, seit vier Tagen schon. Markus Söder (CSU) reiht sich ein, geht ein Stück weit mit, seine Personenschützer dicht bei ihm. Man habe es gar nicht für möglich gehalten, dass der bayerische Ministerpräsident die Einladung annehmen werde, wird sein Parteifreund, der Fürstenfeldbrucker Landrat Thomas Karmasin, später sagen. Doch Söder macht die Dinge ja öfter mal anders, als man denkt. Und ein bisschen Volksnähe kann im Wahljahr auch nicht schaden. Und so kommt Söder an diesem halbwegs milden letzten Aprilsonntag zu einem Kurzbesuch ins Festzelt von Puchheim.

Zusammen mit Landrat Karmasin und dem CSU-Landtagsabgeordneten aus dem Wahlkreis, Benjamin Miskowitsch - der selbst ein aktiver Feuerwehrmann ist in seiner Heimatgemeinde Mammendorf -, steht Söder dann vor dem Zelt und lässt die Feuerwehrleute, die gerade vom Umzug zurückkehren, an sich vorbeidefilieren. Gut 50 Feuerwehrleute bilden eigens ein Spalier, als die Politiker einziehen und am reservierten Tisch in Reihe eins Platz nehmen, wo auch die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler und Hans Friedl, Landtagsabgeordneter vom Koalitionspartner Freie Wähler, sitzen sowie Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl, ein SPDler.

Aus dem angrenzenden Gröbenzell sind Schauspielerin Monika Baumgartner und - mit dem Radl - Bürgermeister Martin Schäfer (Unabhängige Wählergemeinschaft) herübergekommen, aus Alling geht Bürgermeister Stefan Joachimsthaler (CSU) beim Festzug mit. Deutlich in der Überzahl sind die vielen Feuerwehrleute, die das ganze Festzelt füllen, das noch vom kürzlich zu Ende gegangenen Volksfest aufgebaut blieb. Sie geben ein ziemlich einheitliches Bild ab, es sind überwiegend Männer in dunkelblauen Feuerwehr-Ausgehanzügen.

Markus Söder bei seiner kurzen Rede im Puchheimer Festzelt. (Foto: Johannes Simon)

Söder ist gekommen, um den Ehrenamtlichen zu danken

Landrat Karmasin wird zum Auftakt auf die Bühne gebeten und freut sich über die Anwesenheit des Puchheimer Bürgermeisters, dem er ein großes Herz bescheinigt, "auch wenn du von einer kleinen Partei bist". Erste kollektive Lacher im Publikum. Weitere werden folgen, denn die beiden Redner legen es vor allem auf die gute Laune an. Karmasin sagt noch, dass er schon den 75. Geburtstag der Puchheimer Wehr als Landrat habe mitfeiern dürfen und erinnert damit ganz nebenbei daran, wie lange er schon im Amt ist.

Markus Söder spricht ein bisschen länger als Karmasin zu den Puchheimern, aber auch nicht sehr lange. Er ist nicht gekommen, um eine politische Rede zu halten. Inhaltlich geht es nicht über Grußwortniveau hinaus. Eher ein bisschen Gaudium. Die Leute bringt er trotzdem schnell auf seine Seite, als er zu Beginn sagt, dass es schön sei, "am Wochenende mal vernünftige Menschen zu treffen, wenn man die ganze Woche mit Politikern zusammen ist". Das ganze Festzelt lacht. Dann lenkt er die Aufmerksamkeit auf Thomas Karmasin, "einen der intelligentesten und schönsten Landräte". Ein beliebter Söder-Gag, ausgetreten schon ein bisschen, weil immer wieder recycelt. Der Landrat kennt das und lächelt es weg.

Söder dankt den Einsatzkräften: "Wir sind stolz und froh, dass wir euch haben." Als Antwort gibt es wie erwartet Applaus. Das Ehrenamt werde viel zu wenig wertgeschätzt, konstatiert Söder und erinnert daran, dass selbst Feuerwehrleute inzwischen angegriffen würden. Wo wohl? In Berlin natürlich. "Das ist ein ziemlicher Hammer", sagt der Ministerpräsident aus dem Süden und niemand würde das bestreiten. Er kündigt an, dass Feuerwehrleute nach 20 oder 30 Dienstjahren mehr verdient hätten als ein "Vergelt's Gott" und eine Urkunde: "Wir stehen in der Pflicht, da mehr zu machen."

Autogrammwünsche muss Ministerpräsident Markus Söder erfüllen. (Foto: Johannes Simon)

Und Söder findet: "Ihr steht auch für ein positives Bayern". Niemand würde Bayern verlassen, aber "alle wollen zu uns". Söder erinnert daran, wie der Freistaat Bayern beim G-7-Gipfel im vorigen Jahr gezeigt habe, was er zu bieten habe. Den damals von vielen kritisierten Aufmarsch allzu vieler Trachtenträger kommentiert er so: "Was für ein Imagegewinn für Deutschland!" Zum Abschied lässt er noch ohne weiteren Zusammenhang wissen, wie er Forderungen nach veganen Feiern beantwortet: "Ein Leben ohne Bratwurst ist möglich, aber nicht sinnvoll." Heftiger Beifall. So geht Bierzelt in Bayern.

Es dauert noch eine Viertelstunde, bis der Ministerpräsident wieder in seine Dienstlimousine steigen kann. Zuvor werden Autogrammwünsche erfüllt und Selfies gemacht, der Abgeordnete Miskowitsch assistiert als Fotograf. Auch Valentyna De Maar wartet auf ihn. Die Ukrainerin, die seit 22 Jahren in Puchheim lebt, gibt ihm einen Flyer mit, auf dem weitere Demonstrationen in München zur Unterstützung der Ukraine angekündigt sind. Dort würde sie den Ministerpräsidenten gerne sehen.

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Ann-Christin Steinhart ist bekannt als Handballerin und Ehefrau von 1860-Profi Philipp Steinhart. Zusammen mit dem Security-Mann Eckart Lutzeier hat sie ein eigenes Modelabel gegründet.

Von Heike A. Batzer

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