Mitten in Fürstenfeldbruck:Der sehr geehrte Herr Präsident

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Thomas Karmasin wirft der Bundesregierung vor, dass "sie im Moment zusätzliche Pullfaktoren schafft" und dadurch mehr Menschen nach Deutschland gelockt würden. (Foto: Claus Schunk)

Fürstenfeldbrucks Kreisräte lassen ihrem Landrat ganz nebenbei Ehre angedeihen, weil der zum Chef aller bayerischen Landräte gewählt wurde.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Politische Scharmützel, bei denen es so richtig kracht, sind sehr selten geworden im Kreistag von Fürstenfeldbruck, aber dass sie dort alle so richtig stolz auf ihren Landrat von der CSU sind, das ist neu. Nun, da Thomas Karmasin im fortgeschrittenen Alter von 59 Lebens- und 26 Landratsjahren noch einen satten Karriereschritt hingelegt hat, wollen sie sich alle ein bisschen sonnen in dessen Glanz.

"Es freut uns, dass Sie Zeit für uns haben", betont deshalb Klaus Wollenberg (FDP), der noch deutlich länger Kreisrat ist als Karmasin Landrat. Karmasin muss sich neuerdings häufiger vertreten lassen, weil er als neuer Präsident des Bayerischen Landkreistags nun Lobbyarbeit machen muss für seinen Landkreis und auch die übrigen in Bayern. Und so antwortet er schmunzelnd im kleinen Zwiegespräch mit Wollenberg, dass er nun von 70 Kreisräten zu 70 Landräten gewechselt sei, dies aber auch nicht einfacher sei. Karmasin war bisher Stellvertreter des Landkreistagspräsidenten Christian Bernreiter gewesen. Der aber ist jüngst zum bayerischen Bauminister ernannt worden, weshalb die Wahl des zweiten Mannes zum ersten Mann irgendwie eine logische Folge war.

Auch Christian Stangl (Grüne) gratuliert erst einmal zu des Landrats Beförderung, was den Eindruck verstärkt, dass alle irgendwie Anerkennung zeigen wollen, dass es dieser Landrat, der schon so lange den Kreis Fürstenfeldbruck regiert, nun zum Ersten unter seinen Amtskollegen gebracht hat. Besondere Ehrerbietung lässt ihm schließlich Hubert Ficker zuteil werden, Kreisrat von der Karmasin-Partei CSU, und leitet seinen Redebeitrag salbungsvoll mit den Worten "Sehr geehrter Herr Präsident" ein. Die Kolleginnen und Kollegen im Kreistag grinsen amüsiert. Dann packt Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (CSU) ihre Sachen zusammen, um vorn im großen Sitzungssaal Karmasins Platz einzunehmen. Es ist 16.55 Uhr, die Sitzung noch nicht zu Ende. Er habe jetzt ein Gespräch mit dem Innenminister, kündigt Karmasin an. Und weg ist er.

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