Konzert:Schlüssige Programmdramaturgie

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Nami Ejiri (Klavier), Alina Armonas-Tambrea (Violine) und Edvardas Armonas (Violoncello) treffen in Gröbenzell die richtigen Töne. (Foto: Günther Reger)

Bei seinem Auftritt in Gröbenzell begeistert das Guadagnini Klaviertrio die Besucher.

Von Klaus Mohr, Gröbenzell

Es ist nicht alltäglich, dass sich die Musiker am Ende eines Konzerts wortreich für das Interesse und den Beifall des Publikums bedanken. Nach zwei Jahren in der Pandemie, in der es zwar immer wieder Lichtblicke, aber bis jetzt noch keinen wirklichen Durchbruch in Richtung Normalität gibt, ist spürbar, dass die Künstler auf das Publikum mindestens so stark angewiesen sind wie umgekehrt. Diese Stimmung begleitete den Abend in der Gröbenzeller Konzertreihe in der Steinerschule, zu dem das Guadagnini Trio mit Alina Armonas-Tambrea (Violine), Edvardas Armonas (Violoncello) und Nami Ejiri (Klavier) gastierte.

Joseph Haydns Klaviertrio in G-Dur Hob. XV:25 hätte seinen besonderen Platz unter den zahlreichen Werken der Gattung aus der Feder Haydns sicher nicht, wäre nicht der Schlusssatz, ein Rondo all'Ongarese, das für den Beinamen "Zigeunertrio" verantwortlich ist. Das Guadagnini Trio baute die Architektur der drei Sätze so auf, dass sich der Energieüberschuss des Finales ganz schlüssig aus dem vorherigen Verlauf ergab. Der Kopfsatz, ein Andante mit ganz liedhaftem Duktus, war ein zartes Klavierkonzert, dessen figurale Variationen sich wie Ranken um die Melodielinie legten. Der Satz löste ein Gefühl des entspannten Wohlklangs aus, wozu auch die sorgsame Phrasierung und die zurückhaltende Dynamik wesentlich beitrugen. Der Mittelsatz (Poco adagio, cantabile) entzog dem Hörer etwas die Bodenhaftung durch eine Kantilene im Klavier, die wie eine klangsensible Traumstudie anmutete. Die Führung wechselte im Verlauf auch zu den Streichern, doch fundierten die jeweiligen Begleitstimmen durchgehend einen entrückten Klanggestus. Ins pralle, fast überbordende, Leben brachte der Schlussatz die Zuhörer. Dabei wäre die feurig-zupackende Wirkung bei weitem nicht so stark wahrgenommen worden, wären ihm nicht die zwei charakterlich völlig anders gearteten Sätze vorausgegangen.

Mit dem Klaviertrio in h-Moll op. 76 von Joaquín Turina wechselten der geografische Bezugspunkt nach Spanien und das Jahrhundert. 1933 entstanden, bediente sich das Werk im Kopfsatz (Lento) in fließender Bewegung einer freieren harmonischen Umgebung. Dialogische Phrasen zwischen den beiden Streichern bereicherten und durchbrachen die schwärmerische Klangfülle. Kraftvolle Arpeggien prägten das Molto vivace, und mit sehr ausdrucksstark geführten Linien beschloss ein Lento-Finale das Werk.

Nach der Pause stand Felix Mendelssohn Bartholdys viel gespieltes Trio für Klavier, Violine und Violoncello in d-Moll op. 49 auf dem Programm. Dieses absolute Meisterwerk stellt eine große Herausforderung für die Interpreten dar, möchte man der Klassifizierung Mendelssohns durch Robert Schumann als "Mozart des 19. Jahrhunderts" musikalisch gerecht werden. Klangliche Transparenz erreichte das Guadagnini Trio insbesondere durch die Zurückhaltung der Pianistin, die den fast übermächtigen Klavierpart nicht mit Kraft und Lautstärke, sondern mit gut durchhörbaren Linien gestaltete. So virtuos der Klavierpart im raschen Kopfsatz ist, so verspielt und neckisch kommt er im Scherzo daher. Das wiederum war für die beiden Partner so ansteckend, dass der kurze Satz zum Höhepunkt der Interpretation wurde. Mit Leidenschaft und inniger Konzentration klang das Werk schließlich aus. Der Dramaturgie des Konzerts folgend, war der Andante-Satz aus Clara Schumanns Klaviertrio als Zugabe ein organischer Schlusspunkt: Das Guadagnini Trio schloss mit dem ätherisch schwebenden Satz den Kreis zum Anfang des Konzerts.

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