Landtagswahl:Zu attraktiv und zu teuer

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Lounge-Charakter hat die CSU-Diskussion in der Aula der Maisacher Grundschule mit (von links) Reinhold Bocklet, Hans Seidl, Gabriele Off-Nesselhauf, Benjamin Miskowitsch und Kerstin Schreyer. (Foto: Günther Reger)

Die CSU diskutiert in Maisach mit Sozialministerin Kerstin Schreyer die Folgen des wirtschaftlichen Erfolgs für Arbeiten und Wohnen im Großraum München. Helfen soll die Ertüchtigung anderer Regionen in Bayern

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Es sind wohl die drängendsten Fragen, die da auf dem Podium von CSU-Landtagskandidat Benjamin Miskowitsch gestellt werden. Wie lange können sich die Menschen in der Region und München noch ihre Wohnungen leisten, wird es je wieder bezahlbaren Wohnraum für die unteren und mittleren Einkommensschichten geben und welche Folgen hat der überhitzte Immobilienmarkt für die Kommunen? Fragen, die Miskowitsch als Moderator einer Diskussionsrunde in der Aula der Maisacher Grundschule unter anderem an Maisachs Bürgermeister Hans Seidl sowie an Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer stellte. Klar, dass gerade in Wahlkampfzeiten die Antworten darauf hinauslaufen, was die noch amtierende CSU-Staatsregierung an Wohltaten schon geleistet hat und noch vorhat. Selbstkritik blitzt dennoch ein wenig auf beim Thema der Wahlkampfveranstaltung "Leben in einer Boomregion".

Wohnungen zu bauen, sei allein keine Lösung, argumentierte die Sozialministerin. Ein Lösungsansatz sei die erst gegründete Wohnbaugesellschaft "Bayernheim", doch gelte es auch "Bayern so zu ertüchtigen, dass nicht jeder in den Großraum München ziehen muss". Diese zentralen Aufgaben, neu zu bauen und die Regionen zu ertüchtigen, seien "ganz oben angesiedelt" bei Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Welcher Spagat das sein kann, erklärt Reinhold Bocklet: "Der Großraum München muss weltmaßstabswettbewerbsfähig bleiben." Damit der ländliche Raum mit den Zentren mithalten könne, seien Hochschulen mit interessanten Arbeitsplätzen außerhalb dieser Zentren geschaffen worden. In einer Doppelstrategie gehe es nun darum, beim Verkehr wie bei der Digitaltechnik den ländlichen Raum zu erschließen. Dabei könne die Geschwindigkeit durchaus schneller sein: "Es macht nicht alles der Markt." In Fragen der Daseinsvorsorge müsse der "Staat übernehmen".

Am Beispiel Maisachs machte Hans Seidl deutlich, wie sich die Gemeinde ihre Entwicklung vorstellt. "Co-Working" heißt das Schlagwort, das die Nähe von Arbeitsplatz und Wohnraum meint, und mit dem Maisach sowohl neue Firmen anziehen will als auch deren Mitarbeiter. Das tägliche Pendeln in die Firma falle weg. Da die steigenden Einwohnerzahlen ihre Auswirkungen auf die Infrastruktur wie Kindertagesstätten und Schulen haben, benötige es dafür unter anderem die Gewerbesteuer, meinte der Bürgermeister: "Sozial kann nur der sein, der finanziell entsprechend ausgestattet ist." Doch was tun, wenn die Kommune keine Grundstücke hat, die sie bebauen kann, um preiswerten Wohnraum zu schaffen? In Germering habe man dieses Problem, referierte Gabriele Off-Nesselhauf, Bezirksrätin für den Stimmkreis Fürstenfeldbruck Ost. Da habe die Stadt wenig in der Hand gegenüber Investoren, könne die Kosten nicht einbremsen.

In engem Zusammenhang mit der Wohnungsnot steht ein immer größer werdender Mangel an Fachpersonal. In Kindertagesstätten und Pflegeheimen fehlen die Angestellten. Anreize will auch dabei der Staat geben, wie Reinhold Bocklet ausführte. Wie gut es funktionieren könne, wenn es Betriebskindergärten gebe, machte Bocklet am bayerischen Landtag fest. "Die Fruchtbarkeit bei den Mitarbeitern im Landtag ist gigantisch geworden", sagte der Erste Landtagsvizepräsident über den Vorteil der Kita. Da schaue die Regierung von Oberbayern neidisch darauf. Sozialministerin Schreyer ermunterte die Betriebe, Kindertagesstätten selbst einzurichten, um die Vereinbarkeit von Arbeiten und Kinderbetreuung zu verbessern. Für den staatlichen Kita-Bau stehe im Haushalt ein "ungedeckelter Topf" zur Verfügung. Dass es die staatliche Förderung brauche, stellte Bürgermeister Hans Seidl fest. Seit er 2008 das Amt übernommen habe, habe die Gemeinde allein 14 Millionen Euro in die Kinderbetreuung investiert. Maisach sei in der Lage, jedem Kind einen Platz anzubieten.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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