Fürstenfeldbruck:Für die Ächtung von Atombomben

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Gut 20 Teilnehmende sind auf den Platz vor der Sparkasse gekommen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Friedensinitiativen erinnern an das große Leid, als Hiroshima und Nagasaki vor 78 Jahren in Schutt und Asche gelegt wurden. Ein ungebetener Gast nutzt die Kundgebung, um für rechte Positionen zu werben.

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Auch 78 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben, auf Hiroshima am 6. August 1945 und drei Tage später auf Nagasaki, durch die Amerikaner darf nicht vergessen werden, welche unermesslichen, katastrophalen Auswirkungen für die Menschheit und die Natur dies hatte. Unter diesem Motto organisiert das Sozialforum Amper alljährlich mit Unterstützern ein Gedenken, in dessen Kern in einer von Klangschalentönen angezeigten Schweigeminute an das schreckliche Ereignis erinnert wird, das weit mehr als hunderttausend Menschen das Leben kostete. Aus Sicht der Veranstalter "wetterbedingt" kamen am Samstag nur etwas mehr als 20 Menschen zum Platz vor der Sparkasse, wo Monika Glemnitz-Markus, die Vorsitzende des Sozialforum, Brucks Zweiter Bürgermeister Christian Stangl (Bündnis 90/Die Grünen), Herbert Markus vom "Eine-Welt-Zentrum FFB - Fürstenfeldbruck ist bunt - nicht braun", sowie Margot Simoneit vom Kreisverband Dachau-Fürstenfeldbruck der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und Martin Pilgram, Vorsitzender der katholischen Friedensbewegung "Pax christi" München und Freising, das Gedenken für eine dringliche Mahnung an Politik und Gesellschaft nutzten, Atomwaffen zu ächten und abzuschaffen.

Inge Ammon, die sich seit 45 Jahren aktiv für Frieden und Menschenrechte engagiert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine zentrale Forderung der Redner war, dass die Bundesregierung unverzüglich dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt. Dieser ist eine am 22. Januar 2021 verabschiedete internationale Vereinbarung, die Entwicklung, Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung und in erster Linie den Einsatz von Nuklearwaffen verbietet. "Atomwaffen verbieten - bevor sie uns vernichten", war auf einem Transparent zu lesen, und Hubert Markus machte darauf aufmerksam, dass schon 92 Staaten den Vertrag unterzeichnet hätten, die Bundesregierung jedoch nicht darunter sei. Die Redner waren sich einig, dass "nie wieder" Atomwaffen eingesetzt werden dürfen. Neben der Unterzeichnung des Verbotsvertrags ist es aus ihrer Sicht unabdingbar, dass sich Deutschland nicht am Wettrüsten beteiligt und die Bundeswehr an "Nato-Atomkriegsmanövern" nicht teilnimmt. Zudem wird verlangt, dass die auf deutschem Boden lagernden Atomwaffen abgezogen werden und der im Vorjahr beschlossene Kauf von F-35-Kampfjets, die für Nukleareinsätze geeignet sind, nicht umgesetzt wird. Die Gefahr eines Atomkrieges sei seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine enorm angewachsen. "Putin hat wohl Clausewitz gelesen", merkte OB-Vertreter Stangl an.

Monika Glemnitz-Markus vor einem Transparent, mit dem der "Beitritt zum UN-Atomwaffenverbot" gefordert wird. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Diesem zufolge sei jeder Krieg ein Akt der Gewalt mit dem Zweck, "den Gegner zur Erfüllung des eigenen Willens zu zwingen". Russland drohe indirekt mit dem Einsatz taktischer Atomwaffen, auch die Nato schließe einen Ersteinsatz weiterhin nicht aus. Und dass über Jahrzehnte immer wieder Atomwaffen getestet würden, mache deutlich, dass diese weiterhin strategische Bedeutung haben, führte Martin Pilgram aus. Nicht zu verkennen ist laut Herbert Markus, dass die Rüstungsproduktion ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. Einen etwas moderateren Ton schlug Margot Simoneit an. Sie hält es für dringend erforderlich, in Kindertagestätten und Schulen "Friedenserziehung und -bildung" mehr Gewicht zu geben. Dazu gehöre neben Anti-Aggressionsschulung auch, den richtigen Umgang mit den sozialen Medien zu vermitteln. Für Unmut sorgte eine Frau, die sich mit einem Schild mit der Aufschrift "Keine Nato, keine Atomwaffen" und "Nie wieder Krieg mit Russland" gut sichtbar positionierte. Sie wurde schließlich geduldet.

In einer früheren Version des Artikels war zu lesen, dass einem Besucher eine Frau aufgefallen sei, die Aufkleber und Flugblätter für Björn Höcke verteilt habe. Hierbei handelte es sich nach Angaben der Veranstalter aber um Infoblätter und Aufkleber der Aktion "Aufstehen gegen Rassismus" mit der Aussage "Höcke ist ein Nazi". Unser Autor hatte die Fehlinterpretation des Augenzeugen fälschlicherweise übernommen

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