Kinderbetreuung:Maisach schafft Anreize für Kita-Personal

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Künftig soll eine Erzieherin nicht mehr zehn oder mehr Kinder betreuen, sondern generell nur noch neun. Und in manchen Fällen will die Gemeinde sogar den Anstellungsschlüssel auf 1:8 senken

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Pflegekräfte, die am Rande ihrer Leistungsfähigkeit sind, Erzieherinnen, die keine Perspektive habe, Verwaltungsangestellte, die sich keine Wohnungen auf dem Arbeitsplatz leisten können - die Städte und Gemeinden tun sich aus vielerlei Gründen schwer, Personal zu finden und vor allem zu halten. Maisach geht nun wieder einmal seinen eigenen Weg und setzt auf bessere Arbeitsbedingungen. Zunächst für die Beschäftigten der kommunalen Kindertagesstätten. Die sollen profitieren, wenn der Anstellungsschlüssel geändert wird.

Ob nun eine Erzieherin oder ein Erzieher auf zwölf Kinder achten muss oder nur auf neun, spielt in der stundenweisen oder ganztätigen Betreuung eine große Rolle. Gruppen mit 25 Kindern im Kindergarten mit zwei Betreuerinnen waren und sind keine Seltenheit. Würden die Gruppen kleiner und es gäbe mehr Personal, wäre das Arbeiten mit den Kindern entspannter. Diesen nächsten Schritt in einer Reihe von vorhergehenden Schritten zu gehen, dazu hat sich der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung des Jahres nun entschlossen. Es ist nicht als einmaliges Geschenk zu verstehen, dass der Anstellungs- oder Personalschlüssel geändert wird. 1:9 soll bleiben und in manch schwierigem Fall sogar auf 1:8 gesenkt werden können.

Auf diese Werte hat man sich im Gemeinderat einigen können. Die Zustimmung war vorauszusehen, weil die Gemeinde damit ein Signal aussenden möchte: Sehr her, es geht auch anders. Nämlich etwas großzügiger, als in anderen Kommunen, und dadurch vielleicht auch etwas entspannter. Mittlerweile haben die Maisacher Eltern für ihre Kinder 15 Einrichtungen verschiedener Träger zur Auswahl, in die sie sie guten Gewissens geben können. In Gernlinden plant die Gemeinde derzeit ihr nächstes Kinderhaus, damit sind es bald 16 Kitas. Fachkräfte sucht aber nicht nur die Gemeinde, sondern auch die kirchlichen und Verbandsträger, auf einem Markt, der überschaubar geworden ist.

Die Belastungen für das Personal seien groß, sagt Gabi Rappenglitz, Gemeinderätin und selbst Leiterin einer Kita. Sie gehört seit ihrer Wahl 2006 der CSU-Fraktion an und ist die Referentin für Kinderbetreuung und Tagesstätten der Gemeinde. Rappenglitz sagt, dass die unterschiedlichen Buchungszeiten von den Mitarbeiterinnen große Flexibilität verlangten. Sie hätten in den Kindergärten aber zusätzlich Aufgaben, wie das Windeln wechseln, das sie von der eigentlichen Betreuungs- und Erziehungsarbeit abhalte. Der Aufwand sei um einiges größer, als noch vor Jahren. "Viele Kinder sind auch mit drei Jahren noch nicht sauber", stellte Gabi Rappenglitz fest.

Die Gemeinde wie auch die anderen Träger müssten "jonglieren, wie sie ihr Personal einsetzen", so die Referentin. Es werde immer noch ein Anstellungsschlüssel von 1: 10 empfohlen, wobei "1:9,5 schon nicht mehr tragbar" sei. Die Absenkung auf 1:9 sei dringend geboten, um die Arbeit in den gemeindlichen Kindertagesstätten attraktiver zu machen und neues Personal zu gewinnen. Die anderen Träger könnten dies über den Defizitausgleich, den die Gemeinde gewährt, ebenfalls anwenden.

Personal zu bekommen, wäre so leichter möglich, hofft man in der Verwaltung, aber um es zu halten, müsse man weitere Anreize schaffen. Zum Beispiel Kurse für betriebliches Gesundheitsmanagement, die von der Gemeinde gefördert würden. Im Rathaus können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon davon profitieren, wenn sie wöchentlich eine Rückenschule für etwa 20 Minuten mitmachen.

Auch der Arbeitsplatz soll verbessert werden. So sollen in die Akustik der Räume investiert und die Ausstattung angepasst werden. Wohl eines der wichtigsten Vorhaben zur Personalgewinnung dürfte die Förderung von Wohnraum sein. Die Bezahlbarkeit der Wohnungen sei ein "immer wieder auftretendes Problem", stellt die in der Verwaltung für Kitas zuständige Anika Grüter fest. Da muss die Gemeinde aber nichts nachholen, gewährt sie für Kita-Personal jetzt schon einen Nachlass auf 15 Prozent der Miete von Wohnungen.

Die materiellen Vorteile, in einer Kita der Gemeinde Maisach beschäftigt zu sein, seien das eine, sagt Bürgermeister Hans Seidl (CSU). Die andere Seite ist die, die man nicht mit Geld aufwiegen kann: Anerkennung. "Die Beschäftigten fühlen sich von den Eltern nicht respektiert", teilt der Bürgermeister die Erfahrungen des Personals mit. Zu viele der häuslichen Probleme würden in die Kindergärten abgeladen" und müssten dort aufgearbeitet werden.

© SZ vom 04.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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