Jubiläumsfeier:Türkenfelds Krieger- und Soldatenverein wird 150 Jahre alt

Lesezeit: 2 min

Eine Kriegschronik für den Türkenfelder Soldatenverein gestaltete 1934 der Maler Franz Xaver Wölfle. Er war NS-Parteimitglied sowie Organisationsleiter und Propagandaleiter im Dorf. In einer Studie heißt es, Wölfle habe Schilder mit dem Hinweis "Juden ist der Zutritt in diese Ortschaft verboten" gemalt und am Ortseingang aufgehängt. (Foto: KVS Türkenfeld-Zankenhausen)

Vorsitzender Andreas Sedlmayr sieht seine Vereinigung in der Rolle eines "Mahners zum Frieden".

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Am letzten Juli-Wochenende feiert der Krieger- und Soldatenverein Türkenfeld-Zankenhausen (KSV) seine Gründung vor 150 Jahren. Er zählt zu den vielen Vereinen, die das Andenken an die Opfer von Kriegen bewahren wollen und nach dem deutsch-österreichischen Krieg (1866) und dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) entstanden waren. Vorrangiges Ziel dieser Vereine war es ursprünglich, die Bestattung von Gefallenen oder an Kriegsfolgen gestorbener Mitglieder zu organisieren und die Familien der Toten und Vermissten zu unterstützen. Heute steht die Pflege der Kameradschaft und der Tradition im Vordergrund. Zum Vereinszweck sagt Vorsitzender Andreas Sedlmayr: "Der KSV ist einer der ältesten aktiven Vereine der Gemeinde Türkenfeld. Von seiner Tradition her möchte er das Andenken an die Gefallenen, Vermissten und an in Gefangenschaft verstorbene Kameraden bewahren. Er möchte aber auch die Erinnerung an die Schrecken der Weltkriege und der Vertreibungen sowie an die Opfer von Krieg und Verfolgung wachhalten. Dadurch versteht er sich auch als Mahner zum Frieden und zur Bewahrung der Demokratie".

"Als Mahner zum Frieden und zur Bewahrung der Demokratie" versteht Vorsitzender Andreas Sedlmayr seinen Verein. (Foto: KVS Türkenfeld-Zankenhausen)

Der KSV mit Mitgliedern aus zwei Nachbarorten wurde am 8. Dezember 1872 auf Anregung des Landwirts Adam Resch im Gasthaus Schmelcher (heute Drexl) von 55 "Ehemaligen" ins Leben gerufen. Anhand der Aufzeichnungen des Ehrenvorsitzenden Joachim Schöttl lässt sich die Entwicklung des Vereins gut nachvollziehen. So ist darin vermerkt, dass bereits im April 1873 vom damaligen Pfarrer Bauer eine Fahne geweiht werden konnte, die aus Spenden finanziert worden war. Im Jahre 1885 errichteten die Mitglieder mit viel ehrenamtlichem Einsatz und auf eigene Kosten an der Ostseite der Türkenfelder Pfarrkirche ein Kriegerdenkmal. Laut Chronik fielen im Ersten Weltkrieg 34 Türkenfelder und zehn Zankenhausener.

Mitglieder müssen nicht gedient haben

Im Zweiten Weltkrieg starben 48 Kriegsteilnehmer aus Türkenfeld auf den Schlachtfeldern, zwei in der Gefangenschaft, und 36 wurden vermisst gemeldet. Aus Zankenhausen kehrten zwölf Soldaten nicht mehr ins Heimatdorf zurück, woraufhin das Vereinsleben für eine Jahre erlosch. Am 8. Dezember 1952, also genau 80 Jahre nach Gründung des Vereins, kam es dann auf Initiative von Johann Thalmayr zur Wiederbelebung des KSV.

Aus dem Jahr 1873 stammt die Gründungsfahne. (Foto: KVS Türkenfeld-Zankenhausen)

Der Jubiläumsverein hat derzeit 178 Mitglieder. Gut die Hälfte davon sind Reservisten und der andere Teil sind laut Sedlmayr Förderer und Gönner des Vereins. "Wir haben auch 16 Frauen, die jüngste ist gerade mal 21 Jahre", erzählt der Vorsitzende stolz. Mit 70 Jahren sei das Durchschnittsalter zwar relativ hoch, der Verein habe aber keine Probleme, Nachwuchs zu gewinnen. Durch die Teilnahme an kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen und durch seine eigenen Festivitäten wie das alljährliche Watt- und Boccia-Turnier leiste der Verein wertvolle Beiträge zu einem regen gesellschaftlichen Leben in der Gemeinde. "Wir sind keineswegs nur ein Club von Veteranen und früheren oder derzeitigen Bundeswehrangehörigen. Bei uns können auch Personen Mitglieder werden, die nicht gedient haben", erklärt Sedlmayr. Neue Mitglieder würden vorwiegend bei den eigenen Veranstaltungen gewonnen. Aber es kämen gelegentlich auch Anfragen von interessierten Personen.

Die Jubiläumsfeiern beginnen am Freitag, 29. Juli, mit einem Watt-Turnier in der Schönberg-Aula um 19 Uhr, Einlass 17 Uhr. Am Samstag um 17 Uhr findet eine Totenehrung am Kriegerdenkmal statt. Anschließend gibt die Blaskapelle Türkenfeld im Schlosshof ein Standkonzert. Danach geht es im Festzug zur Schönberg-Aula, wo um 19 Uhr Bürgermeister Emanuel Staffler einen bayerischen Abend eröffnet. Am Sonntag um 10.30 Uhr wird in der Aula Gottesdienst gefeiert. Nach einem gemeinsamen Mittagessen geht es um 14 Uhr im Festzug durch Türkenfeld und zurück zur Aula, wo das Jubiläumsfest mit der Blaskapelle ausklingt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: