Krailling:Tanklager steht wieder zum Verkauf

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Wie es hinter diesem Zaun des Tanklagers weitergeht, ist noch nicht bekannt. Jetzt wird ein Käufer gesucht (Foto: Höfle)

Nach dem Konkurs der Viktoriagruppe ist der Insolvenzverwalter im Gespräch mit den ersten Interessenten. Der Streit um die dort gelagerten Treibstoffreserven der Tschechen ist zum Politikum geworden

Von Michael Berzl, Krailling

Nach dem Konkurs der Firma, die bisher das Tanklager bei Krailling betrieben hat, sucht der Insolvenzverwalter nach einem Käufer für das Areal im Kreuzlinger Forst. Einige Interessenten hätten sich schon gemeldet, berichtet der Rechtsanwalt Mirko Möllen. Seit Februar hat der Jurist das Sagen in dem riesigen Gelände. Die Viktoriagruppe, die vor sechs Jahren die Industrieanlage übernommen und Treibstoffreserven des tschechischen Staats eingelagert hatte, war wegen Geldforderungen von Fiskus und Zoll in Zahlungsschwierigkeiten geraten und musste Insolvenz anmelden. Die Pleite und ihre Folgen sind mittlerweile ein Politikum.

Im Wald bei Krailling lagern in den meist im Boden eingegrabenen Stahltanks etwa 75 Millionen Liter Diesel. Für zwei Tage soll diese Reserve ausreichen, um Tschechien zu versorgen. Seit der Konkursantrag beim Amtsgericht in Weilheim vorliegt, haben die Tschechen aber keinen Zugriff mehr auf die Vorräte, denn der Sprit könnte Teil der Konkursmasse sein. Der Regierung in Prag passt das nicht. Ministerpräsident Bohuslav Sobotka hat das Thema im Mai in Berlin bei einem Treffen mit Angela Merkel besprochen, auch der deutsche Botschafter wurde eingeschaltet. Der Leiter der staatlichen Rohstoffverwaltung (SSHR), Pavel Švagr, wird in einem Bericht mit den Worten zitiert: "Wir fordern weiter vom Insolvenzverwalter in Deutschland, unsere Eigentumsrechte zu bezeugen. Das heißt, wir wollen nicht, dass das in Krailling gelagerte Öl zur Konkursmasse gehört."

Darüber wird nun verhandelt. "Es geht darum, eine Lösung zu finden, die zur Zufriedenheit der Gläubiger ausfällt", sagte der stellvertretende Direktor des Amtsgerichts Weilheim, Michael Eberle. Er könnte sich ein Ergebnis vorstellen, das man in einem Zivilverfahren einen Vergleich nennen würde. Auch Insolvenzverwalter Möllen ist zuversichtlich, dass eine für alle Seiten tragbare Lösung gefunden werden kann. Mit einem Ergebnis rechnet er aber nicht vor dem Herbst.

Zu den etwa 50 Gläubigern zählt auch die Gemeinde Krailling, bestätigte Bürgermeisterin Christine Borst. Die Viktoriagruppe schulde dem Kämmerer noch Grundsteuern. Um welche Summe es dabei geht, konnte die Rathauschefin aber nicht sagen. Die Gemeinde gehört wegen ihrer finanziellen Ansprüche dem Gläubigerausschuss an und wurde bei einer Versammlung in Weilheim über den Stand des Verfahrens informiert.

Während verhandelt wird, wer wie viel bekommt und wie die Begleichung von Schulden finanziert wird, hält der Jurist Möllen von der Münchner Kanzlei Pluta den Betrieb im Tanklager am Laufen. Der Sanierungsexperte hat nun die Aufgaben der bisherigen Betreiber übernommen. Dazu gehört zum Beispiel, sich um das Personal zu kümmern, mit Fachleuten der Regierung von Oberbayern die Gleise zu inspizieren oder mit dem TÜV zusammen Anlagen zu prüfen. Auf dem mehr als zwei Quadratkilometer großen Gelände, das ständig bewacht werden muss, sind auch besondere Sicherheitsvorkehrungen zu beachten.

Außerdem ist Möllen im Gespräch mit Kaufinteressenten. Es gebe durchaus Nachfrage, sagte er der SZ. Das Gelände könnte zum Beispiel an einen Mineralölhändler gehen, an einen anderen Tanklagerbetreiber oder an einen Finanzinvestor. "Es sind schon einige, die sich gemeldet haben", sagte er, eine genaue Zahl wollte er nicht nennen, mehr als fünf seien es aber schon. So steht nun ein weiterer Eigentümerwechsel bevor.

Entstanden ist das Tanklager, das zu den größten in Deutschland zählt, in der NS-Zeit. Den Germeringern und Kraillingern hatte man anfangs erzählt, dort entstünde eine Schokoladenfabrik, doch wegen der Dimensionen und der technischen Anlagen war der wahre Zweck bald nicht mehr zu verheimlichen. In dreieinhalbjähriger Bauzeit wurden 14 Kilometer Rohrleitungen und 19 Kilometer Gleise verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die US-Streitkräfte die Anlage, später die Bundeswehr. Als das Militär das Depot nicht mehr benötigte, kaufte die Viktoriagruppe das Gelände, das von einem sieben Kilometer langen Zaun umgeben ist. Das Areal grenzt an das Kraillinger Gewerbegebiet an und erstreckt sich von der Pentenrieder Straße bis zur Lindauer Autobahn. Außerhalb des umzäunten Bereichs sind noch Gruben zu sehen, in die weitere Tanks eingegraben werden sollten.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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