Fünfstellige Verluste:Aus für das Maisacher Volksfest

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Nur etwa 1000 der 12 000 Einwohner seien überhaupt auf das Volksfest gegangen, schätzt Maisachs Bürgermeister Hans Seidl. (Foto: Günther Reger)

Der neue Festwirt Ewald Zechner gibt der Gemeinde eine Absage für 2024. Grund sind fehlende Umsätze. Der Bürgermeister zeigt Verständnis.

Von Karl-Wilhelm Götte, Maisach

Das Maisacher Volksfest wird im kommenden Jahr nicht stattfinden. Ewald Zechner, der in diesem Sommer das Volksfest übernommen hatte, hat der Gemeinde nach längerer Bedenkzeit eine Absage für 2024 erteilt. Überraschend kam die Absage Zechners nicht, war doch die finanzielle Bilanz des Festes im vergangenen Juli für den Festwirt aus Pellheim bei Dachau negativ - sogar ausgesprochen verlustreich. Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) zeigte deshalb auch Verständnis für die Absage Zechners, nachdem der Zuspruch der Festbesucher zuletzt nicht wie gewünscht ausgefallen war.

"Das muss man auch als Signal sehen", meint Bürgermeister Seidl. Der Besuchertrend sei seit mindestens fünf Jahren rückläufig gewesen. Das habe mit Corona nichts zu tun. Er schätzt, dass etwa tausend Maisacher einmal oder mehrmals zum vergangenen 10-Tage-Fest gekommen sind. Nun wohnen in Maisach und seinen Gemeindeteilen etwa 12 000 Menschen. "Die Leute haben mit den Füßen abgestimmt, das muss man zur Kenntnis nehmen", so Seidl. "Jede Generation entwickelt da ihre eigenen Bedürfnisse." Somit sprechen diese und andere Fakten nicht für eine Fortsetzung. "Wir können das finanziell definitiv nicht stemmen", bekräftigt Zechner, der seit 2014 als Festwirt des Dachauer Volksfestes fungiert. Sein Verlust in Maisach belief sich auf eine höhere fünfstellige Summe.

Einmalige Angelegenheit: Ewald Zechner kehrt als Festwirt nicht nach Maisach zurück. (Foto: Carmen Voxbrunner)

2024 würden zudem zwei politische Tage wegfallen, die 2023 vor der Landtagswahl noch stattfanden. Da hatten Markus Söder und Hubert Aiwanger für ordentlichen Besuch gesorgt. Dass die Mehrwertsteuer für Gastbetriebe im kommenden Jahr wieder auf 19 Prozent steigt, drücke zudem auf die Preise. "Das macht es nicht besser", so Wirt Zechner im Gespräch mit der SZ. Im Sommer hat er 160 Hektoliter Bier verkauft. Die Aussicht auf mehr Bierverkauf sieht er im kommenden Jahr nicht. "Etwa 200 Hektoliter müssten es sein", sagt er, damit sich so ein Fest für ihn lohne. Die tausend Hektoliter Bier, die beim traditionsreichen Dachauer Volksfest über die Theke gehen, will er als Vergleich gar nicht heranziehen, zumal das Fest von vielen Auswärtigen besucht wird. Zechner sicher: "Das ist eine andere Dimension."

Das Defizit, das Zechner 2023 in Maisach eingefahren hat, kann die Gemeinde nicht ausgleichen. Rathauschef Seidl rechnet schon jetzt einen Zuschuss von 60 000 Euro vor. Die Gemeinde hatte beim Seniorennachmittag 1200 bis 1400 älteren Bürgerinnen und Bürgern eine Maß und ein Hendl spendiert. Auch die Teilnehmer am Festeinzug bekamen eine Maß Bier umsonst. "Das war schon mal ein garantierter Grundumsatz für den Wirt", so Seidl. Auf ein Platzgeld hatte die Gemeinde schon seit einigen Jahren verzichtet. Zudem hat sie die Schausteller selber organisiert, was einen zusätzlichen Personalaufwand erforderte. Die Zeltmiete und die Kosten für den Auf- und Abbau musste der Wirt tragen. Kostenpunkt: 30 000 Euro. Dazu kommen Kosten für Wasser, Strom und Toiletten.

Für das Maisacher Volksfest 2023 braut die Maisacher Brauerei ein Festbier, dessen erstes Fass Bürgermeister Hans Seidl anzapft. Michael Schweinberger (links) moderiert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Dass der Ausfall des Volksfestes im kommenden Jahr das komplette Ende der Veranstaltung in Maisach bedeutet und die Gemeinde den Weg geht, den Germering bereits seit vielen Jahren beschreitet, will Bürgermeister Seidl noch nicht ganz glauben. "Wir bleiben in Kontakt mit Ewald Zechner", erklärt er. "2025 schauen wir uns an, vielleicht ändert sich ja die wirtschaftliche Lage", sagt auch Zechner und macht etwas Hoffnung auf eine Rückkehr nach Maisach. Seidl denkt aber auch schon über Alternativen und über "ein anderes kulturelles Leben" nach.

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