Fürstenfeldbruck:Auf Infotour im eigenen Haus

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Landrat Thomas Karmasin (rechts) stellt sich den Fragen von Politikstudent Simon Scholz. (Foto: Elisabeth Grossmann)

Wie der Landkreis Kinder, Jugend und Erwachsene stärken möchte, erklärt Landrat Thomas Karmasin am "Tag der offenen Tür für Familien" im Landratsamt.

Von Elisabeth Grossmann, Fürstenfeldbruck

Die Kinder langsam und mit Spaß an wichtige Themen heranführen, das politische Engagement von Jugendlichen stärken und Eltern informieren und vernetzen - Landrat Thomas Karmasin (CSU) spricht am "Tag der offenen Tür für Familien" im Landratsamt über all diese Ziele, die ihm persönlich am Herzen lägen. Der 61 Jahre alte Politiker sieht in der Veranstaltung die Möglichkeit, auf verschiedene Bevölkerungsgruppen einzugehen, sie zu informieren und zu stärken. Zu diesem Zweck haben unterschiedlich Organisationen ihre Stände im Landratsamt aufgebaut: die Beratungsstelle für Schwangere, der Senioreninformationsstand, das Kompetenzzentrum für Ernährung, der Elterntalk oder der Stand "Demokratie". Karmasin geht, in Begleitung seiner Frau Franziska und seines drei Monate alten Sohns, durch das Gebäude und stellt sich den Fragen eines Studenten der Politikwissenschaft.

"Ich freue mich, dass so viele gekommen sind. Besonders freut mich aber, dass so viele Kinder da sind", sagt Karmasin. Er halte es für wichtig, Kinder mit Spiel und Spaß für wichtige Themen zu begeistern, beispielsweise für gesunde Ernährung oder Demokratie. Buben und Mädchen können mit einem Stempelpass durch das Gebäude laufen und an Ständen Aufgaben erledigen. Für jede absolvierte Aufgabe bekommen die Kinder einen Stempel. Haben sie genügend gesammelt, können sie ihren Pass zur Verlosung einreichen. Einer der Stände, an dem die Kinder einen solchen Stempel erhalten können, ist der Stand "Demokratie". Neben Postkarten mit Grundgesetzartikeln und Informationen über die anstehende Europawahl können die Besucher auch einen aktiven Beitrag leisten. Auf einer Pinnwand häufen sich Zettel mit der Aufschrift "Demokratie ist ...". Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen aufschreiben, was sie mit Demokratie verbinden. Daraus ergibt sich ein Board mit Definitionen, Kommentaren und Weisheiten. "Demokratie ist, seine Rechte und Pflichten in der Gemeinschaft anzuerkennen und sich für die Freiheit und Gleichberechtigung aller einzusetzen" steht direkt neben "Demokratie ist, nicht die beste Regierungsform, aber die beste, die wir haben." Ines Roellecke, Pressesprecherin des Landratsamts, betreut den Stand. Sie spüre, dass viele eine kritische Distanz zur Demokratie wahren. "Manche zögern und schreiben nur 'Demokratie ist schwierig'. Man findet sowohl Zettel mit nur einem einzigen Wort als auch einen halben Roman." Eine zwölfjährige Schülerin der Ferdinand-von-Miller-Realschule schreibt auf ihr Papier: "Demokratie ist, wenn die Mehrheit bestimmt." Dann hängt sie ihren Zettel zu den anderen und holt sich von Roellecke ihren Stempel ab. "Ich hoffe, dass ich gewinne, und eigentlich finde ich die verschiedenen Stände auch spannend", sagt das Mädchen.

Das Team des "Elterntalks", Tina Kanold (links) und Nuray Arslan. (Foto: Elisabeth Grossmann)

Obwohl ein Großteil der Besucher Kinder sind, will Karmasin auch auf Angebote für Jugendliche aufmerksam machen. "Mir ist es auch wichtig, junge Leute an politisches Engagement heranzuführen", so der Landrat. Eine gute Möglichkeit, dieses zu fördern, sei der Jugendkreistag (JKT). Dieser vertritt die Interessen von jungen Menschen im Landkreis Fürstenfeldbruck, mit dem Ziel, ihnen die Arbeitsweise kommunalpolitischer Gremien näherzubringen und ihnen die Gelegenheit zu bieten, eigene Ansichten zu unterschiedlichen Themenbereichen öffentlich zu machen. "Die Jugendlichen fassen Beschlüsse und erhalten für die Umsetzung unsere Unterstützung", sagt Andreas Pöschl, Mitarbeiter des Amts Jugend und Familie. Insofern die Beschlüsse zulässig sind, sollen sie Eingang in die Arbeit des Kreistags finden, so der 37-Jährige. Die Mitglieder sind Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren. Die Schulen im Landkreis wählen ihre Kandidaten aus und entsenden sie an den JKT. Aktuelle Anliegen sind die Bereitstellung von Menstruationsartikeln an den Schulen, die Subventionierung von Bio-Essen in den Mensen und der ÖPNV. Andreas Pöschl sagt: "Wir wollen, dass die Jugendlichen Demokratie erleben und ihre eigenen Interessen vertreten." Dieses Ziel verfolge auch Karmasin.

Das Projekt "Elterntalk" loben Karmasin und seine Frau ganz besonders. Franziska Karmasin sagt: "Man kommt mit seinen Kindern her, um einen schönen Tag zu verbringen und kann gleichzeitig für sich selbst Informationen mitnehmen." Damit meint sie unter anderem den Stand Elterntalk, den auch ihr Ehemann mehrmals erwähnt. Das Projekt vernetzt Mütter, Väter, Omas und Opas, die sich über ihre Kinder und Enkelkinder austauschen können. Tina Kanold ist ehrenamtliche Moderatorin beim Projekt und sagt: "Wir Moderatoren sind keine Fachleute, die Vorträge halten. Wir leiten die Teilnehmer durch einen Austausch und bringen eigene Erfahrungen ein." Themen der Gesprächsrunden sind etwa Medien, Erziehung, Ernährung, Sucht oder Sexualität. "Bei den Kleinen geht es oft um Schlaf oder Wutanfälle. Bei den Älteren eher um Medien und wie man damit umgeht", sagt Kanold. Der 40-Jährigen zufolge sind die Gruppen bunt gemischt. Sowohl die Teilnehmer als auch die Kinder, um die es geht. Das Projekt gibt es schon in vielen Landkreisen, erklärt die Regionalbeauftragte Nuray Arslan. In Fürstenfeldbruck wolle man vor allem die offenen Talks mit unverbindlichen Gruppen voranbringen. Weitere Informationen unter www.elterntalk.net.

Der Politikwissenschaftsstudent Simon Scholz, der gerade ein Praktikum im Landratsamt absolviert, stellt noch einige Fragen an Karmasin, der das Amt des Landrats bereits seit 28 Jahren innehat. Die Frage, welche die aktuell größte Herausforderung sei, beantwortet der 61-Jährige mit zweierlei: "Zum einen die Digitalisierung und zum anderen der Fachkräftemangel", so Karmasin. Die Umstellung vom Analogen zum Digitalen verursache momentan noch mehr Arbeit, als sie Entlastung bringe. Außerdem fehlen laut Karmasin für viele wichtige Bereiche, unter anderem für die Digitalisierung, die notwendigen Mitarbeiter. "Ich habe das Gefühl, dass in unserem Land zu wenige arbeiten, obwohl wir ja eigentlich relativ viele Menschen sind." Diese Entwicklung mache es ihm und seinem Team im Vergleich zu früher, gute Arbeit zu leisten.

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