Kinderbetreuung:Gebührenerhöhung verschoben

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Um Weihnachten herum kehrt in den Kindertagesstätten gewöhnlich ein wenig Ruhe ein. Nur in Olching sind die Eltern nicht beruhigt ob der im kommenden Jahr erheblichen Gebührenerhöhung. (Foto: Johannes Simon)

Olching will nicht im Frühjahr, sondern erst von September kommenden Jahres an die Eltern stärker an den gestiegenen Kosten für die Kinderbetreuung beteiligen. Die letzte Erhöhung liegt sechs Jahre zurück

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Die für den kommenden Februar geplante Erhöhung der Elterngebühren in den städtischen Olchinger Kindertagesstätten ist auf September 2022 verschoben worden. Bürgermeister Andreas Magg (SPD) hat dies dem Gesamtelternbeirat bei der Stadtratssitzung am Donnerstag zugesagt. In der Bürgersprechstunde hatten Elternbeiratsvertreter gegen die massive Erhöhung um bis zu 168 Prozent Einspruch erhoben.

"Magg hat auch zugesichert, die Preiserhöhung noch mal zu überprüfen", teilt Kersten Raisch, Sprecher des Elternbeirats, mit. Ursprünglich hatte die Stadt geplant, die Erhöhungen bereits in der kommenden Januarsitzung des Stadtrates beschließen zu lassen. Die Stadt hatte am 9. Dezember mit Schreiben an den Elternbeirat angekündigt, die Gebühren schon im ersten Quartal 2022 für ihre 23 Kindereinrichtungen zu erhöhen. Begründet wurde dies mit Kostensteigerungen für Personal- und Sachkosten und damit, dass die Gebühren seit 2016 nicht angehoben worden sind. Allein die Personalkosten würden fünf Millionen Euro jährlich betragen, hat Magg den Elternvertretern mitgeteilt. "Die Erhöhungen würden nach unseren Berechnungen - je nach Einrichtung - zwischen 69 und 168 Prozent betragen", so Raisch. "Viele Eltern haben verzweifelt und geschockt auf den Brief des Bürgermeisters reagiert." Erstaunt ist der Elternbeirat, dass in die Neukalkulation des Kämmerers auch die anteilige Miete der Verwaltung im Rathaus eingeflossen ist. Bereits vor knapp sechs Jahren habe sich Olching im Vergleich zu den Nachbarkommunen und der Stadt München "in die Liste der teuren Städte bei der Kinderbetreuung eingereiht", so die Feststellung des Gesamtelternbeirats (GEBO). Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des GEBO in dieser Woche hatte das Gremium beschlossen, diese Erhöhung nicht zu akzeptieren und dagegen Widerspruch einzulegen.

Die geplanten Erhöhungen sind deutlich. So verdoppelt sich die Elterngebühr für einen sechsstündigen Krippenplatz von fast 242 auf 468 Euro pro Kind, bei achtstündiger Betreuung von 323 auf 589 Euro. Ein solcher Krippenplatz für sechs Stunden täglich kostet in Maisach 258 und in Eichenau 364 Euro ab September 2022; für acht Stunden wären es 344 und 400 Euro zu entrichten. Der ganztägige Kindergartenplatz würde sich in Olching von 157 auf 251 Euro erhöhen; in Maisach kostet er 153 und in Eichenau 173 Euro.

Mehr als verdoppeln würde sich der Hortaufenthalt der Olchinger Kinder. Hier ist bei vierstündiger Betreuung eine Erhöhung von 100 auf 249 Euro vorgesehen. Vergleichsweise zahlen die Eltern in Maisach 88 und in Eichenau 107 Euro für den Hortplatz. Für einige Eltern mit mehreren Kindern hätte die Gebührenerhöhungen mehr als tausend Euro ausgemacht, hat der GEBO errechnet. Sprecher Kersten Raisch sicher: "Das ist nicht mehr machbar. Viele Eltern würden dann überlegen, ihre Kinder selbst zu betreuen und nicht mehr arbeiten zu gehen." In Verbindung mit hohen Mietkosten in Olching sei das Leben in der Amperstadt dann "deutlich schwieriger zu finanzieren", so die Elternvertreter. Der GEBO habe durchaus Verständnis dafür, dass es Kostensteigerungen für die Stadt gegeben habe, doch die Lebenshaltungskosten wären nach ihren Berechnungen seit 2016 lediglich um 10,5 Prozent gestiegen.

Der GEBO erinnert daran, dass die Kinder und Eltern schon pandemiebedingt "große Opfer durch längerfristige Kita- und Schulschließungen erleiden mussten und die Kinder ihrer sozialen Kontakte beraubt wurden". Zudem habe die Stadt bis heute die versprochene Rückzahlung zu viel entrichteter Beiträge aufgrund der Schließungen der Einrichtungen nicht vollumfänglich erfüllt. Würden Eltern ihre Kinder abmelden, würde der Kostendruck für die Stadt erheblich steigen. Der GEBO vermutet, dass die Stadt aufgrund leerer Kassen in eine Art Panikmodus schaltet und jetzt die Bürgerinnen und Bürger umso mehr zur Kasse bittet.

© SZ vom 18.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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