Maisach:Vermieterpaar gewürgt

Lesezeit: 2 min

24-Jähriger räumt vor dem Landgericht München die Attacke auf einen 50-Jährigen und dessen Lebensgefährtin ein, wehrt sich jedoch gegen den Vorwurf des versuchten Mordes

Von Andreas Salch, Maisach

Das Verhältnis zwischen Johann S. und seinem Vermieter soll seit geraumer Zeit angespannt gewesen sein. S. hatte keinen Job, Arbeitslosengeld bekam er angeblich nur unregelmäßig. Deshalb geriet er mit der Miete in Verzug. Anfang Oktober vergangenen Jahres eskalierte die Situation, nachdem ihm sein Zimmer gekündigt worden war. Der 24-Jährige griff seinen Vermieter an, schlug und würgte ihn, ebenso dessen Lebensgefährtin. Seit diesem Dienstag muss sich der Maisacher vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage unter anderem wegen versuchten Mordes erhoben.

Zum Auftakt der Verhandlung räumte der 24-jährige gelernte Lagerist die Vorwürfe aus der Anklage weitestgehend ein. Doch dass er seinen Vermieter und dessen Lebensgefährtin habe "umbringen" wollen, wies er entschieden zurück. Er sei immer "nett und höflich" zu ihnen gewesen. Doch die beiden hätten ihn provoziert. Vor allem die Lebensgefährtin seines Vermieters hätte "hintenrum nachgestichelt". So soll sie unter anderem behauptet haben, er sei schwul, pädophil und verrückt, sagte Johann S. bei seiner Vernehmung.

Eigentlich war dem 24-Jährigen bereits im Juli vergangenen Jahres sein Zimmer in einer Wohngemeinschaft in Maisach gekündigt worden. Johann S. packte seine Sachen, doch er zog nicht aus. Nachts arbeitete er wie bisher in einer Spielothek. Tagsüber, so S., sei er deshalb oft müde gewesen und habe keine große Lust verspürt, sich ernsthaft um eine neue Bleibe zu kümmern. Außerdem habe er gehofft, doch in seinem Zimmer bleiben zu können. Diese Hoffnung sollte sich aber nicht erfüllen. Stattdessen kam es Anfang September 2014 zu zwei Auseinandersetzungen mit der Lebensgefährtin seines Vermieters wegen Mietrückständen. Dabei soll S. die 38-Jährige unter anderem mit beiden Händen am Hals gewürgt, geschlagen und übel beleidigt haben. Bei seiner Vernehmung sagte der Maisacher jedoch, es habe sich mehr um eine "Rangelei" gehandelt.

Vier Wochen nach diesen angeblichen "Rangeleien" traf der 24-Jährige am frühen Morgen des 13. Oktober zufällig seinen Vermieter. Es war gegen 7 Uhr. Der 50-Jährige saß auf einer Bierbank im Garten des Anwesens, aus dem Johann S. schon längst hätte ausziehen sollen. Als er seinem Vermieter sagte, er wolle über sein Mietverhältnis sprechen, soll dieser entgegnet haben, es gebe nichts mehr zu klären. "Dann bin ich halt ausgerastet, wahrscheinlich", sagte der Maisacher bei der Schilderung des Vorfalls, den die Staatsanwaltschaft als versuchten Mord angeklagt hat.

Laut den Ermittlungen schlug S. zunächst mit der Faust gegen den Kopf seines Vermieters und würgte ihn am Hals, "bis er nicht mehr atmen konnte", heißt es in der Anklageschrift. Der 24-Jährige bestreitet dies. Nach ein paar Sekunden habe ihm sein Vermieter leid getan, weil er geröchelt habe, so S. Daraufhin habe er ihn losgelassen und ihm in den Bauch getreten, jedoch "nicht mit voller Wucht". Anschließend habe er dem 50-Jährigen noch eine "Watsche" verabreicht. Warum Johann S. während seiner gesamten Vernehmung sich auffallend amüsiert zeigte und bisweilen sogar lachte, bleibt unklar.

Nach der Attacke auf seinen Vermieter griff er zudem erneut dessen Partnerin an und würgte sie. In diesem Moment sei seine " ganze Wut", die er auf sie und ihren Lebensgefährten gehabt habe, "rausgebrochen", räumte der Maisacher ein. Zu dem Vorwurf, wonach er auch seine Mutter geschlagen haben soll, sagte Johann S. nichts. Erst als er vor einem Ermittlungsrichter stand, habe er "realisiert", dass er wegen versuchten Mordes vernommen werde und nach seiner Aussage nicht einfach wieder heimgehen könne.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: