Brauchtum:Mit Irxnschmalz und Mineralwasser in die Senkrechte

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Traditionell per Hand stellen die Mitglieder Landjugend Biburg ihren Maibaum auf. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Landjugend Biburg legt Wert auf Tradition und stellt ihren Maibaum per Hand auf. Doch den Schwerstarbeitern wird dabei kein Bier gereicht.

Von Manfred Amann, Alling

Vom geheim gehaltenen Vorbereitungsplatz für den Maibaum auf dem Sieberhof an der Bergstraße im Allinger Ortsteil Biburg ist es nicht weit bis zum Dorfweiher. Trotzdem sind etwa zwei Dutzend Burschen und Madln von der Landjugend Biburg am 1. Mai schon früh auf den Beinen. Es soll ja zeitlich alles passen, wenn sie den 29 Meter langen und tonnenschweren Maibaum zum Dorfweiher bringen und ihn mit vereinten Kräften in die Senkrechte stellen wollen. "Wir sind abwechselnd mit Alling und Holzhausen alle drei Jahre an der Reihe. Wegen Corona liegt das letzte Maibaumaufstellen in unserem Dorf allerdings schon sechs Jahre zurück und soll deshalb auch besonders feierlich begangen werden", findet Landjugend-Chef Julius Bayer. Die Jugend setze sich sehr für die Erhaltung des Brauchtums ein und übernehme daher gerne die Ausrichtung des Maibaumfestes. Das Aufstellen des Maibaums fördere auch den Zusammenhalt im Verein und im Dorf und sei ein Aushängeschild für Biburg.

Gegen neun Uhr setzt sich der Zug in Bewegung, die Burschen am Maibaum und die Madln mit jenen Tafeln, die später am Baum befestigt werden. Und an der Spitze des Zuges gibt die Blaskapelle Alling den Takt vor, die das Aufstellen und später auch das Dorffest am Bürgerhaus musikalisch gestaltet. Zehn Tafeln sind es, die Aileen Gruschka und Julie Ulrich am Tag zuvor noch beidseitig fertig bemalt haben. Darauf sind etwa die Schreiner-, die Maurer-, die Kfz-Mechatroniker und die Metzgerzunft, das Brucker Brettl, das im Ort seine Theaterbühne hat, die Pfarrkirche, das Kriegerdenkmal, die Feuerwehr, der Sportverein und auch die Landjugend selbst sowie das Blütenfest - was Biburg eben ausmacht - abstrakt abgebildet. Auf einem Schild steht, dass Landwirt Johann Braumiller die stattliche Fichte gestiftet hat.

Schwaibeln in unterschiedlichen Längen liegen bereit, um den Baum aufrichten zu können. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Am Weiher angekommen übernimmt Josef Strobl als "Maibaummeister", den man andernorts auch "Moar" nennt, das Kommando. Zunächst muss das Stammunterteil so in die im Boden fest verankerte Schiene gesetzt werden, dass die dicke Schraube durchpasst, die den Baum festhält. Nun kann's losgehen, den Startschuss dafür geben traditionell die Allinger Böllerschützen mit einer Salve. Dutzende Familien und Brauchtumsfreunde aus Biburg und aus den Nachbarorten haben sich zu diesem Zeitpunkt schon am Dorfanger versammelt, und es werden immer mehr Menschen, die bei jedem Ruck applaudieren. Darunter auch einige Gemeinderäte sowie Bürgermeister Stefan Joachimsthaler und seine beiden Stellvertreter Hans Friedl und Florian Naßl. Nach dem Böllerknallen wird auf Strobls Kommando "Achtung Hau-Ruck" hin Schub um Schub mit Irxnschmalz und Schweißperlen auf der Stirn der Maibaum aufgerichtet. Zur Abkühlung wird Mineralwasser gereicht, während bei Zuschauern schon so manche Halbe durch die Kehle rinnt. Für das Hochwuchten des Maibaums hat die Landjugend unterschiedlich lange "Schwaibeln" vorbereitet, die längsten sind so schwer, dass sie nur mit Hilfe von Spießen umgesetzt werden können. "Nur zur Sicherheit, ganz locker" wie Julius Bayer versichert, hängt der Baum an einem Kran-Seil, das immer wieder nachgezogen werden muss.

Die Blasmusik Alling sorgt während der Maifeier für die musikalische Unterhaltung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Wenn die 45-Gradstellung erreicht ist, lassen es die Böllerschützen erneut krachen und noch einmal, wenn der Maibaum nach gut zwei Stunden aufrecht steht. Dann wird kräftig gefeiert. Schnell haben sich die Bierbänke gefüllt und die Burschen und Madl haben mit Ausschank und Speisenversorgung noch einmal viel zu tun. Der Maibaum ist bayerisch-weiß-blau angestrichen, im unteren Bereich mit einer sich um den Stamm drehenden Caro-Musterung. "Das sieht man selten und ist schwierig zu malen, wir aber haben es hingekriegt", sagt mit etwas Stolz Magdalena vom Braumiller-Wirt. Vor drei Wochen hatten die Burschen die Fichte im Wald in der Nähe des Brucker Trimm-Pfades an der Bundestraße 2 geschlagen, entastet und dann über "Nebenwege" und mit Absicherung durch die Feuerwehr über den Ortsteil Gagers auf den Sieberhof gebracht. Von da an musste der Stamm bearbeitet und vor allem bewacht werden. "Jeden Abend hielten Gruppen, auch aus Alling, freiwillig Baumwache", erzählt Bayer. Mehrmals seien "Spähtrupps" von potenziellen Maibaumdieben bemerkt worden. "Zum Baum haben sie sich aber nicht vorgewagt und das Klauen erst gar nicht versucht, nachdem ein von uns angebrachter Bewegungsmelder sie verraten hatte", erzählt Bayer. Einige Jugendliche erinnern sich im Gespräch auch noch an die "Gaudi", als sie 2019 selbst als Maibaumdiebe unterwegs waren und den Jexhof-Maibaum klauten.

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