Landwirtschaft:Das Gold des Ackers

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Mit der Zuckerrübenmaus werden die Rüben in den Lastwagen befördert, der sie zur Fabrik in Rain am Lech bringt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mitten im Winter werden die Zuckerrüben von den Feldern im Landkreis in die Zuckerfabrik gebracht

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Eine Polizeimeldung aus Maisach hat am Montag unter Zeitungslesern einige Verwunderung ausgelöst. Darin hieß es, im Ortsteil Malching sei am Samstag um kurz nach zwei Uhr morgens eine Erntemaschine umgekippt. Erntemaschine im Januar? Um zwei Uhr morgens? Marianne Heidner, stellvertretende Leiterin des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck, kann erklären, warum mitten im Winter nachts Erntemaschinen unterwegs sind. Bei den Feldfrüchten handelt sich um Zuckerrüben. Die werden zwar schon von September bis Dezember abgeerntet, bleiben dann aber in großen Haufen, den Mieten, auf den Feldern liegen. "Es gibt genaue Zeitfenster, wann welcher Bauer die Rüben in die Zuckerfabrik liefern darf - praktisch just in time." Sei das Fenster da, würden die Rüben alle auf einmal weggebracht. "Die fahren dann Tag und Nacht."

Dabei kommen große Maschinen zum Einsatz, die "Zuckerrübenmäuse". Sie sammeln die Rüben auf und verladen sie auf Speziallaster, die vom Landkreis Fürstenfeldbruck aus nach Rain am Lech fahren, wo Südzucker aus ihnen den Zucker extrahiert. Die Rüben enthalten 18 bis 20 Prozent Zucker. Tag und Nacht laufen dort di e Maschinen. Aus 1,3 bis 1,6 Millionen Tonnen Rüber werden dort nach Firmenangaben jährlich 200 000 bis 250 000 Tonnen Zucker gewonnen. Als Nebenprodukt entstehen Nebenprodukte Futtermittel, Melasse und Carbokalk, ein Düngemittel. Südzucker hat zwei weitere Werke in Bayern, eines in Plattling in Niederbayern und eines in Ochsenfurt in Unterfranken. Wie Heidner erklärt, habe der Fahrer der Spezialmaschine, der auf das Feld in Malching wollte, in der Dunkelheit den Feldweg nicht erkennen können. Denn ein Schneeräumer habe den Eingang zugeschüttet. So sei die Rübenmaus zum Teil auf den Acker geraten und dabei umgekippt.

Damit die Zuckerrüben von der Erntekampagne bis zur Abholung halten, werden sie von Experten mit speziellen Folien abgedeckt. So sind sie Heidner zufolge auch vor Frost geschützt. Durch die Lagerung büßten sie leicht an Qualität ein, denn der Zuckergehalt gehe etwas zurück. Die Bauern erhielten dafür eine Entschädigung.

Um die anspruchsvollen Zuckerrüben anbauen zu können, braucht man besonders guten Boden. "Die Zuckerrübe ist ein wertvolles Produkt", sagt Heidner, man habe sie auch "Gold des Ackers" genannt. Bis vor zwei Jahren durften sie nur Landwirte anbauen, die über ein Kontingent verfügten. Seit zwei Jahren gebe es diese Quote aber nicht mehr, seither seien die Preise gesunken. Immer noch sei die Kultur aber rentabel, auch wenn die Landwirte die Konkurrenz durch Zuckerrohr fürchteten, erklärt die Expertin.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck werden auf knapp 300 Hektar Zuckerrüben angebaut, bei einer Ackerfläche von fast 17 000 Hektar. In den Landkreisen Dachau und Landsberg am Lech, die ebenfalls vom AELF Fürstenfeldbruck betreut werden, gebe es mehr Anbauflächen. Trotz den trockenen Sommers ist die Rübenernte im Landkreis 2018 gut ausgefallen. Es hat immer noch rechtzeitig geregnet, durch die viele Sonne konnten die Rüben viel Zucker bilden.

© SZ vom 09.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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