Olching:Maria und Josef beim Friseur

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Paul Held neben seiner Krippe, die hinter dem Schaufenster seines Friseursalons aufgebaut ist. (Foto: Carmen Voxbrunner)

32 Kunstwerke sind beim Krippenweg in vielen Schaufenstern zu sehen, so auch in dem des Salons "Christa". Das Christuskind wartet noch auf seine Geburt. Und die Heiligen Drei Könige haben es auch nicht besonders eilig.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

An diesem Tag sind Maria und Josef noch nicht im Stall von Bethlehem angekommen. Es ist der 13. Dezember "Sie sind noch auf Herbergssuche", sagt Paul Held und zeigt auf das Paar mit der schwangeren Maria, auf einem Esel reitend inmitten einer großen Krippenlandschaft. Es ist ein arabisches Ambiente. Held hat die Krippe in seinem Friseursalon "Christa" an der Feursstraße aufgebaut. Sie gehört zum "Olchinger Krippenweg", den der Verein Stadtmarketing Olching, ein Zusammenschluss der Geschäftswelt, organisiert hat. 32 Weihnachtskrippen sind dieses Jahr in den Schaufenstern vieler Läden und Geschäfte, aber auch bei der VHS und in den Kirchen zu besichtigen.

Paul Held hat viel Erfahrung mit Krippenbau. In zwei langen Tagen hat er seine Weihnachtskrippe bereits im November im Schaufenster mit viel Liebe zum Detail aufgebaut. Oft kommen Kinder vorbei und hinterlassen Nasen- und Fingerabdrücke an der Scheibe. Die vielen erstaunten Kinderaugen gefallen dem 62-jährigen Olchinger, der ganz in der Nähe in der Daxerstraße aufgewachsen ist, besonders gut. Er selbst hat als Kind schon bei seinem Vater zugeschaut, der bis heute ein leidenschaftlicher Krippenbauer ist. "Papa, da können wir noch einen Fluss mit Brücke reinbauen", hat er, wie er sich erinnert, als Siebenjähriger mal vorgeschlagen. "So mit 20 Jahren bin ich in einen Wettbewerb mit ihm getreten", erzählt Held. "Wer baut die schönste Krippe?" Der Vater ist inzwischen 87 Jahre alt und beschäftigt sich immer noch mit Krippenbau. "Wenn wir zusammen im Wald sind, sammeln wir immer Wurzeln für den nächsten Krippenbau."

Der Friseurmeister hat sich in seiner Krippe selbst als Figur verewigt - in Tracht und mit Ziehharmonika. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Held, der seit 41 Jahren das Friseurgeschäft betreibt, hat zwei Krippen zur Auswahl. Eine nennt er "oberbayerisch", die andere "arabisch". Jedes Jahr baut er sie in einer anderen Version auf. In seinem Schaufenster vor dem Friseursalon, den seine Mutter 1965 eröffnet hat, steht diesmal die arabische Krippe, die er vor 15 Jahren erstmals aufgebaut hat. Der Stall, in dem später das Jesuskind geboren wird, ist eine Art Tempel mit Säulen. Noch ist er leer. "Jeden Tag bis Weihnachten kommt eine Figur dazu", erläutert Held sein Werk. So ist von den Heiligen Drei Königen noch nichts zu sehen. Die werden erst im Tempel-Stall platziert, wenn das Christkind geboren ist.

Enrico Santoro hat in seinem Schuhtechnikgeschäft eine neapolitanische Krippe ins Schaufenster gestellt, die sein Vater Antonio gebaut hat. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Natürlich ballen sich die Krippen in den Schaufenstern bei den Einzelhändlern und Geschäften an der Hauptstraße, der Olchinger Einkaufsmeile, und deren Umgebung. Auch die beiden Banken sind dort dabei. 2012 wurden die ersten Weihnachtskrippen aufgestellt. "Die Idee hatte damals Friedrich Miller vom gleichnamigen Eisen- und Haushaltswarengeschäft in der Hauptstraße", erzählt Enrico Santoro, der sich zusammen mit Paul Zimmermann ("Die Brille") und anderen Mitstreitern um die Organisation des jährlichen Krippenwegs kümmert. Santoro hat in seinem Schuhtechnikgeschäft am Ende der Hauptstraße eine neapolitanische Krippe ins Schaufenster gestellt, die sein Vater Antonio gebaut hat.

Viele Exponate bleiben nach den Weihnachtstagen stehen - bis Maria Lichtmess

Inzwischen ist es gelungen, die Weihnachtskrippen über das gesamte Stadtgebiet von Esting und Neu-Esting bis nach Geiselbullach und zur Braumanufaktur im Gut Graßlfing zu verbreiten. Meist sind es private Krippen, es sind aber auch einige Leihkrippen der Firma Kreuz aus Gröbenzell dabei. Viele Exponate bleiben auch nach den Weihnachtsfeiertagen stehen. Auch die Krippe vom Paul Held hinter dem Café Ganser ist noch lange zu besichtigen. "Sie wird noch bis Maria Lichtmess, also bis zum zweiten Februar da sein", verspricht er. Erst einmal wird er sein Kunstwerk bis Weihnachten vervollständigen. Dann werden auch Caspar, Melchior und Balthasar auftauchen, um dem Christkind Weihrauch, Myrrhe und Gold zu bringen.

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