Konzert:Den Saal gerockt

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So bunt wie die Schals, so bunt ist das Programm, das unter Leitung von Stephanie Felber der Inklusionschor "Oh Happy Day" im Fürstenfeldbrucker Stadtsaal bietet. (Foto: Günther Reger)

Der Inklusionschor "Oh Happy Day" versetzt auch mit seinem neuen Programm das Publikum im Fürstenfeldbrucker Veranstaltungsforum in Begeisterung. Es wird gelacht, geschunkelt, geklatscht und mitgesungen

Von Viktoria Lack, Fürstenfeldbruck

"This little light of mine, I'm gonna let it shine", singen die Mitglieder des Gospelchors der Caritas-Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung Dachau, Fürstenfeldbruck und Erding "Oh Happy Day" auf der Bühne. Das Publikum singt mit und schwingt kleine Leuchtstäbchen im Takt hin- und her. Es war ein "Fest der Inklusion", das am Sonntag beim Konzert des Chors, der vom "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" gefördert wird, im Veranstaltungsforum Fürstenfeld gefeiert wurde.

Der Stadtsaal ist voll besetzt, genauso wie die Bühne, auf der die 150 Mitglieder des Chors mit ihrer Band und den Chorleitern gerade so Platz finden. Jeder Sänger trägt einen Schal um den Hals, die mit ihren unterschiedlichen Farben ein buntes Bühnenbild ergeben. Es ist bereits das vierte Konzert des Chors in Fürstenfeldbruck, diesmal lautet das Motto "It rocks me". Passend dazu singt der Chor zu Beginn ein Medley aus "We will rock you" und "Oh happy day", zu dem das Publikum sofort begeistert im Takt klatscht. Die Stimmung im Saal verrät, dass viele nicht zum ersten Mal ein Konzert von "Oh Happy Day" besuchen.

Der inklusive Gospelchor, der 2013 gegründet wurde, besteht aus "Menschen aus verschiedenen Nationen mit verschiedenen Lebensstilen und Meinungen", heißt es bei der Begrüßung von Thilo Wimmer, Caritas Fachdienstleiter der Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung. Mitmachen darf jeder, der sich musikalisch für das Thema Inklusion einsetzen möchte, wodurch eine Gruppe aus Menschen mit und ohne Behinderung, Gesangstalenten und Amateuren, Einheimischen und geflüchteten Menschen entstanden ist. Im Verlaufe des Abends wird klar: Hier steht niemand einfach nur mit auf der Bühne. Jeder bekommt eine Aufgabe und seinen eigenen Moment im Rampenlicht - sei es als Solist, Tänzer, bei der Moderation oder an einem der vielfältigen Instrumente. Doch nicht nur auf der Bühne wird niemand ausgegrenzt - dank einem Gebärdendolmetscher, uneingeschränkter Barrierefreiheit und am Eingang verteilter Hörgeräte, kann wirklich jeder das Konzert genießen.

Der Gospelchor präsentiert schnelle und langsame Lieder, traurige Balladen und Songs zum Tanzen inklusive eigener Choreografie. Erstmalig wird beim diesjährigen Konzert nicht nur gesungen, sondern auch geschauspielert: Vier der Sänger verwandeln sich in die Bremer Stadtmusikanten. Jedes einzelne der Tiere wurde von der Gesellschaft ausgestoßen, doch gemeinsam schöpfen sie neuen Mut: "Du bist zwar nicht von unserer Art, doch dein Leben ist hart gewesen. Das gemeinsame Ziel macht uns stark", sprechen Esel, Hund, Katze und Hahn im Chor. Sie symbolisieren Menschen am Rande der Gesellschaft, die gemeinsam aus schwierigen Situationen mutig und gestärkt herauskommen - so beim Gospelprojekt. "Oh Happy Day ist ein Projekt, das Menschen zusammen führt und dabei Herz und Geist öffnet", erklärt Wimmer dem Publikum.

Die Leiterin des Chors ist Ulrike Buchs-Quante. Sie wird unterstützt von Dirigent Roger Hefele, Choreografin Stephanie Felber und Annette Placht, die für die Percussion zuständig ist. Buchs-Quante tritt selbst im Veranstaltungsforum als Solistin auf und reißt das Publikum mit ihrem ansteckenden Lachen und ihrer offenen Art mit: "Jetzt wird gesungen, macht alle mit!", kündigt sie an und tanzt zu "Oh happy Day" über die Bühne. Im Verlauf des Abends präsentiert sie außerdem noch ein Duett mit Dirigent Hefele. Wenn der Chor singt, tritt Buchs-Quante an den Bühnenrand - die rechte Hälfte des Publikums kann sie aber auch hinter der Bühne beim Tanzen und Mitsingen entdecken.

Die gute Laune und Freude an der Musik, die nicht nur Buchs-Quante, sondern das ganze Ensemble auf der Bühne präsentieren, steckt an. Im Publikum wird gelacht, geschunkelt, mit den Füßen gewippt, geklatscht und mitgesungen. Lieder wie "Everybody needs somebody to love" von den Blues Brothers und "We are the world" (USA for Africa) unterstreichen die Inklusionsbotschaft des Gospelchors. Eine Botschaft, die ankommt: Am Ende des Konzerts erhalten die Musiker anhaltenden Applaus und sogar Standing Ovations des Publikums.

Dieses Jahr ist der Chor noch bei einem weiteren Konzert am Samstag, 2. Dezember, in der Sankt-Pauls-Kirche in München zu hören.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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